sondern eines der langweiligsten Bücher, die ich jemals gelesen habe. Man vermag es nicht, mit den Personen mitzufühlen und die Handlung plätschert ohne besondere Höhepunkte dahin. Dafür verliert sich der Autor in endlosen Ausführung über das Druckereihandwerk, die in einem fiktionalen Text nichts zu suchen haben.
Rainer Maria Wacke
Lebenslauf
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Des Teufels Drucker
Des Teufels Maske
Neue Rezensionen zu Rainer Maria Wacke
Eigentlich habe ich das Buch nur zufällig erhalten, denn eine Freundin hatte es versehentlich doppelt bestellt. Und da mich das Thema interessierte, habe ich ihr ein Exemplar abgenommen. ;-)
Insgesamt ein sehr interessantes Buch, wenn auch ohne große Action. Wer sich für Bücher und deren Entwicklung, die Erfindung des Drucks usw. interessiert, dem wird das Buch bestimmt gefallen.
Ewald, die Hauptperson der Handlung, ist ein sympathischer Charakter. Eigentlich will er nur eines: eine eigene Bibel schreiben und später drucken, um sie Gott und der Mutter Gottes zu widmen. So handelt er in bester Absicht, als der Inquisitor mit seinem Manuskript in der Druckerei auftaucht, einem Werk gegen die Zauberei und gegen Hexen, die im Bunde mit dem Teufel stehen. Dass der "Hexenhammer" eines der schrecklichsten Bücher des Mittelalters und zum Todesurteil für mehr als Zehntausend Menschen, in erster Linie Frauen wird, das ahnt er nicht.
Erst als seine große Liebe, die als Hebamme tätig ist und sich mit Kräutern auskennt, durch eine Intrige der Hexerei angeklagt wird und verbrannt werden soll, wird Ewald klar, an was für einem Buch er mitgewirkt hat und fragt sich, ob dies wirklich Gottes Wille sein kann oder ob er nicht in Wahrheit für den Teufel gearbeitet hat in Gestalt des grausamen Inquisitors Heinrich Kramer.
Manchmal möchte man Ewald schütteln und ihn fragen, wie man so naiv sein kann. Aber es war eine andere Zeit damals und wer das nicht erlebt hat, für den ist es schwierig nachzuvollziehen. Die Kirche hatte zu der Zeit einfach eine ganz andere Machtposition und die Menschen hatten teilweise nichts anderes als ihren Glauben an Gott und die Kirche. Dazu kam bei den meisten die mangelnde Bildung, nur wenige, die nicht zur Oberschicht gehörten, konnten lesen und schreiben. Und was sie nicht kannten, davor hatten sie Angst.
Der Autor hat gut recherchiert und verbindet Historisches mit einer erfundenen Geschichte. So stammt das ursprüngliche Manuskript zum Hexenhammer "Malleus Maleficarum" tatsächlich vom Inquisitor Heinrich Kramer und er wurde in der Werkstatt von Peter Drach in Speyer 1486 zum ersten Mal gedruckt.
Eberbach im Rheingau: der junge Mönch Ewald lernt im Kloster, in das er vor seinem gewalttätigen Vater und aus reiner Wissbegier geflohen ist, die Kunst des Schreibens und der Buchillustration, lernt Latein und ist von den Büchern und der Buchkunst ganz fasziniert. Als Ewald wegen eines Verstoßes gegen das Zölibat das Kloster verlassen muss, bleibt ihm diese Faszination erhalten und er erlernt ein Handwerk, das erst vor kurzem Einzug in die Welt der Bücher und der Gelehrten gehalten hat: die Druckkunst, die Gutenberg 1450 erfand. Schon bald arbeitet Ewald am Druck eines ganz besonderen Buches mit, das zu seiner Zeit, aber auch heute noch, zu einer grausamen Berühmtheit gelangen sollte: der Malleus Maleficarum, besser bekannt als der "Hexenhammer", auf dessen Basis und durch dessen Rechtfertigung Tausende von Frauen in ganz Europa Opfer der Hexenverfolgung wurden.
Ewald glüht förmlich für dieses Werk und das, was es vertritt und macht sich schließlich selbst auf den Weg, um den Malleus Maleficarum zu verkaufen und ihm zu immer größerem Einfluss in der Inquisition zu verhelfen.
Erst als Alwina, seine große Liebe, durch die Thesen des Inquisitors in Gefahr gerät, besinnt Ewald sich allmählich und wird sich der teuflischen Konsequenzen dieses von ihm mitgeschaffenen Werkes bewusst.
Rainer Maria Wackes historischer Roman "Des Teufels Drucker" trägt den Untertitel "Ein Krimi aus dem Mittelalter". Ganz angemessen finde ich diese Bezeichnung nicht, handelt dieses Buch doch nicht von einem einzelnen Kriminalfall, sondern von einem Phänomen, das viel mehr ist als das: der Inquisition und der grausamen Folter und Hinrichtung Tausender Frauen (und auch Männer), die auf Basis eines Textes gerechtfertigt wird, der in "Des Teufels Drucker" eine ganz zentrale Rolle spielt: des Malleus Maleficarum.
