Raymond Queneau

 4,2 Sterne bei 108 Bewertungen
Autor von Zazie in der Metro, Stilübungen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Eine Größe Frankreichs: Raymond Queneau, geboren am 21. Februar in Le Havre, war ein französischer Dichter und Schriftsteller. Er war Mitbegründer des College de´Pataphysique und erhielt 1977 die höchste Auszeichnung dieser Institution. Danach gründete er die Künstlerbewegung OuLiPo und arbeitete gleichzeitig als Direktor für den renommierten Gallimard Verlag. Seinen Durchbruch als Autor schaffte er mit seinem Roman Zazie in der Metro. Im Folgejahr wurde es erfolgreich verfilmt unter dem deutschen Titel Zazie. Queneau starb am 25. Oktober 1976 in Neuilly bei Paris.

Alle Bücher von Raymond Queneau

Cover des Buches Zazie in der Metro (ISBN: 9783518471166)

Zazie in der Metro

 (43)
Erschienen am 18.01.2021
Cover des Buches Stilübungen (ISBN: 9783518427507)

Stilübungen

 (19)
Erschienen am 11.03.2018
Cover des Buches Intimes Tagebuch der Sally Mara (ISBN: 9783803123947)

Intimes Tagebuch der Sally Mara

 (8)
Erschienen am 01.10.2000
Cover des Buches Sonntag des Lebens (ISBN: 9783803124586)

Sonntag des Lebens

 (7)
Erschienen am 15.02.2003
Cover des Buches Die blauen Blumen (ISBN: 9783803124234)

Die blauen Blumen

 (5)
Erschienen am 01.10.2001
Cover des Buches Man ist immer zu gut zu den Frauen (ISBN: 9783803124098)

Man ist immer zu gut zu den Frauen

 (3)
Erschienen am 15.08.2001
Cover des Buches Odile (ISBN: 9783717521877)

Odile

 (1)
Erschienen am 19.10.2009

Videos

Neue Rezensionen zu Raymond Queneau

Cover des Buches Zazie in der Metro (ISBN: 9783518471166)
PoeEA1809s avatar

Rezension zu "Zazie in der Metro" von Raymond Queneau

Paris und die Pariser in den 1950ern - hèrrlisch!
PoeEA1809vor 3 Jahren

Zazie wird von ihrer Mutter bei Onkel Gabriel abgeliefert, damit Jeanne Grossestittes (!) sich zwei Tage lang mit ihrem Liebhaber beschäftigen kann. Die kleine Rotzgöre aus der Provinz lernt Marceline, Gabriels sanfte bessere Hälfte kennen, außerdem Bistrochef Turandot, dessen Papagei Laverdure samt Kellnerin Mado und deren Verlobten in spe Charles. Sie begegnet einem möglichen Lustmolch, einem Hochstapler, einem "Flic" namens Ramlère, einer einsamen Witwe und noch anderen wunderbaren Gestalten. 

Ein wunderbares Panoptikum an Figuren, die so ganz anders als die Deutschen sind, vermutlich auch anders als die meisten Franzosen - Pariser eben!

Ohne das französische Original zu kennen, ist dieses Buch allein schon in der deutschen Übersetzung des famosen Frank Heibert ein Kunstwerk aus Umgangssprache, Gossensprache, nachgeäffter Gelehrtensprache und vielem mehr.  

Jedem Leser, der Spass an absurden Dialogen, wunderlichem Personal und etwas Situationskomik hat, wärmstens empfohlen. 

 

Cover des Buches Stilübungen (ISBN: 9783518427507)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Stilübungen" von Raymond Queneau

Die neue Übersetzung enthält zudem bislang unveröffentlichte Texte
Gwhynwhyfarvor 4 Jahren

Paris: Ein junger Mann mit Hut beschimpft in der Linie Linie S (Bus) einen älteren Mann, setzt sich. Zwei Stunden später an der Gare-Saint-Lazare: Ein Freund sagt dem jungen Mann, seinem Mantel fehle oben ein Knopf. – Wie banal – schreibe einen Text darüber! Was für einen bitte? Kurzgeschichte, Reportage, Schauerroman, darf ein Ufo vorkommen? Ein Telegramm, eine Ode, ein Haiku, eine Fabel, Botanisch, Makkaronisch, Mathematisch? 


