Rezension zu "Melonenschale. Lebensgeschichten der Lea T." von Rada Biller
Die Lektüre der Lebensgeschichten der Lea T. hat einfach nur viel Freude gemacht. Rada Biller nimmt den Leser an die Hand und führt ihn mit ihren vielen kleinen Geschichten in eine (für mich bis dahin völlig unbekannte) geheimnisvolle und ferne Welt. Die Reise oder vielmehr die Flucht vor den Ereignissen beginnt in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan und führt über Moskau und Stalingrad nach Prag und Hamburg. "Melonenschale" ist autobiografisches Zeugnis der Rada Biller und fabelhaftes Erzählen zugleich.
Lea (alias Rada Biller), die Tochter einer Jüdin und eines Armeniers wächst im quirligen und orientalischen Baku der 30er Jahre auf. Aufgrund der häufigen Ortswechsel, dem ständigen Kontakt mit den Eltern - die Familie lebt meist zu dritt in einem Zimmer - und den Auswirkungen des Krieges muss Lea Mittel und Wege finden, um sich ihre Kindheit ein stückweit zu bewahren. Unterschiedliche Kulturen, Traditionen und Menschen formen aus dem Mädchen eine Kosmopolitin, die Jahre später mir ihrem tschechischen Mann wiederum flüchten muss - zunächst nach Prag, dann nach Hamburg. "Melonenschale" ist ein Hoch auf das Leben und die Gewissheit, dass es immer weiter geht und man niemals die Hoffnung verlieren sollte.
Diese Aufzeichnungen veröffentlichte sie erst mit 73 Jahren, ihre beiden Kinder schrieben da schon längst. Bisher war mir die Familie Biller leider noch nicht bekannt aber durch den zufälligen Erwerb des Buches entdeckte ich nicht nur Rada Biller, sondern auch ihre schreibenden Kinder Maxim und Elena Biller. Zunächst aber möchte ich mich ganz und gar Rada Biller widmen. Den nächsten Roman "Lina und die anderen" habe ich soeben gekauft.