Raphaela Edelbauer

 3,5 Sterne bei 243 Bewertungen
Autorenbild von Raphaela Edelbauer (©Sahar Bawardy)

Lebenslauf

Eine österreichische Entdeckung: Raphaela Edelbauer wird 1990 in Wien geboren. Sie studiert an der Universität für Angewandte Kunst in Wien,  Sprachkunst und Philosophie. Daneben schreibt sie Geschichten und veröffentlicht diese seit 2009 in Anthologien und Literaturzeitschriften. Auch tritt Edelbauer regelmäßig bei Literaturveranstaltungen und -festivals auf.

2017 erscheint ihr literarisches Debüt »Entdecker« bei Klever, für das sie mit dem Hauptpreis der Rauriser Literaturtage ausgezeichnet wird. Es folgen weitere Auszeichnungen, darunter der Theodor-Körner-Preis. Ihr Roman »Das flüssige Land«, der 2019 erscheint, schafft es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises.

Alle Bücher von Raphaela Edelbauer

Cover des Buches Das flüssige Land (ISBN: 9783608964363)

Das flüssige Land

 (118)
Erschienen am 17.08.2019
Cover des Buches DAVE - Österreichischer Buchpreis 2021 (ISBN: 9783608964738)

DAVE - Österreichischer Buchpreis 2021

 (87)
Erschienen am 18.01.2021
Cover des Buches Die Inkommensurablen (ISBN: 9783608986471)

Die Inkommensurablen

 (34)
Erschienen am 14.01.2023
Cover des Buches DAVE (ISBN: 9783442772438)

DAVE

 (1)
Erschienen am 15.03.2023
Cover des Buches Entdecker (ISBN: 9783903110137)

Entdecker

 (1)
Erschienen am 27.02.2017
Cover des Buches DAVE: Roman (ISBN: B08MW2X7NL)

DAVE: Roman

 (1)
Erschienen am 20.01.2021
Cover des Buches Das flüssige Land (ISBN: 9783442770090)

Das flüssige Land

 (0)
Erschienen am 08.03.2022

Videos zum Autor

Neue Rezensionen zu Raphaela Edelbauer

Cover des Buches Die Inkommensurablen (ISBN: 9783608986471)
Naburas avatar

Rezension zu "Die Inkommensurablen" von Raphaela Edelbauer

Wien in den Stunden vor der Mobilmachung
Naburavor 12 Tagen

Der Bauernknecht Hans Ranftler trifft am Morgen des 30. Juli 1914 in Wien ein. Er ist gekommen, um die Psychoanalytikerin Helene Cheresch um einen Termin zu bitten. Sie ist spezialisiert auf Fälle wie den seinen, denn er ist seit einigen Jahren davon überzeugt, Gedanken anderer Menschen zu hören, bevor diese sie aussprechen. Die Stadt ist in Aufruhr, denn am nächsten Tag soll die Mobilmachung losgehen. Vor dem Haus von Helene Cheresch trifft Hans auf Adam und Klara, deren Fähigkeiten von der Psychologin untersucht werden. Adam stammt aus reichen Hause und soll General werden, Klara aus ärmlichen Verhältnissen. Die Sufragettenbewegung hat ihr ein Mathematikstudium ermöglicht, das sie am folgenden Tag mit einem Doktortitel krönen soll. Die beiden nehmen Hans unter ihre Fittiche und erkunden einen Tag und eine Nacht lang die Stadt.

Zu Beginn des Buches war ich als Leserin an Hans' Seite, als er in Wien eintrifft. Die Großstadt prasselt mit all ihren Eindrücken auf Hans ein, der jahrelang auf einem Hof gearbeitet hat. Trotz Reizüberflutung schafft er es zur Praxis von Helene Cheresch, schnappt jedoch schon auf dem Weg die angespannte Stimmung auf, die in Anbetracht des anstehenden Kriegsbeginns auf der Stadt liegt. Es ist überall das Gesprächsthema Nummer Eins und beinahe alle gehen automatisch davon aus, dass Hans in die Stadt gekommen ist, um sich für den Kriegsdienst zu melden.

