Rawezh Salim

Lebenslauf

Rawezh Salim, geboren 1973 in Sulaymaniyah (Nordirak), floh während des kurdischen Bürgerkrieges Mitte der 90er Jahre nach Österreich, wo er Translationswissenschaften studierte. Er arbeitet unter anderem als Übersetzer und Dolmetscher in verschiedenen Bereichen für die Sprachen Deutsch, Kurdisch und Arabisch. Er lebt in Graz.

Quelle: Verlag / vlb

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Neue Rezensionen zu Rawezh Salim

Cover des Buches Mein Onkel, den der Wind mitnahm (ISBN: 9783293005716)
Firieths avatar

Rezension zu "Mein Onkel, den der Wind mitnahm" von Bachtyar Ali

Unklar
Firiethvor einem Jahr

Das Buchcover ist recht typisch für dieses Genre, passt aber überhaupt nicht zum Inhalt.

Den Schreibstil des Buches mochte ich, aber mit dem Inhalt konnte ich nicht wirklich was anfangen. Es war weder spannend noch gab es für mich wirklich ein "Und die Moral der Geschichte..." Ich finde es geht fast in die Poesie, ohne wirklich dazu zu gehören.

Leider so überhaupt nicht mein Geschmack.

Cover des Buches Mein Onkel, den der Wind mitnahm (ISBN: 9783293005716)
miahs avatar

Rezension zu "Mein Onkel, den der Wind mitnahm" von Bachtyar Ali

Mein Onkel, den der Wind mitnahm
miahvor einem Jahr

Inhalt:
Djamschid Khan wird bei einem Gefängnisaufenthalt so dünn wie Papier, sodass er einfach davonfliegt, wenn Wind aufkommt. Einzig seine Neffen halten ihn auf dem Boden. Denn mit jedem Davonwehen verliert Djamschid sein Gedächtnis und muss sich immer wieder neu erfinden.

Meine Meinung:
Ich habe schon lange keinen Roman mehr gelesen, da ich in letzter Zeit viel mehr in anderen Genres unterwegs war. Doch dieses kleine Büchlein stand schon lange in meinem Regal und wartete geduldig auf dem SuB darauf, dass ich bereit bin, es zu lesen.

Zu Beginn hatte ich noch Schwierigkeiten. Die Geschichte beginnt im Krieg zwischen dem Iran und dem Irak, was kein leichtes Thema ist. Djamschid Khan ist mittendrin. Vor allem nachdem er so dünn wurde, dass er fast durchsichtig scheint und so leicht geworden ist, dass ihn der Wind einfach davontragen kann. Er wird von der Armee als Waffe eingesetzt, denn als fliegender Kurde kann er der Armee wichtige Informationen bringen. Immer an seiner Seite sind seine Neffen, die ihn an einem Seil um ihre Hüften an sich festgebunden haben und ihn halten, lenken und zurückholen. Sie werden dieser Aufgabe ihr ganzes Leben widmen müssen. Im Laufe der Zeit wird Djamschid viel erleben und sich in vielen Leben immer wieder neu finden müssen. Immer wenn Djamschid davongeweht wird und seinen Neffen abhandenkommt, verliert Djamschid sein Gedächtnis und beginnt immer wieder ein neues Leben mit neuen Aufgaben. Er nimmt dabei verschiedene Rollen ein: als Waffe im Krieg, als Prophet, als Geliebter, als Attraktion. Seine Fähigkeiten werden nicht nur einmal von anderen ausgenutzt.

Die Geschichte wird ausschließlich aus der Ich-Perspektive von Salar erzählt. Er ist Djamschids Neffe und muss gemeinsam mit seinem Cousin Smail Onkel Djamschid bei jedem Weg vor die Tür an der Hüfte festbinden, damit Onkel Djamschid nicht vom Wind davongeweht wird. Bei all seinen vielfältigen Aufgaben, die sein Leben bestimmen, sind die beiden Cousins immer an seiner Seite. Das ist einerseits schön zu lesen, aber andererseits fand ich es vor allem für Salar unglaublich traurig. Sie haben ihre Leben dem Onkel gewidmet und auf ihn gewartet, wenn er verschwunden war. Salar hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben seines Onkels aufzuschreiben.

Der Schreibstil ist klar und eher nüchtern, allerdings besitzt er auch eine gewisse Leichtigkeit. Die Emotionen werden durch die Darstellung der Ereignisse vermittelt, ohne sie groß benennen zu müssen. Die Geschichte erscheint wie ein Märchen und verbindet doch komplett Geschehnisse aus der Realität. Es gibt Höhen und Tiefen, auch für mich als Leser. Trotz der Kürze ist es kein Buch, das man mal so nebenbei wegliest. Es braucht seine Zeit.

