Cover des Buches Fahrenheit 451 (ISBN: 9783257261042)
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Rezension zu Fahrenheit 451 von Ray Bradbury

Von der Hölle des Konformismus

von LaKaro vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Bradbury versteht den Kern der Menschen und weiß, darüber zu schreiben.

Rezension

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LaKarovor 7 Jahren
Bücher sind verboten. Wer als Bücherbesitzer gemeldet wird, bekommt Besuch von der Feuerwehr, die alles niederbrennt, das zwischen zwei Pappdeckeln steht. Guy ist ein Feuerwehrmann.Dann trifft er Clarisse, 17 Jahre und nicht ganz bei Sinnen, die spazieren geht und Kastanien sammelt und mit anderen spricht, statt tagein, tagaus vor den Wänden zu sitzen und der "Familie" zuzuhören, die keine Funkmuschel im Ohr trägt, die ihr Musik vordudelt und ihr von Zanders Zahnpasta erzählt. Guy fühlt sich, als würde er Clarisse schon ewig kennen, mir kam es fast so vor als wäre sie die einzige Person, die er kennt, die er wirklich kennt. Denn wer kennt sich noch, wenn jeder von den Fernsehwänden geblendet, verstrahlt von dem andauernden Input der Funkmuscheln wird?

In diesem Buch geht es nicht nur um Bücher. Jeder, der sich auf Lovelybooks bewegt weiß, oder sollte wissen, dass nicht alle Bücher wichtig und lehrreich sind. Viele sind überflüssig und das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt wurden (ein Hoch auf die E-Publishing-Verläge).
Es geht um das Denken, und um alles was dazugehört: Freiheit. Kreativität. Individualität.

Spannend, wirklich herausragend geschrieben (so einen Stil findet man heute nicht mehr, wo die Autoren darauf bedacht sind, entweder leicht lesbar oder möglichst intelligent zu schreiben, aber nicht beides) und vor allem nachdenklich stimmend. Vielleicht liegt es an mir - mir wird oft vorgeworfen, ich mache mir zu viele Gedanken - aber ich war beim Lesen stellenweise kurz vorm Wahnsinnigwerden. Das wahre Leben widerspiegelnd muss der denkende Leser sich permanent fragen: Warum? Warum Bücher? Können nicht auch Fernsehsendungen bildend sein? Warum Bücher, die nicht bilden? Warum Bildung? Warum?

Hier liefert Bradbury einen wichtigen Hinweis:
"Frag ständig warum, und du bist am Ende todunglücklich."
S. 69 (Diogenes)



Einen Punkt Abzug (für ein außergewöhnlich gutes Buch!) wegen des Endes. Das kam mir doch sehr abgedroschen vor, vergleichbar mit dem Film "The book of Eli" - episch, bis der Schluss zwar irgendwie gut und clever ist, aber doch... eben abgedroschen.
Auf ausgerechnet diesen Film komme ich übrigens, weil mir zu Ende des Buches große Parallelen aufgefallen sind. Wer also das Buch gelesen hat, sollte sich definitv auch diesen fast 60 Jahre später (2010) entstandenen Film ansehen.
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