Nach dem ersten Gespräch mit Helene, die Hans einen Termin für den folgenen Tag gibt, lernt dieser Klara und Adam kennen. Klara beschäftigt sich für ihren Doktortitel mit den titelgebenden Inkommensurablen, denn sie ist fasziniert von der Philosophie der Mathematik. Über das Verhältnis der beiden zu Helene und ihre vermeintlichen Fähigkeiten erfährt man im Laufe des Romans mehr. Ich fand die Einblicke in die Parapsychologie, die sich um fremde Gedanken und Erinnerungen sowie Traumcluster drehen, interessant. Auch die Geschichte der Sufragetten und die queere Geschichte Wiens spielen in diesem Roman eine Rolle.

Es wird eine große Bandbreite an Themen bedient, über die ich gerne mehr erfahren wollte. Diesen auf 350 Seiten gerecht zu werden ist jedoch eine gewaltige Aufgabe, welche der Autorin mal besser und mal schlechter gelingt. Sie wählt eine anspruchsvolle Sprache, die ich bereits aus ihren vorherigen Romanen kannte. Dennoch muss ich sagen, dass ich mich trotz Mathe-Abitur und abgeschlossenem Psychologiestudium schwer damit tat, den intellektuell herausfordernden Ausführungen nahtlos zu folgen. Nach einem starken Start habe ich mich im Mittelteil schwer getan. Den Abschluss mit der Verkündigung der Mobilmachung und den Entscheidungen, welche die Charaktere basierend auf dieser Nachricht treffen, fand ich gelungen. Ein Roman für alle, die Lust auf einen komplexen und vielschichtigen Roman mit historisch bedeutsamem Setting haben.

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Cover des Buches Die Inkommensurablen (ISBN: 9783608986471)
Wedmas avatar

Rezension zu "Die Inkommensurablen" von Raphaela Edelbauer

Sollte man kennen.
Wedmavor einem Monat

Es ist ein historischer Roman, der die Bilder der Vergangenheit wieder ins Leben ruft, um am Ende eine klare Warnung an die Leser heranzutragen.

Es ist paar Tage vor Beginn des ersten Weltkrieges. Hans, ein junger Mann, ein Bauer aus dem hinterletzten Dorf landet in Wien. Zum ersten Mal in der Großstadt, erlebt er Abenteuer, die er sich kaum hätte erträumen können. Er hat viel Glück – gleich zu Anfang gerät er an die Leute, die ihn mit der Großstadt und ihren Besonderheiten bekanntmachen. Die neuen Freunde sind sehr anders als Hans: ein schmächtiger junger Mann, der eigentlich ein hoher Offizier aus den besten Kreisen ist und in den Krieg ziehen soll, wäre aber gerne ein Profi-Musiker geworden. Man darf zusammen mit Hans einer Orchesterprobe beiwohnen, bei der sein neuer Freund mitwirkt. Eine junge Frau aus untersten gesellschaftlichen Kreisen, die aber ihr Milieu verlassen und Mathematik studiert hat und kurz vor ihrer mündlichen Abschlussprüfung steht. Zu dritt ziehen sie in den letzten Stunden vor dem Ausbruch des Krieges durch die mitunter skurrilsten Schauplätze in Wien, als ob sie auf den letzten Drücker noch die letzten Reste ihres alten Lebens auskosten wollten, bevor der Krieg über ihren Köpfen ausbricht und alles vernichtet. Immer wieder tauchen die Horden von jungen Männern auf, die voller Begeisterung vom Krieg sprechen und sich voller Stolz zum Kriegsdienst melden. Am Anfang und am Ende tauchen sie auf und fordern Hans auf, mitzuziehen, seine Pflicht zu tun, wie sie es auch selbst getan haben. Hans ist aber ein kluger junger Mann.

