Cover des Buches Du kannst, wenn du willst (ISBN: 9783667112682)
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Rezension zu Du kannst, wenn du willst von Rafael Fuchsgruber

Der Lauf zum Glück

von Murksy vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Zu kurz geratene Selbstanalyse

Rezension

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Murksyvor 6 Jahren
Man muss dieses Buch denke ich aus zwei Perspektiven sehen. Zum einen ist es die Geschichte einer Frau, die zeitweise an sich und ihrem Körper verzweifelt. Keine Diät hilft, weder Kraftsport noch gute Vorsätze helfen dauerhaft. Irgendwann wird sie erfahren, dass sie krank ist. Lipödem heißt die Stoffwechselkrankheit, die zu Fettablagerungen im Körper führen. Es gibt keine Heilung. Trotzdem gibt die Frau nicht auf. Obwohl ihr Ärzte nicht helfen können, ja teilweise vom Laufen abraten, startet die Frau ihr großes Projekt: 250 km durch die Namib-Wüste zu laufen! Das Buch blickt im ersten Teil immer wieder zurück, reißt kurz die Jugend an und ist dabei etwas sprunghaft und oberflächlich. Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich dann mit Masse mit dem großen Lauf. Die zweite Perspektive kann sich nun also auf die Läuferin richten. Hier will und kann das Buch kein Lauftrainer sein. Allerdings kommen mir hier einige Aspekte doch zu kurz. Ultraläufe, egal wie positiv sie in diesem Fall auf die Psyche der Autorin gewirkt haben, sind und bleiben Raubbau am Körper. Wer etwas anderes behauptet, lügt. Es muss also nicht Extremsport sein. Frau Wensel hat für sich diesen Weg gewählt. Ihr großes Ego lässt keine halben Sachen zu. Nach wenigen Wochen als Läuferin nimmt sie an einem 10 km Lauf teil, dann folgen bald die ersten Marathons. Es scheint wie ein innerer Zwang zu sein, sich selbst zu beweisen, dass man auch mit mehr Gewicht etwas leisten kann. Ich unterstelle Frau Wensel kein mangelndes Selbstwertgefühl. Aber als Läufer kenne ich meine Grenzen und weiß, was mir gut tut. Manchmal bezweifle ich bei der Lektüre, ob Frau Wensel das weiß. Als Ratgeber für Menschen mit ähnlichen Problemen taugt das Buch also nicht. Allerdings macht es allen Mut, die sich nicht trauen, sich große Aufgaben zu stellen. Man kann alles schaffen. Wohlgemerkt, muss man aber nicht. Manchmal ist weniger mehr. Bei diesem kurzen Buch hätte ich mir hingegen manche Kapitel etwas länger gewünscht, der Untertitel vom schweren Weg zur Ultraläuferin kommt mir etwas zu flott erzählt daher. Umrahmt wird das Buch von einigen Fotos, die hauptsächlich idyllischer Natur sind. Ein paar Fotos blutiger Füße hätte vielleicht die wahren Strapazen einer solchen Tortur gezeigt und würde unerfahrene Nachahmungstäter zur Vorsicht gemahnen. Eine faszinierende Lebensgeschichte, die meiner Meinung nach zu kurz komm und eine Läuferkarriere, die auf jeden Fall beeindruckt, aber kein Rezept für jedermann sein kann.
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