Hin und wieder hören und sehen wir in unseren Nachrichten von Zusammenstößen zwischen verschiedenen Volks- oder Religionsgruppen z.B. in Indonesien oder Indien. Einen solchen Zusammenstoß hat Raj Kamal Jha zum Hintergrund seines jüngsten Romans »Die durchs Feuer gehen« genommen.
2002 kam es zu blutigen Unruhen im indischen Bundesstaat Gujarat. Ein Zug wurde überfallen, 59 Hindus starben. In der Folge kam es zu Gewalttaten, die bis zu 2000 Menschen, vor allem Muslime, das Leben kosteten. Raj Kamal Jha wurde als Redakteur des »Indian Express« unter anderem nach Ahmedabad geschickt, wo beim sogenannten Gulbarga-Massaker in einem Wohnbaukomplex 38 Menschen bei lebendigem Leib verbrannten.
Wie tief ihn das damals Gesehene getroffen und bewegt hat, zeigt nun dieser wirklich ungewöhnliche, erschütternde und bewegende Roman in dem sich grausame und zärtlich-sanfte Passagen abwechseln. Darin mischen sich die reale und phantastische Ebene und er lässt er immer wieder die Toten und überlebende Augenzeugen zu Wort kommen und ihre Geschichte erzählen. Er beschreibt, wie viele - auch die Polizei - wegschauten und nachdem die Unruhen abflauten relativ schnell wieder zur Tagesordnung zurückkehrten und »zu vergessen« suchten und macht klar, dass auch das Vergessen oder besser Verdrängen dazu führt, daß die Überlebenden eine Mitschuld tragen und dass es ohne das Eingeständnis eigener Schuld keine Zukunft gibt.
Dieser Roman zeigt den Wahnsinn der Menschen befallen kann und wohin nationaler oder religiöser Fanatismus führen können und dass niemand sich abseits stellen und behaupten kann, damit nichts zu tun zu haben.
»Die durchs Feuer gehen« zählt zu den stärksten Romane, die ich in diesem Jahr bisher gelesen habe.