"Die kleine Riva ist glücklich, gerade sitzt sie mit ihrer Mutter am Tisch und stibitzt eine der selbstangebauten Kartoffeln vom Tisch, als ihr Vater zur Tür herein kommt. Riva bewundert ihren Vater, den Drachenjäger. Zu gerne würde sie mehr über die Drachen und seine Arbeit erfahren, doch Arnas hält sich zurück, blockt sogar ab. Von ihrer Mutter erfährt sie, das ihr Vater bei der Jagd auf einen sogenannten Leviathan seine geliebte Schwester verlor. Seitdem macht er erst recht Jagd auf sie, ist nahezu besessen. Und Riva wird gegen ihren Willen ebenfalls zur Jägerin ausgebildet...."
Riva ist zwar noch recht jung, hat dennoch ihren eigenen Kopf und weiß ganz genau was sie will. Doch richtig durchsetzen kann sie sich (noch?) nicht. Kellan ist zwar nur etwas älter als sie, hat dennoch schon einiges mitgemacht in seinem Leben. Als Waisenjunge ist seine Kindheit kein Zuckerschlecken, er ist verloren, hoffnungslos und sieht sich selbst als Feigling.
Dies ist mein erster Ausflug in das Genre Steampunk, dementsprechend gespannt war ich, was mich wohl erwartet.
Als erstes fiel mir die bildgewaltige Sprache der Autorin auf. Jeder Gedanke und jedes Gefühl wird so emotional wieder gegeben, das mir so manche Szene nahe ging, z.B. die Darstellung Kellans Angst auf der Flucht vor der Hexe und seiner Einzelhaft. Diese Wortgewandtheit zieht sich durch das gesamte Buch.
Die Autorin erzählt abwechselnd die Geschichte von Riva, die wohlbehütet bei ihren Eltern im Wald aufwächst, abgeschieden vom Rest der Menschheit. Je älter sie jedoch wird, desto größer ist der Wunsch, die gesteckte Grenzlinie um das Grundstück herum, zu verlassen. In die Stadt zu den Blechgesichtern möchte sie aber nicht, sie zieht es in die Weite der Wälder mit seinen sagenhaften Gestalten. Der Unterschied zwischen ihr und Kellan könnte nicht größer sein: Einsam und verlassen, in dreckigen Kleidern, versucht er, sich im Waisenhaus durchzuschlagen. Auf der Suche nach dem Glück landet er in Silver Hill, einer wundersamen Stadt mit vielen wundervollen Erfindungen und besonderen Einwohnern.
Rayon Lasair beschreibt in ihrem Buch eine wunderbare Welt voller Gegensätze. Auf der einen Seite Silver Hill, ein Stadtteil voller Erfinder, Werkstätten und arbeitenden Menschen, auf der anderen Seite Riverport mit seinen betrunkenen Einwohnern, dreckig und rauchig, dort lebt der Abschaum. Und dann noch Galahan, der Wald mit seinen zauberhaften Geisterwesen. Jeder Ort hat seinen besonderen Flair, der meiner Meinung nach hervorragend dargestellt wird. Ich hatte keine Probleme, mir alles vorzustellen, so detailverliebt kommen die Schilderungen daher. Und mitten drin stecken Riva und Kellan, die ihren Weg finden und sich behaupten müssen.
Ich habe mich schnell in die Geschichte fallen lassen können, lies mich mitreisen von den Schilderungen der Bewohner, der Orte und der Geistergestalten. Dies ist der Auftakt der Reihe, darum wurde hier viel Wert auf die Entwicklung der Figuren gelegt.Ich fand es sehr spannend zu beobachten, wie Riva "erwachsen" wird und versucht, aus den ihr gesteckten Grenzen auszubrechen.
Die im Titel angekündigte Drachenjagd habe ich etwas vermisst, diese wird nur nebenbei abgehandelt, wird vielleicht in Zukunft noch eine Rolle spielen? Ich jedenfalls bin nun neugierig, wie es mit Riva und Kellan weiter geht. Ein paar Andeutungen wurden bereits eingestreut, ich freue mich auf die Fortsetzung.
Das Buch ist als Jugendbuch deklariert, dies hat mich beim lesen jedoch nicht gestört. Trotz der beiden sehr jungen Hauptprotagonisten ist es eine Geschichte, die durchaus auch Erwachsene in ihren Bann ziehen kann.