R. R. SUL

 3,9 Sterne bei 14 Bewertungen
Autor*in von Das Erbe.

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Cover des Buches Das Erbe (ISBN: 9783423281997)

Das Erbe

(14)
Erschienen am 16.09.2019

Neue Rezensionen zu R. R. SUL

Cover des Buches Das Erbe (ISBN: 9783423281997)
N

Rezension zu "Das Erbe" von R. R. SUL

nonostar
Dieses Erbe muss ich leider ausschlagen

Wolf wächst bei seiner psychisch labilen Mutter auf, die davon überzeugt ist, dass er an der Mondscheinkrankheit leidet und nicht ins Sonnenlicht darf. Sein Leben spielte sich lange nur nachts ab, tagsüber durfte er nur mit einem Helm vor die Tür. Dann tritt Bob in ihr Leben und findet heraus, dass Wolf gar nicht krank ist. Das Leben der Familie ändert sich nun drastisch, Wolf bekommt noch einen Bruder, Freddy, doch kurz nach dessen Geburt zerbricht die Ehe und  Wolf ist wieder alleine mit seiner Mutter. Die erleidet allerdings bald einen Zusammenbruch und bringt sich um, Wolf lebt fortan bei seinem Großvater.

Soweit so gut. "Das Erbe" begleitet Wolf als Erwachsenen, er leidet noch immer unter seiner Kindheit und lebt alleine und zurückgezogen. Der Kontakt zu anderen Menschen fällt ihm schwer, selbst als er seine Jugendfreundin wieder trifft und eine Beziehung mit ihr anfängt, schafft er es nicht, sich der Außenwelt zu öffnen. Bis hierher fand ich das Buch noch ganz okay, es war gut geschrieben, auch wenn mir Wolf immer etwas distanziert erschien und ich keine richtige Bindung zu ihm aufbauen konnte. Doch als dann plötzlich Freddy auftaucht wird mir die Geschichte zu konfus. Es entwickelte sich ein Wirrwarr an Figuren und abstruser Handlung, der ich nicht mehr folgen konnte.

Besonders gut geschrieben fand ich das Buch leider auch nicht. Keine der Figuren entwickelte eine besondere Tiefe, sie blieben unrealistisch und konstruiert für mich, ebenso wie die gesamte Handlung. Einen roten Faden konnte ich nicht wirklich erkennen. Wolf hat plötzlich das Bedürfnis, bei Freddy alle Fehler seiner Eltern wieder gut zu machen und ihm ein guter großer Bruder zu sein, der sich um ihn kümmert. Das klappt jedoch nicht so richtig und wirkt für mich auch nicht sonderlich "echt". Die Figuren manipulieren sich eigentlich alle gegenseitig und ihr Handeln war mir zu abstrus. Auch ihr Schicksal interessierte mich immer weniger, da ich auch keine Sympathie zu ihnen aufbauen konnte.

Leider hat sich mir dieses Buch überhaupt nicht erschlossen. Es wirkt auf mich lediglich konstruiert und unglaubwürdig und der Autor hat es mit seiner Erzählweise nicht geschafft, eine Bindung zu den Figuren aufzubauen.

Cover des Buches Das Erbe (ISBN: 9783423281997)
jenvo82s avatar

Rezension zu "Das Erbe" von R. R. SUL

jenvo82
Die Wahrheit ist die Lüge, an die du glaubst

„Es fiel mir leichter, davon zu träumen, dass ein Leben als Familie wieder vorstellbar wäre, als das Risiko einzugehen, diesen Traum aufgeben zu müssen.“

Inhalt

Für Wolf ist der Begriff Familie etwas sehr Unbestimmtes, denn seine Mutter hat ihm nicht nur eine Krankheit angedichtet, sie hat sich, nachdem sein Stiefvater die Lüge aufgedeckt hat, sogar das Leben genommen. Nun wächst Wolf bei seinem Großvater auf, während sein Halbbruder gemeinsam mit dem Stiefvater das Land verlässt. Diese frühzeitige Prägung begleitet den Heranwachsenden wie ein dunkler Schatten und er merkt, dass er zu normalen sozialen Bindungen nur begrenzt fähig ist, denn Menschen machen ihm Angst. Nur bei seiner Freundin Lina findet er Unterstützung und etwas später auch die große Liebe. Vollkommen unerwartet tritt wenig später der verschollene jüngere Bruder Freddy in sein Leben und erzählt von seiner ebenso schwierigen und gewaltbehafteten Kindheit in der Fremde. Für Wolf ist klar, diesmal will er es besser machen und für seinen Blutsverwanden da sein. Aber Freddy bleibt undurchschaubar, er verschwindet und taucht wieder auf, gerade so wie es ihm beliebt. Er lebt an der Grenze zur Kriminalität und lässt sich nicht in die Karten schauen. Letztlich freut sich Wolf, dass Freddy wieder seiner Wege geht. Doch als er nach Jahren erneut auftaucht und ominöse Todesanzeigen verschickt, fühlt sich Wolf mit seiner Familie bedroht und auch die Ehe scheint dem bedrohlichen Außenstehenden nicht gewachsen zu sein …

Meinung

Allein die Kurzbeschreibung des Verlages, und die Andeutung der Handlung erschienen mir äußerst reizvoll, gerade wenn es einmal nicht um das finanzielle Erbe einer Familie geht, sondern das mentale, so bin ich direkt dabei. Da es sich bei dem Autor oder der Autorin R.R. Sul um ein Pseudonym handelt, kann man nur spekulieren, warum er oder sie unentdeckt bleiben möchte - mir ist es eigentlich einerlei, Hauptsache der Inhalt stimmt. Und ganz so sah es aus, nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte.

