Cover des Buches Als Bach nach Dresden kam (ISBN: 9783463407067)
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Rezension zu Als Bach nach Dresden kam von Ralf Günther

Ein musikalischer Ausflug an den Dresdener Hof

von anna_m vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Ein kurzweiliger Ausflug in die Musikgeschichte, spannend und für Jedermann. Eine Anekdote wird lebendig.

Rezension

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anna_mvor 5 Jahren
Wir schreiben das Jahr 1717 und tauchen ein in die höfische Gesellschaft Dresdens, wo Jean-Baptiste Volumier Hofkapellmeister August des Starken ist. Volumier pflegt eine besondere Beziehung zur Musik, denn sie ist seine einzig große Liebe. Als pflichtbewusster Hofbediensteter erfüllt er seinem Herrscher jeden musikalischen Wunsch, um seine gute Stellung nicht zu gefährden. Doch er gerät in ein Dilemma: Er soll den aus Paris geschassten Louis Marchand nach Dresden holen. Doch der ehemalige Hofkomponist des Sonnenkönigs könnte Volumier um seinen Posten bringen. Als sich der Musiker auch noch als Schürzenjäger und Tunichtgut erweist, sucht Volumier nach einer Möglichkeit, den Eindruck, den Marchand auf das Dresdener Publikum machen wird, zu schmälern. So ersinnt er ein Tastenduell zwischen dem Franzosen und dem noch relativ jungen Johann-Sebastian Bach. Dieser hat die Nase voll von seinen Weimarer Dienstherren und sucht nach einer guten Anstellung. Somit könnte er für Volumier zwar auch ein Konkurrent um das Amt des Hofkapellmeisters werden, doch entsprechen sein Lebenswandel und vor allem sein musikalisches Talent Volumiers Vorstellungen. Letzten Endes muss Volumier jedoch ein ganz anderes Problem lösen…

Ralf Günther nimmt den Leser mit auf einen kurzweiligen Ausflug in die Musikgeschichte, spannend erzählt und für jeden zugänglich. Die Charaktere Volumier, Marchand und Bach werden lebendig und auch Musik scheint hier und da aus dem Buch zu klingen.

Eine kleine Kostprobe – Volumier hört Marchand an der Orgel:
"So durchschaubar seine Musik auf dem Papier aussehen mochte, so lebendig wurde sie im Spiel. Indem Volumier die Finger imaginierte, die über die Tasten der Orgel liefen, beschwor er die tastenden Glieder auf der Haut von Marchands Begleiterin herauf. Das eine konnte er nicht ohne das andere denken. Doch Marchand gelang es [...], seine im Leben ziellos vagabundierenden Leidenschaften am Instrument derart zu zügeln und zu bündeln, dass sie der Musik größtmöglichen Ausdruck verliehen. Die Strenge und Klarheit der Melodik, die Verspieltheit in den Verzierungen, sie waren das exakte Spiegelbild von Marchands Charakter. " (S. 24)

Es hat mir gut gefallen, wie die Liebe Volumiers und auch Bachs zur Musik beschrieben wurde. Immer wieder erfährt man etwas Wissenswertes. Für meinen Geschmack hätte das sogar noch öfter der Fall sein können, denn es wurde immer geschickt in die Handlung eingeflochten. Toll war auch die Besichtigung der Silbermann-Orgel, die wir durch die Augen Volumiers sehen und die ihn und Bach ganz aus dem Häuschen bringt. Das halbwegs offene Ende hat mir auch gefallen, es passte zu Volumier. An einigen Stellen hätte man atmosphärisch vielleicht noch etwas mehr herausholen können, aber das wäre sicher zu Lasten der Kurzweiligkeit gegangen und war auch nicht weiter schlimm.

Am Stil des Autors sind mir einige altertümlich wirkende Vokabeln aufgefallen sowie Lehnwörter aus dem Französischen. Bei Hofe spricht man Französisch und so werden die Anredeformen auch im Buch auf Französisch wiedergegeben, sowie auch der ein oder andere kurze Satz – aber keine Angst, alles bleibt verständlich, auch wenn man diese Sprache nicht beherrscht. Außerdem bringt der Autor eine kleine Prise Humor mit ins Spiel, was mir sehr zugesagt hat.

Das Nachwort von Jan Katzschke war sehr aufschlussreich und hat alle Fragen geklärt, die ich mir beim Lesen gestellt hatte, vor allem, was die Musikgeschichte betrifft. Auch die Geschichte zur Buchidee war interessant zu lesen. So etwas finde ich immer ganz nett.
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