Man weiß heute, wie es für die kriegsbegeisterten Männer weiterging. Wenn sie nicht gefallen waren, durften sie, schwer physisch und psychisch verletzt, zurück zu den Ruinen zurückkehren, was früher ihre Häuser und Dörfer gewesen waren. Und das ist alles, was sie durch den Krieg gewonnen haben. Oft musste ich an das Buch von Ulrike Guerot „Endspiel Europa“ denken. Just am Anfang bringt sie im Klartext genau die Dinge, die hier in Romanform und eher durch die Blume, zum Ausdruck gebracht wurden. Heute versucht man, ähnliche Begeisterung durch Kriegspropaganda heraufzubeschwören. Die Eliten wollen ihre Machtverhältnisse wohl neu justieren. Als Angehöriger des „Fußvolkes“ braucht man bloß zu schauen, wie es vor hundert Jahren gelaufen war, um zu wissen, was man von der Propaganda halten soll und wer vom Krieg zu profitieren gedenkt. Und gerade das ist der Verdienst des Romans. Durch die eindrucksvollen Bilder der Vergangenheit versucht er, den Lesern begreiflich zu machen, dass man eigentlich besser weiterkäme, wenn man wie Hans sich fern von den Kriegsbegeisterten hält.

Der Titel bezieht sich auf diese Clique von jungen Menschen, die nur für etwa drei Tage zusammen sind und durch die Häuser ziehen, einander aber so intensiv erleben, wie sonst kaum möglich. Und eigentlich hätte jeder der Inkommensurablen sein eigenes erfülltes Leben weiterführen können. Wenn nicht der anrollende Krieg und die Hirnlosen, die schon im Vorfeld die Merkmale alter Ordnung herunterreißen: die junge Frau kann ihre mündliche Prüfung nicht abhalten, da der Pöbel das Uni-Gebäude stürmt.

Aufgrund von den Aussagen und der künstlerischen Leistung ist der Roman völlig richtig in der Langen Liste zum Deutschen Buchpreis gelandet.

 

 

Kommentare: 2
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Cover des Buches Die Inkommensurablen (ISBN: 9783608986471)
dunis-lesefutters avatar

Rezension zu "Die Inkommensurablen" von Raphaela Edelbauer

Zwischen Realität und Traum
dunis-lesefuttervor 2 Monaten

Dieses Buch meiner #longlist Leseliste machte mir am meisten Respekt. Ich hatte ziemlich Angst, dass mir das zu kompliziert wurde. Überraschender Weise hat sich dieses Buch zu einer großartigen Lektüre entpuppt. Es war ein wilder Ritt, und jetzt bin ich erschöpft und glücklich.


Hans Ranftler reist aus dem beschaulichen Tirol nach Wien um die  Psychoanalytikerin Helene aufgrund eines mutmaßlichen Leidens aufzusuchen, und landet sofort in einer rasanten Tour de force. Der erste Weltkrieg steht kurz bevor, und das schlägt sich auf die Stimmung der Menschen nieder. Zwischen Euphorie und Lethargie finden wir alle Emotionen vor.

Der große Melting Pot des Europas 1913 überfordert Hans auf allen sinnlichen Ebenen. Erleichtert, zwischen all dem Neuen, findet er Anschluss bei Adam und Klara, die ihn am Ärmel packen und durch Wien zerren. Es geht durch die Welt der Reichen und die Abgründe des Lumpenproletariats. Dabei ist das Geschehen olfaktorisch spürbar, nicht immer positiv, wohl gemerkt😀

Rast-und ruhelos sind die drei auf der Suche nach Zerstreuung und kämpfen dabei zeitgleich mit ihren Dämonen. Gespräche drehen sich um Generationenkonflikte, sozialen Problemen und gleichgeschlechtlicher Liebe – das niemals offen, aber deutlich erkennbar. 

Metaphysisch wird die Ebene, die sich mit Traumcluster beschäftigt. Und am Ende fragen wir uns, haben wir das Buch überhaupt gelesen?🤔😉

Hans ist mir sehr ans Herz gewachsen und auch Adam und Klara sind mir sehr nah gekommen. Die Jugend in unruhigen Zeiten, das Bedürfnis, sich selbst im Leben zu finden, hat sich damals genauso angefühlt wie heute. Auch das Wabern gesellschaftlicher Veränderungen meistern wir heute nicht unbedingt intelligenter. Der Mob, der sich mitreißen lässt, ohne nachzudenken, könnte auch heute genauso in den Abgrund rennen.

Raphaela Edelbauer, gerade mal 33 Jahre jung ist eine begnadete Schriftstellerin, die es schafft, eine Dichte an die Leser*innen zu transportieren, die uns mitfiebern lässt. Wo nimmt die junge Autorin die Fähigkeit nur her, literarisch und intellektuell auf so hohem Niveau unterwegs zu sein und trotzdem alle mitzunehmen? Schaut man sich andere aufstrebende Schriftstellerinnen an, so steht sie für mich klar an der Spitze! 