Wolf, der Hauptprotagonist verfügt über eine ausgesprochen eingängige Erzählstimme, die ihn sofort irgendwie sympathisch macht, obwohl sich bald herausstellt, dass seine Psyche mehrfach angeknackst ist. Alles was er rückwirkend beleuchtet, und wie im Vorwort angedeutet, seinem Enkelsohn hinterlassen möchte, ist ein authentischer Abriss über sein Leben, mit vielen dunklen Flecken auf der Familiengeschichte und zahlreichen persönlichen Verfehlungen. Absolut treffsicher ist das Verhältnis zwischen familiärer Verantwortung und Distanz beschrieben. Die ständige Stimme im Hinterkopf, die ihn müßigt, nochmals Kontakt zu suchen, sich nicht einfach abwimmeln zu lassen und letztlich doch eine Entscheidung gegen einen Menschen und für eine Sache zu treffen – all das lässt sich wunderbar nachvollziehen und intensiv erörtern. 

Dennoch entwickelt sich der Text für mich zu einer Art Gedankenexperiment, dem es im Verlauf immer mehr an Glaubwürdigkeit und Realitätsnähe fehlt. Spätestens als die Schuldfrage in Verbindung mit unterschwelliger Manipulation immer mehr in den Vordergrund rückt, habe ich mich innerlich von dem Text abgewandt, obwohl er immer noch eine äußerst mitreißende Erzählung darstellt. Das größte Manko dieses Buches ist das Fehlen einer konkreten Aussage, und sein es auch nur ein greifbarer Höhepunkt. Weder die Personenkonstellation noch der Lauf der Zeit bringen ein Ergebnis hervor, alle Schilderungen sind lediglich Episoden auf einem langen Weg, dessen Ende weder der Tod noch das Leben sind. Mit viel Phantasie kann man sich auch den langsamen Verfall eines Mannes vorstellen, den das Leben gebeutelt hat und der immer nur nach Schuldigen sucht, selbst aber nicht in der Lage ist, klare Grenzen zu ziehen. Ein Mann, der zum Spielball anderer wird, sich dessen durchaus bewusst ist und trotzdem nicht aus seiner Haut kann. Leider bleiben auch diese Gedanken stecken, weil es mir nicht möglich war, folgerichtige Schlüsse zu ziehen.

Fazit

 Für diesen unterhaltsamen, sehr spannenden Roman über Abhängigkeiten und Randexistenzen, Familienbande und das schwere Erbe einer belasteten Kindheit vergebe ich gute 4 Lesesterne. Wenn es dem Leser gelingt, über die Glaubwürdigkeit und den Wahrheitsgehalt hinwegzusehen, dann kann er auch mit dem offenen Ende umgehen, wenn nicht, dann folgt spätestens dort die Enttäuschung. Schreibtechnisch und inhaltlich ist die Thematik unverbraucht und bringt nicht nur Unterhaltung, sondern setzt auch das Gedankenkarussell in Bewegung. Gerade die existenziellen Fragen, die immer wieder auftauchen, animieren zum Grübeln. Sehr oft habe ich mich gefragt, wie ich in der entsprechenden Situation reagiert hätte und was genau den Protagonisten eigentlich so zusetzt – wirklich schlau geworden bin ich aber bis zum Ende nicht.

Cover des Buches Das Erbe (ISBN: 9783423281997)
Xanakas avatar

Rezension zu "Das Erbe" von R. R. SUL

Xanaka
Schweres Erbe

Wolf hat eine schwere Kindheit. Seine Mutter ist der Meinung, dass er an der Mondkrankheit leidet und das er auf jeden Fall unheilbar krank ist. Das bedeutet für ihn, dass er nur nachts herausdarf. Allein spielt er auf den Spielplätzen, sitzt im Garten und beobachtet den Mond. Und er ist immer mit Helm unterwegs.

Sein Leben ändert sich radikal, als seine Mutter Bob kennenlernt. Der glaubt nicht an die Diagnose des Arztes und schleppt Wolf, ohne mit der Mutter Rücksprache zu nehmen, zu einem Spezialisten. Dessen Diagnose lautet Wolf ist gesund.

Ab dem Moment ist nichts mehr wie es war.

Auf unglaublich einfühlsame Weise erzählt R.R. Sul hier die Geschichte von Wolf. Er zeigt aber auch auf, dass es trotz denkbar schlechter Vorbedingungen möglich ist, sich zu einem normal denkenden und vor allem handelnden, empathischen Menschen zu entwickeln. Während des Lesens kam mir immer wieder der Gedanke, dass kann alles nicht gut enden für den Jungen. Und doch schafft er es. Er entwickelt sich zu einem Menschen und ist in der Lage emotional normal zu denken und zu handeln. Und doch gibt es da immer wieder diese Rückschläge, die auf Wolf extrem wirken und drohen ihn wieder in seine Negativwelt zurück zu werfen.

Die Familiengeschichte von Wolf, so verstörend díese auch ist, bewirkte aber auch in mir, dass das Buch noch lange in mir nachwirkte. Sie zeigt aber eben auch, dass es trotz negativer Einflüsse und Tendenzen möglich ist, sich zu einem völlig normalen, positiven Menschen zu entwickeln.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung und verdiente vier Lesesterne.

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