Ich kannte das Vorgängerbuch nicht, trotzdem bin ich ganz gut reingekommen. Allerdings würde ich Anderen empfehlen, mit dem Vorgänger anzufangen, denn es scheint mir, als wenn sich der Folgeband mit der Kenntnis der Vorgeschichte „runder“ darstellen könnte. Denn mir sind fast alle handelnden Personen hier ein wenig zu knapp beschrieben, was sie für mich ein wenig blutleer bleiben ließ.

Allein die Charaktere der “Bösen” sind intensiver beleuchtet. Diese Mischung aus wirklich bös-willig, intelligent, aber mit einer Prise Blödheit, verquer im Kopf und völlig gestört, gewalttätig, psychisch quälend, kalt berechnend und gleichzeitig spontan planend ist schon übel und recht speziell. Im besten Sinne schlimm erdacht. Dennoch hätte ich mir auch hier noch ein bisschen mehr Hintergrund gewünscht.

Die Verstrickung einer kleinstädtischen, in der Führung korrupten Bank in kriminelle Prostitution und Kindesmissbrauch, in Verbindung mit alten SED-Seilschaften fand ich als Idee sehr interessant. Flüssig und spannend zu lesen, wegen der Grausamkeit des psychopathischen Serienmörder-Duos allerdings für zarte Gemüter eher zu heftig. Ich finde es jedoch schade, dass dieser Thriller bei spannendem Grundthema unter seinen theoretischen Möglichkeiten blieb, weil die Beschreibungen der „guten“ Persönlichkeiten und deren Handlungen zu knapp ausfielen.