Sie schafft es sogar einen Hauch von Slapstick anekdotenhaft in ihre Texte einzufügen, (ich denke da an Rakitić oder Ratkovic oder Ranovic 😉…) Immer Wieder gab es wilde Prügeleien und Handgemenge, die Nerven lagen blank! Gelungen fand ich auch die in Bezugnahme auf gleichgeschlechtliche Beziehungen. Gesellschaftlich war man schon viel weiter als Jahrzehnte später.

Die mathematischen oder psychologisch surrealen Passagen halten sich in Grenzen und sind für mich aushaltbar, obwohl sie mich jetzt nicht erhellt haben. Sie gehören aber irgendwie dazu. Ich fühlte mich mehrfach an eine dunkle Erwachsenen-Version von Alice im Wunderland erinnert. Unterhaltend, mit starken Bildern und leicht schräg.

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Gespräche aus der Community

Es ist die Frage aller Fragen: Wird künstliche Intelligenz das menschliche Gehirn eines Tages ersetzen können? Syz arbeitet daran, dieses Superprojekt zu verwirklichen: DAVE soll die Maschine werden, von der alle Programmierer träumen. Doch Syz hat das Gefühl, dass DAVE nicht in den richtigen Händen ist …

In Raphaela Edelbauers neuem Roman, "DAVE", könnt ihr zusammen mit
Syz auf die Suche nach der Wahrheit gehen! Hört sich spannend an? Dann
dürft ihr diese Leserunde im Literatursalon nicht verpassen!

2.146 BeiträgeVerlosung beendet
Erzaehlwas_Saschas avatar
Letzter Beitrag von  Erzaehlwas_Saschavor 3 Jahren

Mein Lieblingszitat ist:

"Wir kreieren DAVE gerade deswegen, damit eine Kontrollinstanz zur Anwendung gelangen kann, die über der Fehlbarkeit menschlicher Zivilisation steht. Die Logik selbst."

S.239

Warum es mein Lieblingszitat ist?

Weil die Ambivalenz der KI deutlich wird, da eigentlich dem Gedanken der Sicherheit, der Unfehlbarkeit nachgeeifert wird, also ein positiver Grundgedanke entsteht. Doch Kontrolle funktioniert gleichzeitig auch nur in Grenzen und unterdrückt jede Kreativität.


Am Donnerstag, 18. Februar 2021, erwartet euch ab 17:30 Uhr auf unserem LovelyBooks Instagram Kanal ein interessantes Gespräch inklusive einer kurzen Lesung aus "DAVE" mit Autorin Raphaela Edelbauer. Ihr Buch erzählt über Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Künstlichen Intelligenz. Ihr habt bereits vorab die Möglichkeit, hier Fragen zu posten, von denen wir die spannendsten am Freitag live stellen werden!

84 BeiträgeVerlosung beendet
ninanorvalds avatar
Letzter Beitrag von  ninanorvaldvor 3 Jahren

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Stellt euch vor, ihr wollt in einen Ort, der sich beharrlich vor den Blicken Fremder schützt. Ruth steht genau vor diesem Paradox, als sie ihren Heimatort Groß-Einland betreten will. Doch damit nicht genug: Unter dem Ort gibt es ein Loch, das auf rätselhafte Weise das Leben der Bewohner beeinflusst. In unserer Leserunde          zu "Das flüssige Land" werden wir diesen Geheimnissen auf den Grund              gehen!

492 BeiträgeVerlosung beendet
SternchenBlaus avatar
Letzter Beitrag von  SternchenBlauvor 4 Jahren

Bei der Leserunde war ich zwar nicht direkt dabei, habe hier aber trotzdem gerne mitgelesen und -geschrieben. Hier nun auch meine Rezi:

https://www.lovelybooks.de/autor/Raphaela-Edelbauer/Das-flüssige-Land-2025984631-w/rezension/2329488057/

Zusätzliche Informationen

Raphaela Edelbauer im Netz:

Community-Statistik

in 315 Bibliotheken

auf 61 Merkzettel

von 4 Leser*innen aktuell gelesen

von 2 Leser*innen gefolgt

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