Cover des Buches Der letzte Granatapfel (ISBN: 9783293207691)

Rezension zu "Der letzte Granatapfel" von Bachtyar Ali

Ergreifend schön und unendlich traurig
Ein LovelyBooks-Nutzervor einem Jahr

„In jener Nacht, als ich nun wider Erwarten zurückkehrte, wusste ich nicht, wo mein Saryasi sich befand. Ich wusste noch nicht, dass wir zwei uns in einer anderen Art von Wüste verlieren würden. In einer Wüste, die weder meine war noch seine.“ (Zitat Seite 15)

 

Inhalt

„Was immer bleiben wird: Ein Mann kommt aus der Wüste und verirrt sich auf einem Schiff voll mit Flüchtlingen auf dem Meer.“ (Zitat Seite 342) Dieser Mann heißt Muzafari Subdham und war ein bekanntes Mitglied der Peschmerga, als er in Gefangenschaft geriet. Einundzwanzig Jahre lang lebte er in einem einsamen Gefängnis mitten in der Wüste und mit den Jahren wurden alle seine Erinnerungen zu Sand, nur eine blieb, die Erinnerung an seinen Sohn Saryasi Subdhan, der damals erst einige Tage alt war. Als Muzafari freigelassen wird, macht er sich auf die Suche nach seinem verschollenen Sohn. Von Geheimnis zu Geheimnis, von Geschichte zu Geschichte führt ihn seine Reise durch ein Land, das sich in diesen langen Jahren völlig verändert hat und ihm fremd geworden ist.

 

Thema und Genre

Im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen zwei Granatapfelbäume, die alle Figuren der Geschichte miteinander verbinden, und drei Granatäpfel aus Glas. Ein Thema ist die Suche in vielen Facetten, die Suche nach Liebe, Freiheit, Freundschaft, nach den eigenen Zielen und Träumen, und die Suche eines Vaters nach seinem Sohn. Es geht um das Schicksal der Menschen in einem von Bruderkriegen, Aufständen und Gewalt beherrschten Land. Es sind vor allem die Kinder und die jungen Menschen, denen Kriege die Träume und die Zukunft nehmen. „Ich war aus der Vergangenheit gekommen und nun verbunden mit allen, die keine Zukunft hatten.“ (Zitat Seite 177)

 

Charaktere

Muzafari Subdham könnte nach seiner Gefangenschaft ein freies, zurückgezogenes Leben führen, doch die Frage, was in jener Nacht vor einundzwanzig Jahren wirklich geschehen ist, treibt ihn an, er muss seinen Sohn finden. Immer wieder trifft er auf seiner Suche Menschen, die ihm Schritt für Schritt weiterhelfen, die ihm jenen Teil der Ereignisse schildern, den sie kennen. Der Autor entwickelt seine Figuren einfühlsam, mit viel Empathie begründet er ihre Stärken und Schwächen, die Motive für ihr Verhalten.

 

Erzählform und Sprache

Muzafari Subdham erzählt diese Geschichte während der Tage und Nächte, die er mit Flüchtlingen in einem Boot auf dem Mittelmeer verbringt. Es sind viele verschiedene Geschichten und Einzelschicksale, die zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten stattfinden, die schließlich doch alle eine miteinander verschlungene Einheit bilden. „Ist nicht jede Geschichte ein kleiner Bach, der in einen See fließt und am Ende als Fluss mit Tausenden anderer Geschichten in den Ozean mündet.“ (Zitat Seite 277) Die Erzählsprache des Autors ist tief beeindruckend, ausdrucksstark und bildintensiv.

                                                                                                        

Fazit

Es ist eine Geschichte voll Poesie, Symbolen, Mythenmotiven und der Magie orientalischer Märchen. Doch so wie der magische Granatapfelbaum gleichzeitig auf dem Boden des Reiches der Realität und des Reiches der Träume steht, so erzählt auch hier dieselbe Geschichte von der grausamen Realität der Kriege und der Schicksale der davon betroffenen Menschen. Das macht diesen eindringlichen Roman zeitlos aktuell in einer Zeit, wo die Politik und die Medien begonnen haben, Kriege gegeneinander abzuwägen, und die Nähe zu Europa die Wichtigkeit bestimmt. Eine Geschichte gegen das Vergessen, gegen das Wegschauen, die Geschichte einer Suche, ergreifend schön und unendlich traurig zugleich.

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