Rafael Horzon ist ein kreativer Mensch. Er macht originelle Dinge (z.B. ein Möbelgeschäft gründen in dem es nur ein einziges Regal zu kaufen gibt, oder die deutsche Grammatik neu erfinden), und sorgt dafür, dass die Öffentlichkeit davon erfährt (z.B. mit großen Partys oder eben jetzt mit diesem Buch).
Er selbst bezeichnet sich als Unternehmer, aber die Grenze zur Performance-Kunst ist dünn ...
Für mich geht es in dem Buch einerseits um ein sehr philosophisches Thema: die Grenzen unserer Begriffe. Was ist Religion, Kunst, Wissenschaft, ...
Zitat:".. . es gibt ja nun keine objektiven Kriterien dafür, was Kunst ist und was nicht. Und deshalb ist natürlich alles, was ein Mensch zu Kunst erklärt, auch tatsächlich Kunst. Aber genauso gut ist auch alles, was ein Mensch nicht zu Kunst erklärt, keine Kunst. Und wenn ich diesen Möbelladen nun nicht zu Kunst erkläre, sondern zu einem Möbelladen, dann ist er natürlich auch keine Kunst, sondern ein Möbelladen."
... und auf der anderen Seite geht es um etwas ganz Persönliches: was kann ein Buch mit mir machen? Wie weit lasse ich mich davon verunsichern, wenn jemand meine Grenzen überschreitet, indem er meine gewohnten Denk-Kategorien durcheinander bringt?
Ich persönlich habe mich nicht wenig geärgert beim Lesen. Aber wenn ich diesen Ärger dann mit ein bisschen Abstand betrachte, dann stelle ich fest, dass es eine gute Art von Ärger ist, die mich wachsen lässt und die mir neue Denkmöglichkeiten eröffnet.
Ich habe kurz überlegt, ob ich nicht sogar fünf Sterne vergeben soll, für den bleibenden Eindruck, aber dafür war der Schreibstil doch nicht ganz gut genug. Aber: LESE-EMPFEHLUNG für mutige Leser.
P.S. 2 Bücher, die mich in ihrer Frechheit ebenso beeindruckt haben, sind:
Doktorspiele https://www.lovelybooks.de/autor/Gert-Postel/Doktorspiele-145053700-w/
Feuchtgebiete https://www.lovelybooks.de/autor/Charlotte-Roche/Feuchtgebiete-127006151-w/
Viel Spaß beim Ärgern!