Cover des Buches Eleanor & Park (ISBN: 9783423626392)
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Rezension zu Eleanor & Park von Rainbow Rowell

Jugendliebe

von MrsFraser vor 6 Jahren

Kurzmeinung: 90er-Portrait mit sympathischen Außenseitern. Etwas 'zu' unschuldig, wodurch auch das entscheidende Quäntchen Dramatik fehlt.

Rezension

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MrsFraservor 6 Jahren
'Eleanor und Park' von Rainbow Rowell ist eine relativ unschuldige Geschichte über die erste Liebe, gepaart mit der Problematik einer kaputten Familie.

Eleanor hat ein Jahr lang bei Verwandten gelebt, weil ihr Stiefvater sie rausgeworfen hatte. Als sie am ersten Schultag nach den Ferien den Schulbus betritt, werden sie und Park zusammengetrieben, wie Außenseiter nun mal zusammengetrieben werden. Fortan sitzen sie jede Fahrt nebeneinander und finden immer näher zueinander - wie sich das für die 90er gehört, mit Musikkasetten und Comics.

Die Annäherung der beiden ist herzallerliebst beschrieben und gefällt dem Leser über 30 wahrscheinlich vor allem aus Nostalgiegründen - man fühlt sich in dieses gewisse Jahrzehnt und seine Jugend zurückversetzt. Sympathiepunkte erhält der Roman außerdem dafür, dass seine Protagonisten auch äußerlich alles andere sind als Mainstream. Park, der seine asiatischen Augen bald mit Eyeliner betont und gut im Kampfsport ist (Karatekid lässt grüßen) und Eleanor mit ihrer betont unweiblichen Kleidung und wilden Bändern im Haar bringen leise Anklänge von 'Gruftie' in den Roman - auch typisch 90er, möchte ich meinen.

Spannung und Dramatik erhält der Roman durch Eleanors Wohn- und Familiensituation, denn ihr Stiefvater misshandelt die Mutter und Eleanor und ihre drei kleineren Geschwister leben in ständiger Angst, wobei die Kleineren - weil sie es nicht besser wissen - trotz allem eine Bindung zu Richie aufbauen. Eleanor kann nicht für fünf kämpfen und versucht, zu Hause so gut es geht, unsichtbar zu sein. Ihre Beziehung zu Park ist ihr Lichtblick, aber die Angst, dass Richie ihr dieses Glück zerstört, überschattet alles.

In der Story geht überraschend wenig 'wirklich' schief. Die Mitschüler mobben weniger, als man es erwarten würde (90er halt, und nicht das neue Jahrtausend) und auch in Hinblick auf Richie kommt Eleanor relativ unbeschadet davon. Den Roman würde ich daher eher als Zeitstudie, denn als spannende Story charakterisieren. Man fühlt sich an diverse TV-Ereignisse aus den 90ern erinnert und so spinnt man viele angedeuteten Situationen im Kopf weiter, ohne dass sie im Buch beschrieben würden. Ein bisschen ist es auch 'Coming of Age', weil vor allem Park durch die Beziehung zu Eleanor reift und Stärke entwickelt.

Es ist ein leises, unaufgeregtes Buch, das, auch durch die kurzen Kapitel und Abschnitte, zügig und episodenartig durch jugendliche Gefühlslagen führt. Parks fürsorgende Eltern auf der einen Seite und Eleanors kaputte Familie auf der anderen bilden einen Rahmen, der auch die Bandbreite der 'Elternmöglichkeiten' abbildet.

Ein 'jugendliches' Buch für Erwachsene, da es vor allem durch Zeitkolorit besticht, ihm letztlich aber die Dramatik fehlt.
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