Rezension zu "DUNKEL: Thriller (Die HULDA Trilogie 1)" von Ragnar Jónasson
Gut gemachter leichter Thriller. Mal was anderes als die üblichen Storys. Werde die anderen beiden Bücher auch noch lesen.
Hochspannung mit Suchpotenzial: Ragnar Jónasson ist 1976 in Reykjavík geboren und eigentlich Rechtsanwalt. Er unterrichtet in der isländischen Hauptstadt, an der Universität Reykjavík, Urheberrecht. Zwischenzeitlich arbeitete er auch als Journalist für Fernsehen und Radio und sammelte kreative Erfahrung. Im Alter von 17 Jahren fing er zudem an, die Kriminalromane von Agatha Christie ins Isländische zu übersetzen. Nach mehr als einem Dutzend übersetzter Romane schreibt er schließlich sein eigenes Buch. Er stellt es 2009 fertig, 2010 debütiert er mit „Snjóblinda“ in Island. Seine Bücher erscheinen in über 30 Ländern und mehr als 20 Sprachen. Die deutsche Übersetzung seines Erstlingswerkes erschien 2011 unter dem Titel „Schneebraut“. Es ist der Auftaktband einer Reihe um den Polizisten Ari Thor (isl. Ari Þór), der im Norden Islands ermittelt. Ragnar Jónasson ist nicht nur Mitglied der British Crime Writers Association, sondern er ist auch Mitbegründer des ersten isländischen Krimifestivals, Iceland Noir. Jónasson lebt gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in Reykjavík.
Gut gemachter leichter Thriller. Mal was anderes als die üblichen Storys. Werde die anderen beiden Bücher auch noch lesen.
Inhalt: Kurz vor Weihnachten wird die Leiche einer jungen Frau unterhalb der Klippen von Kálfshamarsvík aufgefunden. An gleicher Stelle lagen 25 Jahre zuvor auch die Leichen ihrer Mutter und Schwester. Da Vorsatz nicht auszuschließen ist, wird die Polizei eingeschaltet. Die Ermittler Tómas und Ari beginnen ihre Untersuchungen – und kommen dabei schrittweise einem dunklen Geheimnis auf die Spur, dessen Ursprung bereits Jahre zurückliegt.
Persönliche Meinung: „Totenklippe“ von Ragnar Jónasson ist der vierte Band der Dark-Iceland-Serie um den jungen Polizisten Ari (der Krimi ist unter gleichem Namen bereits 2018 im Fischer Verlag erschienen). Der Fall ist in sich abgeschlossen, sodass man den Band auch ohne Kenntnis der Vorgänger lesen kann (für ein besseres Verständnis der Beziehungen einzelner Figuren ist es aber natürlich sinnvoll, die Bände der Reihe nach zu lesen). Erzählt wird der Krimi hauptsächlich aus der personalen Perspektive von Ari; im ersten Teil des Romans, der ca. 30 Seiten umfasst, wird außerdem die Perspektive des (späteren) Opfers eingenommen. Ísrún, die in den beiden Vorgängerkrimis eine große Rolle gespielt hat, tritt nicht auf (was ich ehrlich gesagt etwas schade fand, da die Figuren mit ihrer Hintergrundgeschichte sehr interessant ist). Die Handlung des Krimis folgt einer klassischen Whodunnit-Struktur: Kálfshamarsvík liegt abgeschieden, es existiert ein bestimmter Kreis an Verdächtigen, jeder der Verdächtigen trägt ein Geheimnis mit sich und der Fokus des Krimis liegt auf den Ermittlungen. Da der Fall kurz vor Weihnachten spielt, werden innerhalb der Handlung außerdem auch mehrmals isländische Weihnachtstraditionen aufgegriffen. Die Handlung wird in vielen kurzen Kapiteln temporeich erzählt; der Spannungsbogen ist hoch, da man durch die klug gesetzten falschen Fährten erst vergleichsweise spät den Täter unter den Verdächtigen erahnen kann. Für weitere Spannung sorgen die beiden älteren Todesfälle: Ari beschäftigt sich indirekt ebenfalls mit diesen und kommt zu einem anderen Ergebnis als seine Kollegen vor 25 Jahren, die beide Todesfälle als Unfall abtaten (Aris Ergebnis ist dabei ein schöner Twist). Der Handlungsort, die (nahezu) verlassenen, eisigen Klippen rund um Kálfshamarsvík, werden atmosphärisch und dicht beschrieben. Der Schreibstil von Ragnar Jónasson lässt sich flüssig lesen und ist, wie schon bei den Vorgängern, glasklar und deutlich. Insgesamt ist „Totenklippe“ ein spannender Whodunnit-Krimi, mit einer weihnachtlichen Atmosphäre.
Inhalt: In Siglufjörður ist das Ebolafieber ausgebrochen, weshalb die nördlichste Stadt Islands unter Quarantäne steht. Da für den Polizisten Ari wenig zu tun ist, widmet er sich einem Cold Case: Vor fünfzig Jahren lebten auf einem abgeschiedenen Bauernhof in der Nähe von Siglufjörður zwei Ehepaare. Eine der Frauen kam durch bis auf den heutigen Tag nicht völlig geklärte Umstände zu Tode; der Bauernhof steht seitdem leer. Während Ari in Siglufjörður festsitzt und sich mit dem Cold Case beschäftigt, wird in Reykjavík der missliebige Sohn eines hochrangigen Politikers angefahren. Es scheint sich um einen Unfall zu handeln, doch die Journalistin Ísrún wittert Vorsatz…
Persönliche Meinung: „Blindes Eis“ ist ein Thriller von Ragnar Jónasson (unter gleichem Namen erschien der Thriller bereits 2017 im Fischer Verlag). Es ist der dritte Band der Reihe um den jungen Ermittler Ari. Erzählt wird der Thriller aus mehreren personalen Perspektiven. So tritt neben Ari und Ísrún noch ein gewisser Róbert auf, dessen Perspektive besonders für Spannung sorgt, da man bis zum Ende der Handlung nicht genau weiß, welche Rolle er überhaupt spielt. Die Handlung von „Blindes Eis“ teilt sich in zwei Fälle auf, die mehr oder weniger unabhängig voneinander aufgeklärt werden: Während Ari den Cold Case zu lösen versucht, will Ísrún untersuchen, ob der Unfall des Politikersohns tatsächlich einer war (beide Ermittlerfiguren stehen aber im Austausch miteinander und helfen sich gegenseitig bei der jeweiligen Fallaufklärung, sodass sich Schnittpunkte zwischen den beiden Fällen ergeben). Die Fälle besitzen beide eine schöne Spannungskurve, wobei mir aber besonders Aris Cold Case gefallen hat, da er sehr rätselhaft ist. Beide Fälle enden jeweils mit einem überraschenden Twist (der Cold Case ist hierbei noch eine Spur überraschender als Ísrúns Fall). In beiden Handlungssträngen spielt auch das jeweilige Privatleben von Ísrún und Ari eine vergleichsweise große Rolle: Die im zweiten Band offengelassenen Fäden werden hierbei stimmig weitergeknüpft. Die Kapitel des Thrillers sind relativ kurz und es kommt zu häufigen Perspektivwechseln, sodass das Tempo der Handlung hoch ist. Der Schreibstil von Ragnar Jónasson lässt sich flüssig lesen und ist glasklar und deutlich. Insgesamt ist „Blindes Eis“ ein spannender Thriller, der temporeich erzählt wird.
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