Das Ziel des Autors ist es, den Leser zu schockieren, und das gelingt ihm, da gibt es keine Frage. Das Buch ist ekelhaft, abartig, krank. An manchen Stellen wurde mir richtig übel und ich musste mich innerlich gegen die aufkommenden Bilder wehren. Manche Bilder konnte ich kaum ertragen. Das hat der Autor durchaus gut gemacht und er hat wirklich sein Versprechen eingehalten, seine Leser zu schockieren.
Doch die unglaubwürdigen Figuren machen einen riesigen Strich durch seine Rechnung, wodurch sich das Buch in ein gewöhnliches B-Movie-Niveau gesenkt hat. Irgendwann habe ich auch aufgehört, das Buch ernst zu nehmen.
Der Protagonist selbst will Pfarrer werden, worüber sein Vater überhaupt nicht begeistert ist. Doch der Vater verschwendet darauf kaum irgendwelche Gedanken. Wegen der Berufswahl erwartet man als Leser eine gewisse Gottesfurcht, dass er mit seinem Glauben konfrontiert wird, dass er gewisse Zweifel beim Anblick solcher Brutalitäten entwickelt.
Doch Gott wird gar nicht erwähnt. Er ist völlig abwesend in den Gedanken des Protagonisten, so dass er nicht wie ein anstrebender Pfarrer wirkt, sondern eher wie ein gewöhnlicher Student, der sich für eine Fachrichtung entschieden hat, die ihm absolut egal ist. Das macht die Figur gleich am Anfang unglaubwürdig und die fehlende Konfrontation mit dem Glauben sorgt dafür, dass man sich fragt, wieso der Autor so etwas erwähnt, wenn es doch gar keine Rolle spielt.
In einer Szene bemerkt der Protagonist, dass er beim Zusehen der Gewaltakte einen Steifen bekommt, einen schmerzhaften noch dazu und da fragt er seinen Vater, wieso er einen Harten hat. Ich meine, wer würde das machen? Würde es aus mir wie ein Wasserfall laufen, würde ich auch nicht meine Mama fragen, was unten bei mir los ist. Es wäre mir peinlich. Ich würde versuchen, es zu verstecken und nicht damit in die Öffentlichkeit gehen.
Wenn der Sohn zu einer Vergewaltigung gezwungen wird, schafft er es jedes Mal, zum Höhepunkt zu kommen, indem er einfach die Umgebung ausblendet und in seiner Erinnerungen flüchtet. Aber das wird so lasch beschrieben, dass diese Szenen nicht funktionierten, sondern eher den Eindruck machten, dass der Autor es so haben wolle.
Schließlich wurden die Figuren abstruser und wurden durch den Autoren so hart verbogen, dass das Buch nur noch einen faden Geschmack hinterlassen hat. Das Ende war richtig lächerlich und so sehr an den Haaren gezogen, dass ich nur lachen konnte.
Es ist schockierend, das hat funktioniert, aber es gab keinen richtigen Spannungsbogen und ohne glaubwürdige Figuren funktioniert ein Buch nun mal nicht.