Rafael Chirbes

 3,7 Sterne bei 64 Bewertungen
Autor von Am Ufer, Der Fall von Madrid und weiteren Büchern.
Autorenbild von Rafael Chirbes (© Jo Schwarz)

Lebenslauf

Rafael Chirbes, geboren 1949 in Tabernes de Valldigna bei Valencia, studierte in Madrid und lebt heute als freier Publizist in Beniorbeig /Alicante.

Alle Bücher von Rafael Chirbes

Cover des Buches Am Ufer (ISBN: 9783442749102)

Am Ufer

 (14)
Erschienen am 14.12.2015
Cover des Buches Die schöne Schrift (ISBN: 9783888979071)

Die schöne Schrift

 (11)
Erschienen am 15.05.2013
Cover des Buches Der Fall von Madrid (ISBN: 9783888979224)

Der Fall von Madrid

 (11)
Erschienen am 11.09.2013
Cover des Buches Krematorium (ISBN: 9783888979064)

Krematorium

 (5)
Erschienen am 15.05.2013
Cover des Buches Der lange Marsch (ISBN: 9783453404823)

Der lange Marsch

 (6)
Erschienen am 06.06.2006
Cover des Buches Paris-Austerlitz (ISBN: 9783956141225)

Paris-Austerlitz

 (4)
Erschienen am 24.08.2016
Cover des Buches Der Schuß des Jägers (ISBN: 9783956141096)

Der Schuß des Jägers

 (3)
Erschienen am 16.03.2016
Cover des Buches Paris - Austerlitz (ISBN: 9783442716173)

Paris - Austerlitz

 (3)
Erschienen am 11.06.2018

Neue Rezensionen zu Rafael Chirbes

Cover des Buches Alte Freunde (ISBN: 9783888979033)
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Rezension zu "Alte Freunde" von Rafael Chirbes

Frustriertes Klassentreffen der Revoluzzer-Gruppe
Aischavor einem Jahr

Mit dem Abschluss seiner Spanien-Trilogie lässt Chirbes seine Figuren im 21. Jahrhundert ankommen. Der Plot ist schnell erzählt: Sechs "alte Freunde", ehemalige Mitglieder einer "marxistisch-leninistischen Splittergruppe", treffen sich Anfang der 2000er in einem Madrider Nobelrestaurant und erinern sich an gemeinsame Zeiten.

Dabei wirft der Autor einen messerscharfen Blick auf die ehemaligen Franco-Gegner; Chirbes schont seine Landsleute nicht. Die Verbrüderung der Intellektuellen mit der leidenden Arbeiterschaft entlarvt er als aufgesetzt: "Revolution heißt, hartnäckig die Not zu suchen, die man nicht leidet." Auch die Klassengesellschaft bekommt einen literarischen Seitenhieb verpasst, denn der reiche Bauunternehmer Pedro hat "Geldscheine mit Zementspuren. Sie sind genauso viel wert, wie die anderen, man kann sie aber nicht in Gesellschaft vorzeigen."

Die Freunde sind frustriert, Liebesbeziehungen sind zerbrochen, Ideale wurden verraten, und ihre Kinder haben sie an Drogen oder an den Kapitalismus verloren: "Ein gigantischer Supermarkt, das ist für sie die Welt."

Erzähltechnisch ist der Roman anspruchsvoll und verlangt konzentrierte Lektüre. Mit den Kapiteln wechselt die Perspektive zu den verschiedenen Gästen des Abends. Man darf den alten Freunden förmlich in den Kopf blicken, Chirbes schreibt ihre Gedankenströme auf, die ab und an um Gesprächsfragmente erewitert werden, nur damit ein Satzfetzen erneut eine Erinnerung triggert, die Gedanken abschweifen ... und wieder zur Unterhaltung zurück kehren. Das ist nicht immer leicht zu lesen, aber grandios gemacht. Ich bin Chirbes-Fan!

