José Saramagos Roman Alle Namen (Todos os Nomes) ist ein eindrucksvolles literarisches Werk, das die Grenze zwischen Realität und Surrealität verschwimmen lässt. Der portugiesische Nobelpreisträger entwirft darin eine düstere, kafkaeske Welt, in der der bürokratische Alltag mit einer obsessiven Suche nach Identität kollidiert.
Ray-Güde Mertin
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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3,5 von 5 Sterne
Joana findet in der Ehe mit Rechtsanwalt Otávio auf ihre Fragen keine Antworten mehr und begibt sich auf Spurensuche. Die Leserschaft erhält Einblicke in die Gedanken- und vor allem Gefühlswelt der Protagonistin in ihre Kindheit und Jugend. Da gab es den frühen Tod des Vaters, die unglückliche Kindheit bei der Tante, die Einsamkeit auf dem Internat, eine Schwärmerei mit einem Lehrer und zuletzt die gescheiterte Ehe mit Otávio. Joana will daher nur noch eins: lebendig werden.
Der Roman sticht vor allem durch ein intensives komplexes Innenleben der Protagonistin heraus. Alles spielt sich im Kopf von Joana ab. Klasse Idee. Als Leserin konnte ich jedoch stellenweise dem Geschriebenen nicht ganz folgen, da es zu surreal wurde. Schade. Es gab einige Passagen, die wunderbare Gedankengänge enthielten und ich zum Nachdenken animiert wurde. Dann driftete der Roman wieder zu sehr ab und die Gesamtsituation verschwamm. Ich persönlich hatte dadurch Höhen und Tiefen während des Lesens und wurde leider nicht wirklich warm mit dem Roman.
Die Übersetzung aus dem Portugiesischen ist von Ray-Güde Mertin und Corinna Santa Cruz erfolgt.
Der Roman mit seinen philosophischen Ansätzen wird seine Leserschaft finden.
Mit dem Titel ihres Debütromans zitiert die Brasilianische Autorin (1920-1977) James Joyce. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie sich der gleichen Erzähltechnik bedient wie der Ire Joyce in seinem Roman "Ulysses".
Im Zentrum von Lispectors Buch steht Joana, die als Waisenkind zu Onkel und Tante kommt, den Lehrer verehrt und dann in ein Internat geht. Sie heiratet Otávio, aber die Ehe scheitert. Otávios Ex-Freundin erwartet ein Kind von ihm und auch Joana hat einen namenlosen Geliebten, der nur schemenhaft auftaucht. Damit sind schon nahezu alle fassbaren Elemente des Romans geschildert. Es gibt keinerlei Impulse von Außen oder Beschreibungen der Umgebung, alles spielt sich nur im Kopf der Protagonistin und in kurzen Gesprächen ab. Joana hadert mit ihrem Leben und blickt in die Vergangenheit zurück. Der Tante war Joana unheimlich, Otávio war überfordert mit ihrer Phantasie: "Oh, verschone mich, hörte Joana aus Otávios Schweigen. Aber gleichzeitig mochte sie es, laut zu denken und ohne bestimmte Richtung einen Gedankengang zu entwickeln, der sich einfach weiterspann. Manchmal erfand sie aus reinem Vergnügen Gedanken [...]" (S. 121). Am Ende des Romans sieht sie jedoch voller Zuversicht in die Zukunft, sieht sich als starke und unabhängige Frau, die keine Angst hat.
Der Text ist voller Bilder und Vergleiche, die manchmal wunderschön sind, manchmal aber auch einfach rätselhaft. Es gibt viele Wiederholungen, wie um bestimmte Gedanken zu fassen zu bekommen. Insgesamt spricht aus dem Roman eine kraftvolle Stimme, allerdings hatte es für mich wenig Unterhaltungswert und ich habe mich wirklich stellenweise gequält.
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