Cover des Buches Rochade (ISBN: 9783963570148)
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Rezension zu Rochade von Ralph Edenhofer

Intelligent, komplex, realistisch, unerwartet

von Julia_Kathrin_Matos vor 5 Jahren

Kurzmeinung: Intelligent, komplex, realistisch, unerwartet

Rezension

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Julia_Kathrin_Matosvor 5 Jahren
Band 5 insgesamt bzw. Band 2 der Arctica-Trilogie ist erneut klar strukturiert, aufregend und spannend. Er reicht bis April 2216 und ist besonders auf Geschehnisse in Nordamerika konzentriert.
Der „Was-bisher-geschah“-Abschnitt bringt Wichtigstes auf den Punkt, könnte grundsätzlich gern ausführlicher sein.
Mir gefällt, wie Edenhofer unbequemen Charakteren mit Ecken und Kanten eine Stimme verleiht. So wirkt beispielsweise Mac dadurch, dass sie fehlerbehaftet ist, lebendig und echt. Man muss ihre Einschätzungen nicht teilen, ist aber emotional involviert. Hinzu kommt eine dritte Hauptfigur, als sog. Slug ein Underdog, der mir mit seinem distanzierten Äußeren und seinem sensiblen Inneren auf Anhieb sympathisch ist, der Mitgefühl entfacht und dem man die Daumen drückt. Es hat mich nicht ganz so sehr berührt wie vorangegangene Bände, was aber Jammern auf hohem Niveau ist.
Künstliche Intelligenz tritt teils komisch und teils bedrohlich auf. Reizvoll bleibt die Thematik zum gesellschaftlichen Stand, die Ausgestaltung von Rechten und Pflichten, inklusive „Mischwesen“.
Für mich wird regelmäßig deutlich, dass sich „Hard Science Fiction“ hier nicht nur auf physikalische, technische und astronomische Phänomene bezieht. In der Figurenzeichnung finden sich zahlreiche Grauschattierungen. Beispielsweise lässt sich gut über die Wesenszüge und Motive von Marshal und Rani spekulieren. Die Newsfeed-Kapitel sind clever erdacht, weil sie Lücken, die sich im personalen Erzählstil zwangsweise ergeben, ausfüllen und einen umfänglichen Blickwinkel auf komplexe politische und ökonomische Entwicklungen erlauben. Vielschichtige nebulöse Verstrickungen und Hintergründe machen das Szenario realistisch, interessant, schwer vorhersehbar.
Ralph Edenhofer versteht es obendrein, den Leser an der Atmosphäre teilhaben zu lassen: von schmerzhaften G-Kräften bei Beschleunigungs- und Bremsmanövern über karge, trostlose Landschaften und dystopische Häuserschluchten bis hin zu Schlachtengetümmeln.
Dass ich in der Mutantenkrieg-Trilogie liebgewonnene Charaktere, Schauplätze und Handlungsstränge (Aufbau einer neuen Zivilisation, …) vermisse, lässt sich verschmerzen, in der Annahme, dass dies nicht vergessen und das Jahrhundert noch lang ist und weitere Bände geplant. Ich freue mich auf „Matt“ sowie das Gemeinschaftswerk mit Joshua Tree.
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