Cover des Buches Freie Hand (ISBN: 9783937717838)
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Rezension zu Freie Hand von Rainer Wieczorek

Rezension zu "Freie Hand" von Rainer Wieczorek

von Pitt Nickel vor 11 Jahren

Rezension

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Pitt Nickelvor 11 Jahren
Wieczorek berichtet in seinem aktuellen Roman „Freie Hand“ von dem Aufstieg und dem Untergang eines Literaturhauses oder besser einer Kulturstation, dem „Zwölf-Elf“ (nach dem gleichnamigen Gedicht von Christian Morgenstern). Er schildert dabei die Entstehungsgeschichte dieses Hauses als es noch private Sponsoren, kunstsinnige Bürgermeister und Kulturreferenten gab und zeigt den Niedergang, als man sich aus vordergründigen Kostenerwägungen schleichend aus dem Kulturbetrieb parallel zu den sich rasch verändernden Lebenswelten des Mittelstandes, zurückzog, gepaart mit einer zunehmenden Banalisierung gesellschaftlicher Belange. Dies für sich genommen wäre eher eine beschreibende Erzählung über einen Vorgang (am Beispiel des „ZwölfElf“), den es seit Jahren in der Bundesrepublik gibt, so oder ein wenig anders, aber immer mit Verlust von kultureller Identität einer Stadt oder einer Region. Dieser Roman Wieczoreks geht aber über das biografische Erzählen hinaus. Dies liegt in seinem wunderbaren mäandernden Erzählen und in den Einschüben über die Einminuten Himmels-Körper-Sendungen beim Deutschlandfunk mit den astrophysikalischen Texten von Dirk Lorenzen. Er schafft mit diesem kompositorischen Einfall Räume in seiner Erzählung und dadurch Distanz zu dem eigentlichen Geschehen, in das er ja auch persönlich involviert war. Ich habe von so wunderbaren Begriffen für Sternbilder wie “Chemischer Ofen“, „Pendeluhr“, „Grabstichel“, „Luftpumpe“ gelesen, ach ja vom „Oktanten“ auch. Ich habe das lustige Lied vom „Wazwab“, nachgeschlagen, mir eine Jazz CD von Sauer und Bob Degen aufgelegt, habe in meinen Bücherregalen nach Peter Rosei gesucht und ge-funden, habe bei Marketplace Bruno Steigers „Erhöhter Blauanteil“ bestellt. Was will man mehr von einem Buch: Gute Unterhaltung gepaart mit Nachdenklichkeit und den Anregungen für eigenes ausuferndes Lesen. Das Buch lässt einen gescheiter und bereichert zurück. Meine Empfehlung: Kaufen und lesen!
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