Cover des Buches Jahrhundertsommer (ISBN: 9783950399158)
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Rezension zu Jahrhundertsommer von Raoul Biltgen

Ein kleiner, feiner Liebesroman ganz ohne Kitsch

von SchwarzeFee vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Liebesroman einer ganz anderen Art

Rezension

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SchwarzeFeevor 9 Jahren
Mit *Jahrhundertsommer* legt Raoul Biltgen einen Liebesroman vor, den ich so noch nicht gelesen habe. Liebesromane haben ansich immer den Beigeschmack kitschig zu sein, dies trifft bei *Jahrhundertsommer* absolut nicht zu.

Der Roman spielt in zwei Zeitebenen, im heißen Sommer 2003 lernt *er*, der Protagonist, dessen Namen man wie den aller anderen Personen des Buches, nie erfährt, *sie* kennen, verliebt sich Hals über Kopf in sie und verbringt einen Sommer voller Liebe und Leidenschaft jenseits all dessen, was er je zuvor erlebt hat mit ihr. Alles Andere in seinem Leben ist plötzlich Nebensache, es zählt nur noch sie - und wer schon einmal richtig geliebt hat, kann dies nachvollziehen. Am Ende des Sommers steht zunächst auch das Ende dieser Liebe, bis sie im Herbst eines Tages wieder vor seiner Tür steht. Dem Alltag hält ihre Liebe leider nicht stand und sie verlässt ihn zum zweiten Mal.

Die zweite Ebene spielt in der Gegenwart, er kann sie nicht vergessen und besorgt sich eine Pistole, weil er ohne sie nicht leben will und ihm jeglicher Sinn im Leben ohne sie fehlt. Er ist ein tragischer Protagonist, es gelingt ihm nicht, letztlich aus dem Leben zu scheiden, irgendetwas hält ihn doch immer wieder davon ab, konsequent zu sein und sei es der Gedanke, dass sie doch plötzlich wieder vor der Tür stehen könnte wie schon einmal.

Das Ende des Romans ist etwas, wo ich nun seit Beenden des Buches zwei Tage lang darüber nachgedacht habe, ob es nun ein Happy End ist oder nicht - ich möchte es hier nicht verraten, um nicht allzu sehr zu spoilern - aber ich formuliere es jetzt so: Aus der Sicht des Protagonisten ist es ein Happy End, aus Sicht des Lesers, jedenfalls aus meiner - nicht. Es hätte auch eine andere Wendung nehmen können (mit der vorliegenden hatte ich auf keinen Fall gerechnet), zumal man hier auch aus eigener Erfahrung weiterdenken kann...

Jedenfalls war dies eine Leseerfahrung der anderen Art, sowohl aufgrund der Geschichte ansich, als auch von Raoul Biltgens Schreibstil her. Dieser mag so manchem vielleicht nicht gefallen, es gibt häufig sehr lange Sätze, die man erst einmal auf sich wirken lassen muss, ebenso viele Aufzählungen - mir hat er gefallen, es war einmal etwas ganz Anderes.

In jedem Fall gibt es hier von mir eine ganz klare Leseempfehlung, ein Buch abseits des Mainstreams, ein Buch, über das man auch einmal nachdenken muss, welches manches Mal ob der klaren Aussagen und Worte den einen oder anderen schockieren mag, aber letztlich hochemotional auf mich gewirkt hat und mir sehr gut gefiel.
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