Ein völlig banales Ereignis in 99 Stilformen geschrieben – der französische Schriftsteller Raymond Queneau (1903–1976) war ein Sprachtalent. Er schafft es, aus dieser banalen Information 99 verschiedene Texte zu entwerfen, ein Werk, das 1947 unter dem Titel «Exercises de Style» in Paris erschien und erstmals 1961 von Ludwig Harig und Eugen Helmlé ins Deutsche übersetzt wurde. Das ist nicht nur genial-amüsant zu lesen, sondern auch eine gute Übung, um mit Sprache zu spielen. Irgendeine banale Beobachtung wiedergeben – immer wieder aufs Neue – immer wieder mittels eines anderen Stils.



«Wir nehmen die Haltung des Originals ein, um die Geschichte zu erzählen, und suchen das für diesen Ton geeignete Deutsch. Literaturübersetzen heißt Schreiben wie der Autor, aber in einer anderen Sprache und mit deren Mitteln. Wenn das gelingt, erzielen wir bei unseren Leserinnen und Lesern die gleiche Wirkung, den gleichen ästhetischen Genuss.» (Frank Heribert und Hinrich Schmidt-Henkel, Dankesrede zum Straelener Übersetzerpreis 2017)


2016 gab es dann eine Neuübersetzung von Raymond Queneaus Stilübungen, wieder vom Suhrkamp Verlag, dieses Mal übersetzten Frank Heribert und Hinrich Schmidt-Henkel. Das Original, nun siebzig Jahre alt, wurde in mehr als dreißig Sprachen übsetzt – für den Übersetzer eine hochkomplizierte Aufgabe. Umberto Eco, der das Buch ins Italienische übertrug, schrieb: «It is not so much a question of translating as one of recreating in another language with a different social and historical and intertextual context».  Was bedeutet das? Ist ein Satz nicht ein Satz  – den man durch ein Übersetzungsprogramm jagen kann? Was bedeutet denn Kontext? Ort, Zeit, Bedeutung (Meine Oma sagte geil zu Pflanzentrieben, meiner Mutter trieb es Röte ins Gesicht und sie verbot mir das Wort. Heute benutzen wir es als Synonym für sehr gut.) Zum Kontext benötigen wir die Beziehung zwischen Sprecher und Hörer, ihre Reife, ihren Wissensstand, ihren Stand. Und auf welche Weise sind die Worte im Text grammatisch und semantisch verknüpft?


Die neue Übersetzung enthält zudem bislang unveröffentlichte Texte – wir finden nun 122 Möglichkeiten in diesem Buch. Und an den Beispielen unten wird auch klar, welch schwierige Aufgabe eine Übersetzung verbirgt. Gleichzeitig geben die Zitate ein Gefühl für die Möglichkeiten, mit Sprache zu spielen. Einerseits kann man sich königlich amüsieren, andererseits dient dieses Buch dazu, stilistische Merkmale zu veranschaulichen, sie miteinander zu vergleichen und etwas daraus mitzunehmen. Übrigens erhielten die Literaturübersetzer Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel für ihre Neuübersetzung von Raymond Queneaus Stilübungen den Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung NRW 2017. Zugleich würdigt der Preis das übersetzerische Lebenswerk von Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel.


Hier die beiden ersten Texte aus dem Buch:


Übersetzung 2016 (Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel, Suhrkamp Verlag)

«Notiert

Im S, zur Stoßzeit. Ein Typ, ungefähr sechsundzwanzig, weicher Hut mit Kordel statt Band, zu langer Hals, als hätte jemand dran gezogen. Leute steigen aus. Besagter Typ regt sich über einen der Nebenstehenden auf. Der remple ihn jedes Mal an, wenn einer vorbeiwolle, beschwert er sich. Weinerlicher

Ton, der aggressiv klingen soll. Er sieht einen freien Platz, springt hin.

Zwei Stunden später sehe ich ihn auf der Cour de Rome vor der Gare Saint-Lazare. Er steht mit einem Freund da, der zu ihm sagt: »Du solltest dir einen zusätzlichen Knopf an den Mantel nähen lassen.« Er zeigt ihm wo (am Ausschnitt) und warum.


Übersetzung 1990 (Ludwig Hartig & Eugen Helmlé, Suhrkamp Verlag)  

«Angaben 

Im Autobus der Linie 5, zur Hauptverkehrszeit. Ein Kerl von etwa sechsundzwanzig Jahren, weicher Hut mit Kordel anstelle des Bandes, zu langer Hals, als hätte man daran gezogen. Leute steigen aus. Der in Frage stehende Kerl ist über seinen Nachbarn erbost. Er wirft ihm vor, ihn jedesmal, wenn jemand vorbeikommt, anzurempeln. Weinerlicher Ton, der bösartig klingen soll. Als er einen leeren Platz sieht, stürzt er sich drauf. 