Cover des Buches Der Fall von Madrid (ISBN: 9783453196049)
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Rezension zu "Der Fall von Madrid" von Rafael Chirbes

Ein viel zu langer Tag
Aischavor einem Jahr

Rafael Chirbes lässt den zweiten Roman seiner Spanien-Trilogie an nur einem Tag spielen, am 19. November 1975, dem Tag vor Francos Tod. Der Plot knüpft ein lockeres Netz aus einer unübersehbaren Zahl von Madrilenen. Da ist der 75jährige Geschäftsmann, durch Beziehungen und unsaubere Deals äußerst gut durch die Diktatur gekommen, sein Freund, der als Chef der Geheimpolizei das Ende des Generalissimos fürchtet, die kunstinteressierte, oberflächliche Industriellengattin, revolutionäre Studentinnen und Studenten, abgehängte Arbeiter und viele andere mehr. 

Leider übernimmt sich Chirbes hier etwas, die schiere Anzahl an Personen verwirrt, und einige Figuren geraten zu stereotyp und plakativ, sie vermochten mich nicht zu berühren oder steapazierten meine Geduld zu sehr, etwa der Sohn aus reichem Haus, der weder weiß, was er ist, noch was er sein will.

Atmosphärisch hingegen ist der Roman gelungen, die düster-pessimistische Stimmung, die große Unsicherheit darüber, was nach dem Ende des jahrzehntelang alles beherrschenden Diktators folgend mag, ist präzise eingefangen, sprachlich ist Chirbes einfach top.

Cover des Buches Der lange Marsch (ISBN: 9783453404823)
Aischas avatar

Rezension zu "Der lange Marsch" von Rafael Chirbes

In der Enge der spanischen Diktatur
Aischavor einem Jahr

Bereits 1999 wurde "Der lange Marsch" mit dem Preis der SWR-Bestenliste ausgezeichnet, nun erst habe ich den grandiosen Romancier Rafael Chirbes für mich entdeckt. 2022 war Spanien das Gastland der Frankfurter Buchmesse, und zu diesem Anlass hat der Verlag Antje Kunstmann drei Romane Chirbes' als Spanien-Trilogie herausgegeben.

Im ersten, hier besprochenen Band macht der Autor die beklemmende Enge der Franco-Diktatur greifbar. Anhand von sieben Familien (und über zwei Generationen hinweg) schildert er berührende Einzelschicksale, die beispielhaft für Zigtausende stehen. Da ist etwa der ungelernte Gelegenheitsarbeiter, der seine Familie durch den Verkauf einzelner Zigaretten über Wasser hält. Es sind Zigaretten, die seine Frau aus den Tabakresten aufgesammelter Stummel dreht. Wir begleiten die galicische Bauersfamilie, die aufgrund der Errichtung eines Staudammes zwangsumgesiedelt wird. Von der staatlichen Entschädigung bauen sie sich eine Pension in Madrid auf, die ihnen zwar finanzielles Einkommen aber keine Heimat bietet. 

Es gibt auch Aufsteigergeschichten, doch kaum jemand kann sich während des Franquismus sicher fühlen. Dies wird spätestens im zweiten Teil des Romans klar, der die Jugend in den Fokus rückt, intellektuelle Revolutionäre, vom Idealismus beseelt. Die Warnungen der Eltern in den Wind schlagend landen sie in den Folterkellern des Regimes.

Chirbes, der sich nach eigener Aussage mehr als Handwerker und Erzähler denn als Schriftsteller sah, verstand sein Handwerk aufs Meisterlichste.: Extrem dicht und mit einer narrativen Technik auf höchstem Niveau bringt er mühelos vier Jahrzehnte zweier Generationen (von sieben Familien!) auf gerade einmal gut 300 Seiten zu Papier. Er versteht es, sich auf das Wesentliche dieser mäandernden Lebensläufe zu konzentrieren, wechselt beiläufig die Erzählperspektive und lässt seine Figuren Absatz für Absatz an Profil gewinnen.

Ich ziehe meinen Hut vor diesem herausragenden Literaten!

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