„Der Glaube an einen Gott, der jeden von uns liebt, den es interessiert, ob wir unser volles Potenzial als Menschen verwirklichen, ist eben der Glaube, den wir zur Verwirklichung unseres vollen Potenzials benötigen. Der Glaube an einen Gott, der uns nach seinem Bild geschaffen hat, ist der Glaube, der uns allen Geltungen verleiht. Wie können Menschenleben einen transzendenten Sinn erlangen, wenn nicht durch eine transzendente Handlungsinstanz?“
Die Ironie des Schicksals!
Bereits während des Lesens dieses Romans, machte ich mir immer wieder Gedanken darüber, wie ich am besten eine Inhaltsangabe zu dem Buch schreiben sollte. Und jedes Mal, wenn ich versuchte, meine Gedanken zu dem Inhalt zu sortieren, fiel mir auf, dass dieses Buch nicht aus einer Geschichte, sondern viel mehr aus vielen Geschichten besteht. Dieses Buch ist eine Sammlung von Geschichten über den Glauben, die Religion, das Leben – und die Liebe!
Cass Seltzer ist Professor für Religionspsychologie an der Frankfurter University und eine nationale Berühmtheit. Mit seinem Buch hat er für großes Aufsehen gesorgt, denn im Anhang des Buchs widerlegt er 36 Argumente für die Existenz Gottes. Er selbst bezeichnet sich als ungläubig, dabei muss er feststellen, dass die Liebe, an die er glaubt und festhält, ein Teil der Religion ist!
Er gerät zwischen die Fronten: Lucianda Mandelbaum, eine ebenso intelligente wie hübsche Psychologin und Spieltheoretikerin, will mit Cass ihr Leben verbringen; doch dann taucht plötzlich Cass’ alte Freundin Roz Margolis auf, eine Anthropologin, die der Menschheit zur Unsterblichkeit verhelfen will. Beide wollen ihn, und auch er will beide und so beginnt für Cass ein innerer Kampf – und eine Debatte um seinen Glauben.
Ich wusste ja nicht, auf was ich mich einlasse, als ich mir dieses Buch zugelegt habe! Rebecca Goldstein, eine der berühmtesten zeitgenössischen Philosophinnen, schrieb mit „36 Argumente für die Existenz Gottes“ den für mich wundervollsten Roman des Jahres.
Die unheimliche Sprachgewalt, die philosophischen Dialoge und die authentisch beschriebenen Gefühle der drei Hauptpersonen haben mich überzeugt und zum Nachdenken angeregt. Philosophisch betrachtet bietet dieser Roman ein unheimliches Potential, zum Nachdenken und Diskutieren.
Lesen musste ich in vielen, kleinen Etappen, um die ganze Bandbreite des Romans zu verstehen und um mich auf den Inhalt, den Glauben, einzulassen. Aber es lohnt sich! Dieses Buch hat mir all die wunderbaren Seiten des Glaubens gezeigt, all die Seiten, die ich vorher nie betrachtete.
Sprachlosigkeit herrscht jetzt noch, ein halbes Jahr nachdem ich den Roman gelesen habe, in meinem Kopf! Danken muss ich Goldstein für diesen so berührenden und wundervollen Roman – ein Stück literarische Weltgeschichte!
„Die Vernunft – Logik und Wissenschaft, beweist also selbst, dass der Glaube unumgänglich ist. Daher kann nicht zutreffen, was uns diese Schar eifernder Ungläubiger einreden will: dass auf der einen Seite Religion und Glaube herrschen und auf der anderen Vernunft und Wissenschaft, und dass sie sich versöhnlich gegenüberstehen. So wie der Glaube ohne Vernunft blind ist, ist die Vernunft ohne Glauben gelähmt.“
Erstveröffentlichung: http://literaturecosmos.wordpress.com/