Rezension zu "Gründungsmythen des Nationalismus: Wie Europas Länder sich erfanden" von Ralf Grabuschnig
Ralf Grabuschnig erläutert in seinem Buch an Hand von sechs europäischen Länder die regionalen Erzählungen und Geschichten, die Eingang in die Gründungsgeschichte des jeweiligen Landes fand. Diese nationalen Mythen werden häufig mehr oder minder stark als geschichtlicher, identitätsstiftender Kitt verwendet. Sie beeinflussen heute noch weithin politische Entscheidungen und die Atmosphäre zwischen europäischen Ländern.
Die Geschichtsmythen von Deutschland, Rumänien, Frankreich, Serbien, England und Ungarn werden einzeln beschrieben. Der Schreibstil ist witzig und sehr gut lesbar. Ich musste mich aber erst an die locker flockige Art gewöhnen und hatte mir beim ersten Durchlesen des eBooks gar nichts merken können. Ich habe mich auf die frische Art mit nationalen Geschichten umzugeben, erst einlassen müssen und habe das Buch daher ein zweitesmal gelesen.
Sehr gerne hätte ich auch die Geschichtsmythen der anderen europäischen Länder erfahren. Es war mir nicht verständlich geworden, warum gerade diese sechs Länder herausgegriffen wurden.
Das eBook war sehr informativ und ich habe viele Aspekte, die im Zusammenhang mit den Gründungsmythen und der nationalen Idee stehen, erfahren. Besonders die Politik mancher nationalistisch agierender europäischer Staaten wurde mit den Informationen verständlicher und erklärt auf welchen wackeligen Geschichten und Vorstellungen die nationale Idee fußt.
Ich kann dieses Buch empfehlen für alle, die eine Vorstellung bekommen wollen, wie alte, zum Teil nicht nachweisbare Gründungsgeschichten, Europas politische Geschicke in der heutigen Zeit beeinflussen können. Die locker-flockig erzählte Art und Weise kann bestimmt auch neue Leserschichten für Geschichte begeistern.