Rainer Wendt hat mit seinem Buch: Deutschland in Gefahr – Wie ein schwacher Staat unsere Sicherheit aufs Spiel setzt, eine für Diskussionen sorgende Veröffentlichung auf den Weg gebracht. Dass Polizisten, aber auch Feuerwehr und ärztliches Personal in der Öffentlichkeit immer wieder und auch immer mehr zur Angriffsfläche von Mitbürgern unseres Landes genutzt werden, steht außer Frage. Ebenso wie die mangelnde Ausstattung, zu geringe Ausbildungszahlen, schlechte Bezahlung und andere Sachthemen besprochen werden. Der Autor gibt aber mehrfach seine eigene Auffassung von Demokratie und Rechtsprechung wieder. Soll die Leserschaft das als Wahlbotschaft für 2017 auffassen? Wendt ist nicht seit gestern Mitglied einer der großen Parteien in unserem Land. Die Diskussionen um die Angriffe auf Polizisten, Retter, Feuerwehr, haben ja nun auch Früchte getragen, das Bundeskabinett hat eine Verschärfung des Strafrechtes Anfang Februar 2017 auf den Weg gebracht, dass bereits Attacken mit strengeren Strafen geahndet werden sollen.
Mit schon fast derber Sprache beziehungsweise populistisch-provokant zählt er Kapitel für Kapitel auf, was seiner Meinung nach schief läuft und unbedingt anders gestalten werden sollte. Der Staat hält sich inzwischen aus zu vielen Dingen wieder heraus, die seiner Meinung nach unbedingt wieder originäre Aufgaben werden müssen. Wer das bezahlen soll, darüber steht nichts im Buch. Zum Teil mutet es schon träumerisch an, wenn er den Hausmeister in der Schule vermisst, der doch immer hoch geachtet war. Da reichte nach seinen Aussagen schon ein Stirnrunzeln und dann lief es bei den Schülern wieder rund.
Es klingt schon sehr stark danach, dass der Autor mehr möchte, als gut ausgebildete junge Leute, die ihren Dienst für Deutschland in den einzelnen Bundesländern, bestens ausgestattet, durchführen. Eher nach Zucht und Ordnung, am besten alles stark kontrolliert. Dass Richter unabhängig sind, scheint ihm nicht so ganz zu passen, da sind doch fast überall härtere Strafen möglich? Sicher, er erwähnt auch Urteile, die ganz nach seinem Geschmack zu sein scheinen, doch analysiert er nicht eines dieser Gerichtsverfahren, geht nirgends in die Tiefe, alles wird nur oberflächlich und plakativ angesprochen.
Dass es keine Pflicht für die Kleinsten in unserem Lande gibt, sich in den Kindertagesstätten einzufinden, damit sie ordentlich erzogen werden und so aus ihnen brave Bürger werden, scheint ihm völlig unverständlich. Gott sei Dank leben wir in einer Demokratie. Der hiesige Terrorismus (RAF) stammte zum größten Teil aus so genanntem guten Hause, hatte keine schlechte Bildung, und doch ist etwas schief gelaufen. Gute Informationen zu dem Thema Terror in unserer Zeit bieten da die Autoren Gilles Kepel mit Antoine Jardin mit ihrem Buch „Terror in Frankreich, der neue Dschihad in Europa“, sie erläutern die zeitliche Entwicklung, Hintergründe der Täter, was genau schief gelaufen ist, wie Täter in den Gefängnissen „radikalisiert“ wurden.
Zahlen bietet der Autor viele, allerdings keine Recherchemöglichkeiten, woher die Daten denn genau stammen? Da werden Prozentangaben zu Sachverhalten angeboten, ohne Grundwerte, ohne Zeiträume, ohne Methoden, wer hat sie wann erhoben und auf welcher gesetzlichen Grundlage? Soll seine Leserschaft alles so hinnehmen oder erst anfangen zu googeln? Als Beispiel soll hier Kapitel 7 zur Verkehrsüberwachung dienen. Die Todesfälle im Straßenverkehr würde der Autor noch viel deutlicher verringern, schlägt auch entsprechende Methoden vor. Er bemängelt den nicht vorhandenen Bundesverkehrssicherheitsbeauftragten, einen Bundesdatenschutzbeauftragten haben wir. So ist nun mal die Gesetzesgrundlage. Doch der Staat versagt seiner Meinung nach, weil mit Zahlen falsch operiert wird. Auch hier fehlen die Angaben, woher seine Daten stammen. Damit sich die Leser ein eigenes Bild machen können hier zumindest eine offizielle Internetseite, die auf weitere offizielle Datenanbietern verweisen: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Wirtschaftsbereiche/TransportVerkehr/Verkehrsunfaelle/Verkehrsunfaelle.html
Dass Polizistinnen und Polizisten einen harten Job ausfüllen, darüber lesen wir immer wieder, zum Beispiel erst kürzlich veröffentlicht: http://www.spiegel.de/lebenundlernen/job/von-beruf-polizist-wir-bekommen-jede-menge-wut-ab-a-1132836.html
Und das Buch von Tania Kambouri „Deutschland im Blaulicht – Notruf einer Polizistin“ zeigt eindringlich auf, wie schwer es gerade für Frauen im Polizeidienst ist, ihre Pflicht zu erfüllen.
Über den Autor gibt es im Internet unter anderem unter folgendem Link Informationen: https://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Wendt