Es gibt diese „Songs für die Ewigkeit“. Jeder kennt sie, jeder kann sie mitsummen und man erkennt sie schon beim Intro. So geht es auch seit gut 50 Jahren mit „On the road again“. Auf unzähligen Compilations, in vielen Filmen verwendet, in Werbespots und als Erkennungsmelodie. Die Harmonika, die glasklare, hohe Stimme und der Boogie-Rhythmus. Wer den Song eingespielt hat, wissen die Jüngeren schon nicht mehr, bei der Woodstock- und Bluesgeneration blitzen die Augen beim Namen Canned Heat in verzücktem Wiedererkennen. Doch wer hat das Stück geschrieben? Wer ist der Sänger und wer hat diese höllische Harmonika gespielt? Da werden es schon weniger, die Auskunft geben können. Das alles war das Werk von Alan Wilson, dem Kopf der Gruppe, die bis zum heutigen Tag mit dem einzig verbliebenen Ur-Mitglied der Aufnahme noch recht erfolgreich durch die Welt tourt und das Banner der „Hitze in Dosen“ hochhält.
Al Wilsons Biografie ist, genauso wie sein rätselhafter Tod bereits 1970, von vielen Geschichten und Vermutungen umrankt. Fest steht, dass der Blues-Purist ein Einzelgänger war, der Schwierigkeiten mit sozialen Kontakten und ganz besonders mit Frauen hatte. Daraus erwuchs eine Einsamkeit, die er einerseits mit Musik und andererseits mit einer fast schon kultischen Liebe zur Natur kompensierte. Dass er ein Genie war, wie es viele seiner Wegbegleiter behaupteten, muss man unterstellen, denn manische Züge waren bei seiner Auffassung und Umsetzung der musikalischen Ideen herauszuhören. Dass er Zeit seines Lebens psychische Probleme hatte, bedingte sicher diese Entwicklung und ob er, als „normaler“ Mensch zu Leistungen, wie er sie in seinem kurzen Schaffen erbracht hat, fähig gewesen wäre, sei dahingestellt.
Das kurze Leben des Al Wilson gibt nicht viel her für eine aufregende Biografie. Die Zeugnisse seiner Mitstreiter, seiner Familie und Wegbegleiter widersprechen sich sogar noch, wenn über seinen Tod spekuliert wird. Es gibt von Canned Heat überhaupt sehr wenig biografisches Material, lediglich Fito de la Parra, das einzig noch lebende Bandmitglied aus jener Zeit, hat eine Biografie verfasst, die dem Phänomen Al Wilson allerdings nicht näher kommt.
So ist dieses Buch von Rebecca Davis das einzige Werk, das Aufschluss über den Musiker Wilson geben kann. Sie hat sorgfältig recherchiert, die Quellen ihrer Informationen benannt und die, wo es sich um Spekulationen handelt, eindeutig als solche gekennzeichnet. Herausgekommen ist eine ungefähre Vorstellung vom Mensch und Musiker Al Wilson und das ist keine einfache Arbeit gewesen. Davis hat das lobenswerterweise mit viel Empathie und Genauigkeit gemacht und dafür werden ihr die Fans sehr dankbar sein.