Cover des Buches Stumme Hechte (ISBN: 9783894254698)
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Rezension zu Stumme Hechte von Rainer Wittkamp

Wer ist korrupt?

von mabuerele vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Nettelbeck trifft es dieses Mal hart.

Rezension

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mabuerelevor 8 Jahren

„...Es reicht doch wohl, das wir uns wegen des Flughafens auf Jahrzehnte hinaus zum Affen machen...“

Auf dem Campingplatz am Krossinsee findet man am Morgen einen Toten. Der äußere Anschein spricht für Selbstmord. Brisant wie der Fall dadurch, dass es sich um einen hohen Polizeibeamten handelt. Zusammen mit drei langjährigen Freunden aus der Zeit des Studiums wollte Renè an einem Kongress teilnehmen. Auch die Freunde haben auf dem Campingplatz übernachtet. Der Fall kommt in die Hände von Kommissar Martin Nettelbeck.

Der Autor hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben, der sich zügig lesen lässt. Dafür sorgt nicht nur die abwechslungsreiche Handlung, sondern auch die kurzen Kapitel.

Neben der Aufklärung des Todesfalls gibt es einen zweiten Handlungsstrang. Nadine, eine junge Frau, die wegen Mordes einsaß, ist seit kurzem wieder in Freiheit. In der Haftanstalt musste sie mit ansehen, wie ihre Freundin Petra an einem Hirntumor starb. Schuld dafür gibt sie den Kriminalbeamter, der kurz vor dem Ausbruch der Krankheit mit Petra gesprochen hatte. Nadines Rachegedanken bestimmen ihr Handeln.

Der Schriftstil des Buches ist abwechslungsreich. Schon im ersten Kapitel fällt der fein dosierte Sarkasmus auf. Gut herausgearbeitet wird das schwierige Verhältnis zwischen Martin Nettelbeck und Jutta Koschke, seiner Vorgesetzten, die nach der Pflege ihres Mannes und dessen Tod gerade wieder zum Dienst angetreten ist. Im Laufe der Handlung zeigt sich, dass es Kleinigkeiten sind, die aus der These Selbstmord eine Mordermittlung werden lassen. Die exakte und detaillierte Arbeit der Beamten wird gut beschrieben. Fundierte Dialoge treiben das Geschehen voran. Manche stecken voller Ironie, so das Gespräch zwischen Hartl und Büchner, den Freunden des Toten. Geschickte Anspielungen auf politische Unzulänglichkeiten finden sich ab und an. Obiges Zitat ist ein Beispiel dafür. Zwischendurch gibt es immer wieder Kapitel, die Nadines irrationalen Gemütszustand wiedergeben. Gleichzeitig versteckt der Autor in seinem Krimi gekonnt kleine Erzählungen, die der Geschichte eine zusätzliche Lebendigkeit geben. Sehr gut werden die Emotionen der Protagonisten dargestellt. Angst und die Ohnmacht, weil man in schwierigen Situationen nur Beobachtender und nicht Handelnder sein darf, ist ein Beispiel dafür. Hinzu kommt, dass der Autor in Nebenrollen Protagonisten kreiert, die schwer zu durchschauen sind, mit ungewöhnlicher Tätigkeit ihr Geld verdienen und letztendlich doch liebenswert sind. Der eigentliche Kriminalfall führt nach Leipzig in die Baubranche. Korruption und Gerissenheit bestimmen die Motivlage.

Das Cover mit dem Spiegelbild im See strahlt Ruhe aus, aber auch eine gewisse Düsternis.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ein hoher Spannungsbogen, überraschende Wendungen und nachvollziehbare Ermittlungsarbeit haben dazu beigetragen. Über den Erzählstrang mit Nadine möchte ich nichts weiter sagen. Dessen Feinheiten darf der zukünftige Leser selbst herausfinden.

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