Cover des Buches Mararía (ISBN: 9783887693824)
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Rezension zu Mararía von Rafael Arozarena

Kleinod von den Kanaren

von BrittaRoeder vor 9 Jahren

Rezension

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BrittaRoedervor 9 Jahren

Ein Fremder kommt in ein abgelegenes Dorf auf Lanzarote. Beim gemeinsamen Wein mit den Männern des Ortes hört das erste Mal von Mararía, der Hexe. Seine Neugier ist geweckt. Was verbirgt sich hinter der schwarz verschleierten Alten, die wie ein Geist durchs Dorf huscht und über die jeder etwas anderes zu erzählen hat? Er beginnt zu fragen und zuzuhören und vor uns entfaltet sich nach und nach die ganze Geschichte:

Lanzarote, in den vortouristischen fünfziger Jahren. Es ist eine archaische längst vergangene Welt. Das Leben der Einheimischen ist geprägt von Entbehrungen und harter Arbeit. Man ernährt sich von der kargen Landwirtschaft oder der Seefahrt. Der Kreis, in dem man sich bewegt ist eng, man lebt abgeschieden von der Welt, ist aufeinander angewiesen, man kennt sich, hasst sich, streitet sich und hält zusammen. In diesem engen Kosmos lebt die schöne Maria , genannt Mararía, mit ihrer Tante. Kein Mann im Ort, der sie nicht begehrt, kein junger Mann, der sie nicht gerne zur Frau hätte. Doch die Schöne entzieht sich den Männern ihres Dorfes, denn ihre Wahl fällt auf einen Fremden. Aus Begehren wird Hass und Mord.

Wie bei einer Spurensuche trägt der Ich-Erzähler die einzelnen Erzählabschnitte zusammen. Mit vielen verschiedenen Mündern wird die Geschichte von Mararía erzählt. Dabei sind es bezeichnenderweise fast nur die Männer, die hier zu Wort kommen, sowie es auch die Männer sind, die das Schicksal dieser Frau besiegeln. Ihre Berichte werden zu Beichten, die ihre Schuld entlarven. Hart geht der Autor mit dem Machismo ins Gericht, der das Glück einer einzelnen nach Unabhängigkeit strebenden Frau nicht zulassen kann und so zerstört.

Die außergewöhnliche Landschaft Lanzarotes, die Arozarena kraftvoll mit seinen Worten nachbaut, bildet die perfekte Kulisse für dieses tragische Drama aus zeitlosen menschlichen Leidenschaften: Verzweiflung und Einsamkeit und die nicht endende Sehnsucht nach Glück und Liebe.

Mararía ist eine traurige Geschichte. Mit großer Kraft erzählt, unsentimental und darum umso berührender.

Auf den Kanarischen Inseln ist Rafael Arozarenas Roman Pflichtlektüre an den Schulen, in unseren Breiten leider nur ein fast unbekannter Insider-Tipp. Für Liebhaber (nicht nur) spanischer Literatur ist er ein lohnendes Kleinod, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

Gerne möchte ich auch noch die mir vorliegende Ausgabe (Konkurs-Verlag) mit der Übersetzung von Gerta Neuroth empfehlen. In ihrem lesenswerten Nachwort liefert die Übersetzerin einige sehr interessante Details zu Entstehungsgeschichte des Romans.

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