Zwei Stunden später sehe ich ihn an der Cour de Rome, vor der Gare Saint-Lazare, wieder. Er ist mit einem Kameraden zusammen, der zu ihm sagt: «Du solltest dir noch einen Knopf an deinen Überzieher nähen lassen.» Er zeigt ihm wo (am Ausschnitt) und warum.»


Übersetzung 2016 (Frank Heibert und Hinrich Schmidt-Henkel, Suhrkamp Verlag)

Gedoppelt

Um die Tagesmitte und mittags betrat und erstieg ich die Plattform und den hinteren Austritt eines vollen und nahezu restlos besetzten Autobusses und Fahrzeugs des Öffentlichen Nahverkehrs der Linie S und der Verbindung zwischen Contrescarpe und Champerret. Ich sah und bemerkte einen ziemlich lächerlichen und ganz schön grotesken jungen Mann und alten Jugendlichen: hagerer Hals und magere Gurgel, Schnur und Kordel um Hut und Kopfbedeckung. Nach einem Gedrängel und Durcheinander sagt und verkündet er mit larmoyanter und weinerlicher Stimme und Betonung, sein Nachbar und Mitreisender schubse und belästige ihn jedes Mal mit Absicht und Nachdruck, wenn jemand aussteige und den Bus verlasse. Als er dies geäußert und nachdem er den Mund aufgemacht hat, stürzt und begibt er sich auf einen leeren und freien Platz und Sitz.

Zwei Stunden später und einhundertzwanzig Minuten danach treffe und sehe ich ihn auf der Cour de Rome und vor der Gare Saint-Lazare wieder. Er ist und befindet sich dort mit einem Freund und Kumpel, der ihm rät und nahelegt, zusätzlich einen Knopf und eine Steinnussscheibe an seinen Überzieher und Mantel anfügen und annähen zu lassen.


Übersetzung 1990  (Ludwig Hartig & Eugen Helmlé, Suhrkamp Verlag)  

Verdoppelung 

Gegen Mitte des Tages und am Mittag befand ich mich und stieg ich auf die Plattform und die hintere Terrasse eines überfüllten und fast besetzten Autobusses und Gemeinschaftstransportfahrzeuges der Linie S und der von der Contrescarpe nach Champerret fährt. Ich sah und bemerkte einen jungen Mann und alten Jüngling, reichlich lächerlich und nicht wenig grotesk: magerer Hals und fleischloser Schlund, Schnur und Kordel um Hut und Kopfbedeckung. Nach einem Gestoße und Durcheinander sagt und verkündet er mit tränenvoller und weinerlicher Stimme und Aussprache, daß sein Nachbar und Mitreisender ihn jedes Mal, wenn jemand geht und aussteigt, bewußt und absichtlich anstößt und belästigt. Nachdem er dies erklärt und den Mund aufgerissen hat, stürzt er sich und wendet er sich einem leeren und freien Platz und Sitz zu. Zwei Stunden danach und hundertundzwanzig Minuten später treffe und sehe ich ihn wieder auf der Cour de Rome und vor der Gare Saint-Lazare. 

Er ist und befindet sich in Begleitung eines Freundes und Kumpels, der ihm rät und ihn anregt, einen Knopf und ein Corozorund an seinen Überzieher und Mantel hinzuzufügen und anzunähen.» 



In «Notleidend beginnt der Text mit «Im S + 7, zur StPO. Ein Tyrann, ungefähr sedativ, weidliches Hutzelbrot mit Kordon statt Bandoneon …» – ein anderer Text beginnt mit: «In einer fliegenden Untertasse der Linie Alpha Kassiopeia …» – «Ein Schwarm Sardinen schwamm durch den Atlantik. Eines dieser Tiere wollte …» bei Letztem gibt es den Rat zur Schuppenpflege. Wer sich gern mit Textgestaltung beschäftigt, wird hier einen riesigen Fundus vorfinden, aus einer banalen Situation einen kreativen Text zu gestalten. Beide Ausgaben haben ihren Charme. Die von 1990  ist nur noch im Antiquriat zu bekommen und zeigt eine völlig andere Gestaltung, ein bisschen Pop-Art, wo hingegen die von 2016 schlicht gestaltet ist, rein und schnörkellos Raymond Queneaus Texte in der Neuübersetzung wiedergibt. Der Fantasie und dem Stil sei gedankt – die Möglichkeiten sind unendlich. Für mich ist dieses Buch nicht nur ein Leseschatz. Im Kopf gehen Lichter an und es sprudeln die Gedanken. Ein Standardwerk, das auf keinem Nachttisch fehlen sollte – zur Belustigung oder zur Inspiration.     