Ein Krimi klassischen Sinnes ist es also nicht, dieses Buch. Spannend jedoch ist es zweifelsohne.
Ewalds Weg vom verstörten Kind unschuldigen Glaubens über den gelehrigen Mönch, den begabten Handwerker und den fanatischen Buchführer im Namen des Herrn und der Inquisition bis hin zum liebenden und selbständig, ja beinah aufklärerisch denkenden jungen Mann ist höchst interessant und anschaulich erklärt. Zwar bleibt in weiten Teilen eine klare Distanz zum Protagonisten dieses Buchs bestehen - ja für mich sogar stellenweise ein Unverständnis für sein Handeln -, vor der Kulisse des Zeitgeistes und des zeitgenössischen Selbstverständnisses davon, sich selbst nicht als Individuum wahrzunehmen und sich erst recht kein vom Anerzogenen abweichendes Denken zu erlauben, sind Rainer Maria Wackes Figuren ausgesprochen gut gelungen. Der Mensch des Mittelalters bekommt in "Des Teufels Drucker" eine ganz andere Tiefenschärfe - und der Leser ein ganz anderes Verständnis von Zeitgeist und Welt- und Menschenbild dieser Zeit - als in vielen anderen historischen Romanen, die ihre Protagonisten häufig romantisieren und modernisieren.
Ein wenig fremd wirken die Figuren also, ein wenig distanziert, ein wenig seltsam - aber in all diesen Facetten als Figuren des Mittelalters umso authentischer.
Und genau das fand ich an diesem Buch besonders gut - gut umgesetzt und gut gelungen, wenngleich ich nicht unbedingt mitfiebern konnte beim Geschehen oder eine emotionale Verbindung zu den Figuren aufbauen konnte.
Noch besser hat mir allerdings die Tatsache gefallen, wie gut dieses Buch recherchiert ist und wie unheimlich viel der Leser bei der Lektüre über die Buchkunst vom Schreiben, Kopieren und Illustrieren in den Klöstern über die Herstellung von Tinte bis hin zum neu erfundenen Buchdruck und dem Vertrieb der nun beinah schon Massenware gewordenen Bücher auf Messen und via europaweitem Verkaufsnetz durch Buchführer etc. lernt und erfährt. "Des Teufels Drucker" ist geradezu ein Sachbuch im Gewand eines Romans und gerade hinsichtlich der Fakten und historischen Hintergründe tatsächlich unheimlich spannend.
Die Romanhandlung selbst trat für mich persönlich hinter der Fülle an Informationen und der Beschreibung der mittelalterlichen Lebens- und Berufswelt beinah ein wenig in den Hintergrund, wenngleich eine Menge auf diesen etwa 350 Seiten passiert - und genügend Enden offen bleiben für eine hoffentlich genauso gelungene Fortsetzung.
Ein faszinierendes Buch - für mich mehr durch das unheimliche Faktenwissen und dessen anschauliche Darstellung als durch die diese Dinge veranschaulichende Romanhandlung. "Des Teufels Drucker" ist ein ungewöhnlicher Roman abseits der gewöhnlichen romantisierenden und das Mittelalter verklärenden historischen Romane mit ihren starken Helden und Heldinnen auf der Suche und im Kampf um Liebe und Gerechtigkeit. Hier spielen andere Dinge eine vorherrschende Rolle - und dies tun sie sehr gelungen: vier Sterne gibt es von mir für Rainer Maria Wackes Debüt.
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Hallo liebe Freundinnen und Freunde historischer Romane. Wir suchen 10 Testleser für meinen spannenden Mittelalter Thriller "Des Teufels Drucker" aus dem emons Verlag. Ihr könnt euch bis einschließlich 24.05. für eines der Leseexemplare bewerben - verratet doch, wieso ihr neugierig auf das Buch seid!
Hier könnt ihr euch mehr zum Inhalt durchlesen:
Als Gutenberg um das Jahr 1450 in Mainz die Druckkunst erfand, ahnte er nicht, dass man sie schon 1486 in Speyer nutzen würde, um eines der tödlichsten Bücher der Weltgeschichte zu drucken: den "Malleus Maleficarum", den "Hexenhammer", in dessen Folge viele tausend Frauen qualvoll gefoltert und ermordet werden. Der junge Mönch Ewald aus dem Kloster Eberbach im Rheingau macht sich mit dem Druck eines unheilvollen Buches zum Handlanger des Inquisitors der Heiligen Römischen Kirche. Erst als seine große Liebe Alwina selbst in Gefahr gerät, entdeckt er die teuflische Konsequenz seiner Handwerkskunst und kommt einem Mord im Namen der Kirche auf die Spur.
Ich freue mich auf die Leserunde mit euch und beantworte gern eure Fragen.
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