Cover des Buches Camp 21 (ISBN: 9783401601779)
Stinsomes avatar
Rezension zu Camp 21 von Rainer Wekwerth

Spannungsgeladene Story mit unausgereiften, aber sympathischen Charakteren.

von Stinsome vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Spannungsgeladene Story mit unausgereiften, aber sympathischen Charakteren.

Rezension

Stinsomes avatar
Stinsomevor 7 Jahren

Worum geht es?

Mike und Kayla sind nicht einmal wirklich kriminell und doch finden sich beide eines Tages in einem Jugendcamp für jugendliche Kriminelle wieder, in dem sie ihr Verhalten überdenken und wieder auf die richtige Bahn geraten sollen. Der Alltag ist strikt geregelt, sie werden mit Sport an die Grenzen ihrer Belastbarkeit getrieben und werden psychisch unter Druck gesetzt, indem ihnen mit harten Strafen und dem sogenannten Camp 21 gedroht wird, in dem es angeblich noch härter zugehen soll. Kaum hat Kayla von diesem schrecklichen Ort durch Gerüchte erfahren, findet sie sich auch schon mit Mike dort wieder, ohne es wirklich verdient zu haben. Als sie jedoch in Camp 21 ankommen, scheint es zunächst gar nicht so schlimm – von der elektrischen Handfessel einmal abgesehen, die es ihnen beiden verbietet, sich mehr als zweihundert Meter voneinander zu entfernen. Während sich Mike und Kayla trotz anfänglicher Antipathie einander annähern und Kayla sich von Tag zu Tag mehr anpasst, wird Mike immer misstrauischer was das Geschehen in diesem Camp und die Handfesseln betrifft…

Meine Meinung

Meine Beschreibung des Inhalts ist im Gegensatz zum Klappentext deutlich gekürzt, was einen ganz simplen Grund hat: Der Klappentext verrät so ziemlich die ganze Handlung des Buches, sodass es eigentlich schon fast unnötig ist, das Buch zu lesen, wenn man trotzdem noch auf überraschende Wendungen hofft. Diesbezüglich muss ich euch nämlich enttäuschen: Keine Plot Twists, die man nicht irgendwie kommen sieht oder einen vom Hocker reißen. Ich würde die Handlung zwar nicht als vorhersehbar bezeichnen, aber eben auch nicht unbedingt als überraschend.

Das Buch hat mir jedoch trotzdem sehr gut gefallen. Ich muss sagen, dass es für mich kein Highlight in diesem Jahr war, aber ich hatte unterhaltsame Lesestunden. Da ich schon mal in „Das Labyrinth erwacht“ hineingelesen habe, kannte ich Wekwerths Schreibstil schon ein wenig, der natürlich klasse ist. Ich kam sehr schnell durch die Seiten, mir sind keine merkwürdigen oder unbeholfenen Stellen ins Auge gestochen, die meinen Lesefluss gestört hätten, und es gibt auch nicht zu viele Umgebungsbeschreibungen, die man am liebsten überfliegen würde.

Die Charaktere des Buches sind auf wenige Hauptfiguren reduziert, über die man jedoch auch nicht viel mehr als über die Nebenfiguren erfährt. Zwar bekommt man einen kleinen Einblick in die Vergangenheit und in die Familiensituation der beiden, da hört es dann jedoch auch schon auf. Wurde am Anfang fast schon beiläufig erwähnt, dass Kaylas Bruder wohl durch seine Drogensucht umgekommen ist, so wird dies im weiteren Verlauf des Buches nicht mehr aufgegriffen. Es erscheint einem unwichtig. Warum wird so etwas denn in ein Buch eingebracht, wenn es die Story nicht beeinflusst? Wenn es nie wieder erwähnt wird?

Dies soll an dieser Stelle nur ein kleiner Kritikpunkt sein, denn für die Story sind ausgefeilte Charaktere mit langer Vorgeschichte und Unmengen an Gefühlen gar nicht notwendig. Man kommt auch gut mit dem aus, was der Autor einem an Informationen zuwirft. Insofern ist es also wohl Geschmackssache, wie man diesen Aspekt aufnimmt – ich fand ihn nicht unbedingt störend, aber dennoch mag ich es lieber, wenn die Charaktere nicht derartig flach bleiben.

Kayla habe ich trotz der wenigen Informationen über sie gleich zu Anfang ins Herz geschlossen. Sie ist tough, setzt sich gegen ihre Eltern durch, wenn sie ihr Handeln für richtig hält, und verliert nicht gleich wegen jeder Kleinigkeit die Nerven. Im Camp fühlt sie sich zwar anfangs fehl am Platz (wen wundert das?), fässt dann aber langsam Fuß und der Leser darf bei ihr eine enorme Entwicklung mitverfolgen, die mir sehr gefallen hat.
Mike war mir auch unglaublich sympathisch. Ebenso wie Kayla lässt er sich nie unterkriegen, kämpft für das, was ihm wichtig ist, und opfert sich für seinen Bruder und später auch für Kayla auf. Ein großer Bruder mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt, dessen Sorge man auf jeder Seite spüren kann.
Die Liebesgeschichte zwischen den beiden war für mich zwar etwas zu schnell entwickelt, jedoch genau in dem richtigen Maße präsent. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Das Hauptthema gerät zu keinem Zeitpunkt in den Hintergrund.

Alle anderen Charaktere, selbst Kaylas Freund Tom und Mikes Bruder Ricky, bleiben blasser als blass. Man erfährt im Grunde genommen gar nichts über sie und wenn dann nur klitzekleine Häppchen, die eng mit der Story verwoben sind.

Besagte Story ist durchgehend spannend und unterhaltsam. Es passiert auf jeder Seite etwas, sodass ich mich nie gelangweilt habe. Gestehen muss ich jedoch, dass ich nach dem Verlassen des Camps nicht mehr so von der Geschichte mitgerissen wurde wie am Anfang. Der Klappentext, der fast die gesamte Handlung vorwegnimmt, schmälert jedoch nicht den Spannungsfaktor. Wer Bücher liebt, in denen die Charaktere auf der Flucht sind oder um ihr Überleben kämpfen, ist hier definitiv richtig.

Fazit

Was die Ausarbeitung der Charaktere angeht, schwächelt das Buch, Story und Spannungsfaktor machen das jedoch wieder wett. Diesem Wekwerth sollte man definitiv eine Chance geben. Von mir 4 Sterne.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks