Cover des Buches Im Frühling sterben (ISBN: 9783957130204)
Saralondes avatar
Rezension zu Im Frühling sterben von Ralf Rothmann

Im Frühling sterben

von Saralonde vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Im Frühling sterben

Rezension

Saralondes avatar
Saralondevor 8 Jahren

Sprecher: Thomas Sarbacher

Dauer: 6 h 16 min

Anfang 1945 ist Deutschlands Niederlage im 2. Weltkrieg absehbar, doch die beiden erst 17-jährigen Melker Walter und Fiete werden für die Waffen-SS zwangsrekrutiert. Walter hat das Glück, einen Führerschein zu haben, und wird daher als Fahrer eingesetzt, Fiete hingegen wird zur Front geschickt. Einmal verletzt davongekommen, ist es für ihn undenkbar, kurz vor Kriegsende noch einmal zur Front zurückkehren zu müssen. Es kommt, wie es kommen muss, Fiete desertiert, wird gefasst und Walter soll zum Erschießungskommando gehören, das seinen Freund hinrichten muss. Es wird ihn für immer prägen.

Ralf Rothmanns Roman über die Grausamkeit des Krieges befasst sich mit einer besonders perfiden Praxis des deutschen Militärs gegen Ende des zweiten Weltkrieges, und zwar der “Verheizung” der eigenen Jugend für das sinnlose Ankämpfen gegen den sicheren Untergang. Eine Praxis, die – wie ich finde – ganz besonders schwer zu ertragen ist. Ich erinnere mich daran, wie ich das erste Mal den Film “Die Brücke” von Bernhard Wicki gesehen habe, der diese unsägliche Grausamkeit besonders eindringlich darstellt. Dieser Aspekt ist natürlich nicht der einzige, der schwer zu ertragen ist an dem Buch, die Entsetzlichkeiten des Kampfs, Grausamkeiten gegen die Zivilbevölkerung, die Tatsache, dass die Kameraden ihren eigenen Freund erschießen müssen, das alles macht den Roman zu einer schwer zu schluckenden Lektüre. Die man jedoch gelesen haben sollte, genauso wie man den noch unerträglicheren Roman “Im Westen nichts Neues” von Erich Maria Remarque gelesen haben sollte, nicht nur, um das Bewusstsein für die Unerbittlichkeit des Krieges zu stärken und dazu beizutragen, weitere Kriege unbedingt zu verhindern, sondern auch, um die vom Krieg traumatisierten und unter den Spätfolgen leidenden Generationen besser zu verstehen. Schließlich führt uns Rothmann auch vor Augen, dass Mitglieder der Waffen-SS keineswegs automatisch Unmenschen waren, oft ließ man ihnen keine Wahl.

Rothmann wählt dabei eine schnörkellose, gut lesbare Sprache, der man sich nicht entziehen kann. Umschlossen wird das Buch von einer Rahmenhandlung, Walter ist inzwischen alt und todkrank, hat jedoch sein ganzes Leben über die Vorfälle im Krieg geschwiegen, wie es so typisch ist für diese Generation. Erst durch alte Bilder erfährt sein Sohn von der Geschichte seines Vaters.

Zum Hörbuch: Thomas Sarbacher liest angenehm, in einem für das Buch angemessenen Ton, solide Leistung.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks