Rezension zu "Die dunkle Kammer" von Rachel Seiffert
Bemerkung: In Originalsprache (Englisch) gelesen
Der von mir als Fan Bücher neuerer Geschichte aus dem Regal gezogene Roman rund um die Schicksale dreier Deutscher im 20. Jahrhundert entpuppte sich leider als Enttäuschung. Der zwar im Detail exakte, jedoch stakkatoartige und seelenlose Schreibstil ließ mich vermuten, es beim ersten Protagonisten (Helmut) mit einem Autisten zu tun zu haben. Dankbar sprang ich in den zweiten Teil, der sich der Flucht der zwölfjährigen Lore mitsamt ihrer jüngeren Geschwister einmal quer durchs Deutschland des Sommer 1945 widmet. Leider suchte ich jedoch auch in diesem Erzählstrang vergeblich nach Gefühlen.
Der Autorin und dem Roman ist zu Gute zu halten, dass es ihm dennoch gelingt, das Grauen dieser orientierungslosen Zeit zu transportieren. Die Verstörung, die alle in ihre lebenden Personen dieses Buches zu empfinden scheinen, geht auch auf den Leser über. Vielleicht ist die Starre und Betäubung, in der sich Helmut, Lore und deren Geschwister befinden, sogar Absicht der Autorin und der Traumatisierung ihrer Protagonisten geschuldet...
Mir jedoch war dies alles zu viel - und zu wenig! Zu viel bedrückende Gefühllosigkeit, zu wenig echte, spürbare Menschen, mit denen ich mich identifizieren konnte. Daher habe ich das Buch nach etwa der Hälfte abgebrochen.