Rezension zu "Zwei am Puls der Erde" von Theresa Leisgang
Mich hat das Sachbuch, ein Reisetagebuch, durch die Thematik der Reise einmal quer über die Erdkugel angesprochen. Entsprechend habe ich Berichte aus verschiedenen Ländern erwartet, die vom Klimawandel aktuell auch schon betroffen sind. Das habe ich nur teilweise bekommen.
Die Reise der beiden beginnt in Südafrika, wo es um Wassermangel geht und wie die Menschen damit umgehen. Den Start fand ich sehr interessant, auch da viel auf Feminismus eingegangen wird und wie dieser im Kampf gegen den Klimawandel helfen kann.
Danach reisen Theresa und Raphael weiter bis Malawi und müssen ihre Reise dort wegen der Corona-Pandemie abbrechen. Und ab hier hatte ich etwas Schwierigkeiten mit dem Inhalt, denn es wird sehr persönlich und geht viel um die Ängste und Sorgen der beiden in der Pandemie und generell vor der Zukunft. Sie müssen nach Berlin zurückreisen und die Pandemie erstmal "aussitzen". Ich hatte erwartet, dass das Buch dann einfach da wieder ansetzt, wo sie weiterreisen können, doch stattdessen geht es dann um ihre Bekanntschaften in einer Berliner WG, die recht alternativ lebt, mit eigenem Gemüseanbau usw. Es werden viele Gespräche über verschiedene Lebensweisen widergegeben. Das mag für den ein oder anderen interessant sein, hatte mich aber in dem Umfang weniger angesprochen.
Später reisen sie weiter nach Großbritannien, um sich mit verschiedenen Leuten zu treffen, die sich aktiv für Klima- und Umweltschutz einsetzen. Hier wird es teilweise recht esoterisch angehaucht, was auch einfach nicht so meins ist. Aber es gibt sicherlich Lesende, die es interessiert.
Erst zum Abschluss wurde es für mich wieder fesselnder, als es an den Polarkreis geht.
Inhaltlich war "Zwei am Puls der Erde" daher nur bedingt das, was ich erwartet hatte. Dennoch ist es insgesamt ein emotionales Sachbuch, das die Angst vor der Zukunft im Klimawandel stark zum Ausdruck bringt. Allein dafür ist es lesenswert und vermutlich wird jede:r in den einzelnen Kapiteln etwas für sich mitnehmen können und/oder neues dazulernen. Man muss sich auf die verschiedenen Persönlichkeiten und ihre Ansichten, die hier zu Wort kommen, aber auch einlassen können.
Der Schreibstil ist angenehm und locker. Mit hat eine Kennzeichnung gefehlt, aus welcher Sicht jeweils gerade geschrieben wird, denn Theresa und Raphael wechseln sich ab, was mich manches Mal irritiert hat. Spannend fand ich, dass durchgehend das generische Femininum verwendet wird (statt dem generischen Maskulinum) und ich erstaunt war, welche Wirkung das auf mich als Leserin hatte. Es zeigt meiner Meinung nach deutlich, dass das generische Maskulinum nicht mehr zeitgemäß ist, auch wenn das generische Femininum die gleichen Probleme (= nicht jede:r fühlt sich angesprochen) mit sich bringen würde.