Frank Heibert, geboren 1960 in Essen, lebt in Berlin. Er übersetzt aus dem Englischen, Französischen, Italienischen und Portugiesischen. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören Amos Oz, Don DeLillo, Richard Ford und Yasmina Reza.

Hinrich Schmidt-Henkel übersetzt Belletristik, Theaterstücke und Lyrik aus dem Norwegischen, Französischen und Italienischen. Zu den von ihm übersetzten Autoren gehören Jon Fosse, Kjell Askildsen, Jean Echenoz, Édouard Louis und Louis-Ferdinand Céline.



https://literaturblog-sabine-ibing.blogspot.com/p/stilubungen-von-raymond-queneau.html

Cover des Buches Zazie in der Metro (ISBN: 9783518428610)
buchstabensammlerins avatar

Rezension zu "Zazie in der Metro" von Raymond Queneau

Wer lachen, entspannen, und Sätze dreimal lesen möchte, der ist hier richtig
buchstabensammlerinvor 5 Jahren

Rund uns Buch:
Titel: Zazie in der Metro
Autor: Raymond Queneau
Neuübersetzt von: Frank Heribert
Verlag: Suhrkamp
Buch: Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen
Erschienen: 13.05.2019
Seiten: 240
ISBN: 978-3-518-42861-0
Preis: 22,00 €


MEINS: 


Ichfeirgraddsbuch....
Als ich das Buch bekommen habe, vielen Dank hier an den @suhrkampverlag für das mir kostenlos zur Verfügung gestellte *Rezensionsexemplar*, wusste ich nicht, dass es im Literarischen Quartett besprochen wird. Ich las, lachte und dann habe ich mir die Sendung gestern angeschaut. Hach, endlich sprechen sie mir mal aus dem Herzen!


Dieses Buch ist ein ironisch, böser, zotiger, wunderbarer Durchmarsch... der auch beim ersten Lesen, denn ich habe die erste Ausgabe nicht gelesen, der Neuübersetzung dem Leser Bauchschmerzen bereitet.. mir zumindest vor lachen, denn als ich das dritte Mal "Noch eine zu öffnende Tür, das ist das Ziel ihrer Eskursion: das Wezeh" gelesen hatte, begriff ich: WC. Es ist so unglaublich gut gemacht, Wortspiele von hinten bis vorn, in jedem Abschnitt eine Bösartigkeit der netten Art, und ein Papagei, dem ich den Hals umdrehen würde.
Sorry, aber mal zur Story:
Zazie, mehr oder weniger 13 Jahre jung, wird von ihrer Mutter, die sich neu verliebt hat, beim Onkel Gabriel für ein paar Tage in Paris "geparkt" und sie erlebt dort Unglaublichstes. Gabriel tanzt im Tutu in einem Schwulenclub, dann gibt es unten im Haus das Bistro, geführt von Turandot, der einen verblödeten Papagei hat, der nur eine Platte sprechen kann und da ist noch der durchgeknallte Polizist, die Witwe, die Frau von Gabriel und und und..
Zu beschreiben fällt schwer, denn dieses Buch lebt von dem Wortwitz, den sprachlichen Experimenten und vor allem von Zazie, deren Antwort auf alles erst einmal "Leck mich" ist.
 Ich verneige mich vor Frank Heribert, der sich gewagt hat, dieses Geschichte neu zu übersetzen, zu modernisieren und mit seinen Anmerkungen ein Rundumsorglospaket für den Leser geschaffen hat, denn man muss wissen, was die Hintergründe der Neuübersetzung, seine Herangehensweise und die alten, nicht veröffentlichten Szenen des Buches sind, die hier nun auftauchen.


Wer lachen, entspannen, und Sätze dreimal lesen möchte, der ist hier richtig. Noch dazu gibt es die "Regieanweisungen" in Klammern (zuckt) und man fühlt sich irgendwie immer veräppelt, aber man liebt es. Absolut. Ein Buch für die guten Momente! 

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