Lara ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann Nic in Zürich. An einem verregneten Abend beginnt für die junge Frau ein Alptraum, der sie ihr ganzes Leben nie wieder loslassen wird.
Bei einem einsamen Spaziergang stolpert Lara und schlägt sich den Kopf an. Als sie wieder zu sich kommt, ist ihr Gedächtnis vollkommen ausgelöscht. Sie gerät in die Fänge von Tristan. Dieser fasst folgenden, verhängnisvollen Beschluss. Lara wird zukünftig seine Ehefrau sein und dafür ist ihm kein Preis zu hoch, koste es, was es wolle…
Eine Geschichte, die für einen Thriller wie geschaffen ist. Leider liest sich „Lara“ von Raymonde Graber genauso spannend wie beispielsweise ein Rezept für einen Schweinebraten.
Die Story hätte so viel Potential gehabt. Wirklich schade, was die Autorin daraus gemacht hat.
Raymonde hetzt den Leser durch die Geschichte. Manchmal ändern einzelne Charaktere ihre Handlungs- oder Denkweisen ganz plötzlich im nächsten Satz. Die Entwicklungen, welche zum Sinneswandel führen, fehlen an einigen Stellen. Plötzlich ist die neue Begebenheit einfach da. Mir fiel es schwer damit zurechtzukommen.
Das Buch hat 140 Seiten. Für einen Thriller relativ kurz. Aber Raymonde brauchte zusätzlich allerhand Nebenschauplätze und Begebenheiten, um die Seitenanzahl vollzukriegen. Diese Einwürfe hatten mit der Haupthandlung meist nichts zu tun. Dabei kam die Autorin auf die abstrusesten Ideen. Ein Beispiel: Zwei betrunkene Männer versuchen mal kurz ein Flugzeug selbst zu fliegen. Sie dringen ins Cockpit ein. Zum Glück kippt ihnen eine taffe Stewardess Schlaftropfen ins Getränk und verhindert schlimmeres. Seelig schlummernd werden diese beiden Möchtegernhelden im nächsten Flughafen in Gewahrsam genommen. Fazit = Nicht nur einmal habe ich meinen Kopf geschüttelt.
Ein wenig mehr Realitäts-Recherche täte der Geschichte ebenfalls gut. Auch hier ein Beispiel: Los Angeles hat sehr wenige Hochhäuser, LA ist ein Erdbebengebiet. Daher ist es für mich eher unwahrscheinlich, dass Lara eine Wohnung im 20. Stockwerk gefunden hat. Dokumente wie Arbeitserlaubnis oder Aufenthaltsgenehmigungen werden ebenfalls nicht benötigt. Die Protagonisten ziehen beliebig hin und her. Ja ich weiß, meine Kritikpunkte klingen etwas pingelig. Aber solche „Realitäts-Patzer“ ziehen sich durch das gesamte Buch.
Kommissar Palm recherchiert im Fall Lara. Seine Ermittlungsarbeiten sind eher in die Kategorie Miss Marple einzuordnen. Ich hoffe doch sehr, dass die Schweizer Polizei heutzutage mit moderneren Mitteln arbeiten darf. Wobei ich erwähnen möchte, Herr Palm ist ein richtig liebenswerter Charakter im Buch und seine Recherchen versprühen einen gewissen Charme. Modern würde, wenn ich ehrlich bin, gar nicht zu ihm passen.
Ich gebe keine Leseempfehlung für Thriller-Liebhaber. Vielleicht ist das Buch eher für diejenigen geeignet, denen ein winziger Spannungsbogen nichts ausmacht und die sich nicht daran stören, wenn Ermittlungsmethoden der 60-er Jahre auf moderne soziale Medien treffen und einige Handlungen doch ziemlich unwahrscheinlich sind. Immerhin vermittelt die Liebesgeschichte zwischen Lara und Nic und der Umgang mit ihren Freunden, trotz der ganzen Turbulenzen, ein Stück heile Welt, wie sie in der heutigen Zeit nur selten zu finden ist.
Eigentlich würde ich für die heile Welt gerne 3 Sterne vergeben, da mich der schöne Umgang miteinander richtig berührte. Leider überwiegen die anderen negativen Aspekte und ich kann (schweren Herzens) nur 2 Sterne für Lara verteilen.
Als Thriller schwach