Raymond Depardon

 4,5 Sterne bei 2 Bewertungen
Autor*in von Berlin und Villes, City, Stadt.

Lebenslauf

* 1942 in Villefranche-sur-Saône, ist französischer Fotograf und Filmemacher mit internationaler Reputation. In den sechziger und siebziger Jahren wurde er bekannt durch seine Fotoreportagen über Vietnam, Kambodscha, den Tschad [Pulitzer Preis] und Chile [Robert Capa Gold Medal]. Bis heute hat Depardon über vierzig Bücher publiziert und mehr als dreißig [darunter zahlreiche preisgekrönte] kurze und lange Dokumentar- und zwei Spielfilme ge­dreht.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Raymond Depardon

Cover des Buches Villes, City, Stadt (ISBN: 9783865214355)

Villes, City, Stadt

 (1)
Erschienen am 01.02.2007
Cover des Buches Berlin (ISBN: 9783869308388)

Berlin

 (1)
Erschienen am 01.03.2015

Neue Rezensionen zu Raymond Depardon

Cover des Buches Berlin (ISBN: 9783869308388)
M

Rezension zu "Berlin" von Raymond Depardon

Raymond Depardon – Berlin
M.Lehmann-Papevor 9 Jahren

Raymond Depardon – Berlin

Intensive und beeindruckende Fotodokumentation Berlins von 1962 bis 2013

Bis auf eine kurze, einleitende Geschichte aus der Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg und eine je knappe Hinführung zu den einzelnen „Zeiten und Jahren“ seiner Bilddokumente, lässt Raymond Depardon in diesem Fotoband weitgehend alleine die Bilder für sich und für ihre Zeit sprechen.

Schwarz- weiß. Gestochen scharf. Mit dem Fokus nicht auf berühmte Gebäude oder bekannte Straßen (auch wenn dies alles im Hintergrund der Bilder immer wieder aufblitzen wird), sondern mit einem klaren Schwerpunkt auf dem alltäglichen Leben in der Stadt und der Stadt, die im Laufe der Jahre den tiefen Wandel zeigen. Von der Trennung über Jahrzehnte hin zur wiedervereinigten Stadt, vom Holocaust Mahnmal über Baulücken hin zu fast ländlicher Idylle oder zu verwaist aussehenden, dafür aber blitzsauberen Straßen 1962.

„Man durfte nicht allzu nahe heran“, so hat es der 19jährige Depardon beim Bau der Mauer erlebt. Dennoch gelingen ihm, gerade in ihrer kühl wirkenden Sachlichkeit, emotionale Aufnahmen vom noch frischen Mörtel an den Steinen der schnell höher werdenden Mauer. Die zusammen mit den wie erstarrt zuschauenden Menschen eine beredte Sprache darüber ablegen, dass hier monumental Unerwartetes, Trennendes geschieht. Was Kinder an einer selbstgebauten Mauer in direkter Nähe zu den bewaffneten Soldaten nachspielen.

Und was sich in den Gesichtern des späteren Besuchs Kennedys (mit Brandt auf dem Weg durch die Straßen der Stadt zur Mauer hin) widerspiegelt. Fotografien aus unmittelbarer Nähe bis zur Mauer an der Friedrichstraße. Fotografien von „mitten drin“, ganz nah, die Stimmungen in den Gesichtszügen aufnehmen, die ein Ahnung von der „Verfasstheit“ der Menschen hüben und drüben in den Raum des Bandes stellen.

Um dann, ein wenig später, überfüllte Hörsäle zu zeigen, auch hier wieder ganz nah an den Menschen, Gesichtern, Massen, die den Kommilitonen applaudieren, welche die Bühne für sich erklommen haben.

Demonstrationen, die Kraft ausstrahlen neben älteren Menschen, die erkennbar die Welt nicht mehr verstehen.

Und dann der Punk auf der Mauer sitzend, die Lücken in den Beton, die mit bloßen Händen und Steinen geschlagen werden, reines Glück in den Gesichtern derer, die von hüben und drüben (wie sinnbildlich) auf Mauertrümmern, Steinresten, sich begegnen.

Und auch hier, wie durchgehend in diesem Fotoband, immer nah. Nur Zentimeter oft entfernt von all dem, was sich an Geschichte immer wieder in den Gesichtern der Menschen und ihren Körperhaltungen spiegelt und abspielt. Wie der junge Polizist mit der Rose am Revers, der es fast kaum scheint glauben zu können, was sich gerade abspielt.

Um dann, 1990, umzuschwenken auf Bilder, die fast an Kriegszeiten noch erinnern. Trümmer und Brachland, Schlaglöcher und alte Zäune, Hinterhöfe wie Ruinen.

Bis 2013 die Eindrücke der modernen Metropole mit ihren „Szenen“, den Tango Tänzern auf der Freifläche, den Booten am Wannsee und den schmucken Gebäuden den Kreis (fürs Erste) schließt.

Eine hervorragende Dokumentation der Geschichte, der Entwicklung einer Stadt und ihrer politischen Wandlungen, die über die vielfachen konkret abgebildeten Personen hinaus jene Emotionen wiederspiegeln, die in großer Nähe greifbar in den Bildern zu erleben sind.

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