Rezension zu "Die äußerst seltsame Reise des Montgomery Flagstone" von Ralph G. Kretschmann
Die Erde, mehrere Jahrhunderte nach unserer Zeit. Die Menschheit hat durch atomare Auseinandersetzungen und Religionskriege den Planeten nahezu zerstört, die Kontinente sind auseinandergebrochen und haben sich verschoben, große Teile Amerikas und Europas sind im Meer versunken, andere wurden zu Gebirgen erhoben. Das Wissen „der Alten“ ist in den sogenannten dunklen Jahrhunderten auf vielen Gebieten verloren gegangen und nur langsam entdecken die Archäologen es wieder, bei Ausgrabungen von Bibliotheken, bei Funden von Museen, alten Waffen – und Schallplattensammlungen.
Die Archäologische Gesellschaft ist eine nahezu allmächtige Organisation geworden. Alle Wissenschaft untersteht ihrer Kontrolle und kaum etwas geschieht ohne ihre Genehmigung. Montgomery Flagstone wird mit seinem Freund Vincent Kant zu einer Ausgrabung gerufen, bei der Dinge zutage gefördert wurden, die sich die Archäologen nicht erklären können. Was sich den beiden dort offenbart, sprengt sämtliche Grenzen der Vorstellungskraft und konfrontiert sie mit der Frage, woher wir eigentlich kommen und wie weit wir wirklich zu gehen bereit sind.
Doch die Zeit drängt, denn im Hintergrund nehmen gefährliche Intrigen ihren Lauf, die die Zivilisation in ihren Grundfesten zu erschüttern drohen. So treten unsere Helden mit dem Mut der Verzweiflung eine waghalsige Reise an, denn es gilt nicht nur skrupellosen Machtmenschen zuvorzukommen, sondern auch mörderische Monstermaschinen aufzuhalten, um die Erde zu retten.
Meine Meinung: Der Autor hat einen sehr fesselnden Schreibstil. Ohne sich in allzu vielen Details und Beschreibungen zu verlieren entwirft er das Bild einer neuen Welt, die auf unserer bekannten aufbaut und trotzdem anders ist. Wo nötig, beschreibt er, so z.B. beim Aufbau von New London, das auf den Ruinen der uns bekannten Stadt entstand, doch auch hier geht er nicht übermäßig ins Detail sondern gerade so, dass man sich die Handlung in dieser neuen Stadt auf drei Ebenen vorstellen kann. Trotzdem überlässt er viel der eigenen Phantasie, so gibt es in der unteren Welt von New London zwar Mutanten, diese werden aber nicht weiter beschrieben.
Die Geschichte selbst hat zuerst drei Handlungsorte. Da ist zum einen das Team um Abenteurer und Wissenschaftler Montgomery Flagstone, des weiteren das Basiscamp in Südamerika in dem sich währenddessen erstaunliche Dinge abspielen. Außerdem gibt es immer wieder kleine Einblicke auf einen namenlosen Mann der sich, nachdem er ein radioaktives Artefakt berührt hat, auf seltsame Weise verändert und anfängt, eine Maschine zu bauen, deren Zweck er selbst nicht benennen kann.
Zwar ist es etwas nervig, immer dann wenn es an einem Schauplatz spannend ist, wieder in den anderen geworfen zu werden, doch da es da dann i.A. auch spannend ist währt der Nervfaktor nur kurz.
Durch das Cover und die Zuordnung von Amazon, dass das Buch dem Steampunk zuzurechnen sei habe ich etwas anderes erwartet, bin aber von einem tollen Abenteurerroman mit SF-Einschlag überrascht worden in dem auch die Dampfkraft, Luftschiffe und Unmengen an Zahnrädern ihren Platz haben, trotzdem ist es kein klassischer Roman des Genres und wenn ich ihn ohne Ansicht des Covers und ohne die Genre-Zuordnung vorab gelesen hätte wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen ihn als Steampunk zu bezeichnen.