Stell dir vor, du lebst das Leben einer Tatort-Folge: mäßig spannend, kaum Überraschungen, und du ahnst schon zur Hälfte, wie es ausgehen wird. Genau so geht es Till Reiners, dem Durchschnittstypen par excellence. Sein Name ist nicht hip, er wohnt am Rand des Ruhrgebiets, und sein Leben plätschert so ruhig dahin, dass selbst ein spannendes Wochenende in einem IKEA-Möbelhaus aufregender wäre. Doch dann taucht Nappo auf – und plötzlich ist alles anders.
Nappo, ein Typ mit einer Tätowierung, einer Sporttasche und einer echten Waffe, reißt Till aus seiner langweiligen Routine. Was folgt, ist eine irrwitzige Odyssee, die Till und Nappo in eine Kleingartenkolonie, nach Holland und schließlich nach Frankreich führt. Dabei entdeckt Till nicht nur neue Seiten an sich, sondern auch eine Vorliebe für das Absurde. Wer hätte gedacht, dass ein biederer Bankangestellter so gut in das Leben eines flüchtigen Kriminellen passen würde?
Husmann schafft es, die Tragikomik des Alltags wunderbar einzufangen. Die Figuren sind liebevoll gezeichnet, und der Humor trifft oft ins Schwarze. Besonders Tills Entwicklung vom braven Spießer zum abenteuerlustigen Antihelden sorgt für viele Lacher. Die Situationskomik ist grandios, und man kann nicht anders, als mit Till mitzufiebern – auch wenn man manchmal denkt: „Oh Mann, was machst du da nur?“
Natürlich gibt es auch ein paar Schwächen. Ab der Mitte verliert die Geschichte etwas an Schwung, und man fragt sich, warum Till nicht einfach abhaut. Auch das Ende wirkt ein wenig zu konstruiert und vorhersehbar. Doch das trübt das Lesevergnügen nur geringfügig. Der Schreibstil ist flott, die Dialoge spritzig, und die Situationen oft so absurd, dass man aus dem Schmunzeln gar nicht mehr herauskommt.
Ein Highlight des Buches ist definitiv die Erzählweise. Husmanns Humor ist trocken und manchmal bitterböse, aber immer treffend. Wenn du also Lust auf eine unterhaltsame Geschichte hast, die dich zum Lachen bringt und gleichzeitig zum Nachdenken anregt, dann ist „Nicht mein Tag“ genau das Richtige für dich. Bereite dich darauf vor, dass du dich manchmal selbst in Tills Alltagstrott wiedererkennst – und vielleicht inspiriert dich seine Geschichte ja zu deinem eigenen kleinen Abenteuer.
Denn eins ist sicher: Nach der Lektüre dieses Buches wirst du deinen nächsten Besuch im Bankfilialen auf jeden Fall mit anderen Augen sehen. Wer weiß, vielleicht steht ja hinter dem Schalter der nächste Till Reiners, der nur darauf wartet, aus seinem Alltag gerissen zu werden.