Cover des Buches Eine Hand voller Sterne (ISBN: 9783407787019)
S
Rezension zu Eine Hand voller Sterne von Rafik Schami

Immer wieder wunderbar

von Siegmund_Frosch vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Ich bekenne: Es handelt sich hierbei um mein Lieblingsbuch. Wie oft ich es schon gelesen habe, kann ich beim besten Willen nicht sagen.

Rezension

S
Siegmund_Froschvor 7 Jahren
Ich bekenne gleich zu Beginn: Es handelt sich hierbei um mein Lieblingsbuch. Wie oft ich es schon gelesen habe, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Vor acht Jahren bin ich Rafik Schamis Werk in Tagebuchform zum ersten Mal begegnet und von der ersten Seite an begeistert gewesen. Von seinem Vater aus der Schule genommen, um in dessen Bäckerei anzupacken, versucht der Ich-Erzähler seine Träume von der Schriftstellerei trotzdem zu verwirklichen. Damals, mit meinen etwas mehr als elf Jahren, habe ich in erster Linie die amüsanten Beschreibungen und lustigen Episoden wahrgenommen, Geschichten, die sich um mir bekannte Phänomene drehten: Nervige Geschwister, Streit mit den Eltern, Freundschaft, Streiche und die erste Liebe. Die Passagen über das durchaus riskante öffentliche Leben, die Einschränkungen von Bürgerrechten bis tief in den privaten Bereich hinein sowie über den Kampf des Protagonisten um Schulbildung und später um seine regierungskritische Zeitung habe ich erst einige Zeit später richtig verstehen und einordnen können. Suheil Fadél, der Mensch hinter dem Pseudonym Rafik Schami (arabisch für "Damaszener Freund") weiss, wovon er schreibt: Als junger Mann betrieb er selbst eine illegale, da kritische Wandzeitung. Auch die Geschichten, die er offiziell verfasste, wurden vom Zensurbüro immer stärker abgeändert. Irgendwann wurde es für ihn zu riskant, in Syrien zu bleiben und er verliess Damaskus in Richtung Deutschland.
Das Damaskus, das in Eine Hand voller Sterne beschrieben wird, existiert schon lange nicht mehr: Zuerst sind die 60er-Jahre im Laufe der Zeit, der Technologie und der Erneuerungen verschwunden, während seit nunmehr fünf Jahren das gesamte gesellschaftliche und kulturelle Leben - wenn nicht sogar das Leben allgemein - aus Syrien verschwindet. Der Roman liefert keine Erklärungen, politische Analysen oder Machtstudien, die erklären, wie Syrien damals aufgebaut war. Es bleiben nur die bittere Erkenntnis, das sich dieses Land seit einem halben Jahrhundert nicht zum besseren wandeln konnte - oder durfte - sowie die banale Feststellung, dass es "den Syrer" nicht gibt, sondern einfach Menschen, die alle ihren ganz eigenen Kopf und ihre eigenen Ideen haben.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks