»Wir können Gott als Schöpfer aller Dinge verehren, während wir gleichzeitig die Methode erforschen, die er möglicherweise bei seiner Schöpfungsarbeit eingesetzt hat.« Der Biologe R. J. Berry unternimmt mit »Gott oder Zufall?« den Versuch von Wissenschaftlern, Religion, Wissenschaft und Philosophie in Beziehung zu setzen und die Naturwissenschaft mit Gott zu verbinden. Die Autoren verstehen die Religion als Ergänzung zur Wissenschaft – über ihre Grenzen hinaus – und präsentieren die Schöpfung als vereinbar mit dem Urknall oder der Evolution. Dabei sind sie kritisch gegenüber strengen Darwinisten aber auch religiösen Pauschalaussagen, die Gott als beweisbar und greifbar sehen, und beziehen sie sich auch auf das Bild des »göttlichen Uhrmachers« oder die Suche nach außerirdischer Intelligenz.
Das Sachbuch versteht sich als Nachschlagewerk: Die einzelnen Kapitel können in beliebiger Reihenfolge gelesen werden; Zitate, Definitionen, Exkurse und Anekdoten untermauern den Text. Die Artikel bestechen durch klare Wortwahl und einen Stil, der gleichermaßen rhetorisch raffiniert und abwechslungsreich daherkommt – ohne umständliche Schachtelsätze, Gott sei Dank! Der umfangreiche Überblick belädt die Ausführungen mit Fachbegriffen, deren Erklärungen sie nicht immer von ihrem theoretischen Niveau herunter holen können.
Der interessierte Leser lernt verschiedene Positionen und Auffassungen von Religion kennen, die sich in ihrem Verständnis von Gott unterscheiden: Von der wörtlichen Interpretation der heiligen Schrift bis hin zum völlig Agnostischen – streng genommen sind alle Extreme unhaltbar. Der Fokus wandert von den Entwicklungen der wissenschaftlichen Welt und des gesellschaftlichen Verständnisses davon hin zu aktuellen ethischen Problemstellungen: Biokraftstoffe, Nanotechnologie und Genexperimente werden mit christlicher Moral analysiert.
Ein umfassendes Werk mit klarer Position, etwas für Querdenker und Skeptiker, auch wenn es wohl keinen überzeugten Atheisten umstimmen kann. »Gott oder Zufall?« bietet neue Denkanstöße für alte Streitfragen, denn: »Es ist ebenso ein philosophischer wie ein theologischer Irrtum, zu meinen, dass Lücken in wissenschaftlichen Erklärungen mit »Gott« aufgefüllt werden könnten, genauso wie das Gegenteil, dass vollständige wissenschaftliche Erklärungen Gott »ersetzen« könnten.«