Das Haus der Schwestern
von Bellexr
Kurzmeinung: Fazit: Recht unterhaltsam, stellenweise aber auch etwas ausschweifend und nicht unbedingt durchweg schlüssig.
Rezension
Rebecca Martin erzählt in ihrem Roman drei komplett verschiedene Geschichten, die jeweils in unterschiedlichen Zeitepochen spielen. Zu Beginn ist man jedoch erst einmal bei einer rätselhaften Szene aus dem Jahr 1951 dabei, bei der zwei kleine Jungen einen grausigen Fund machen. Doch dieser Prolog dauert nicht lange und schon lernt man Lea kennen, die sich gerade von ihrem langjährigen Freund Marc getrennt hat. Lea ist schwanger und Marc alles andere als erfreut darüber. Doch bevor sie dies auch nur ansatzweise verarbeiten kann, steht schon ihre totgeglaubte Großmutter Claire vor der Haustür. Schnell fasst sie Vertrauen zu der alten, noch äußerst rüstigen Dame und erklärt sich spontan bereit, ihr bei der Renovierung des alten Weinguts zu helfen.
Dann wechselt die Geschichte in das Jahr 1792 und man lernt die so unterschiedlichen Schwestern Marianne und Helene kennen. Das Schicksal schlägt zu, als Helene in Mainz auf den jungen Italiener Gianluca trifft und ihn kurzerhand als Hilfsarbeiter auf dem Familien-Weingut in Bonnheim einstellt. Helene ist sofort in Gianluca verliebt, doch der Italiener hat nur Augen für ihre wunderschöne Schwester Marianne, die eigentlich Anton versprochen ist. Neid, Eifersucht und Missgunst sind vorprogrammiert als auch Marianne sich in den Italiener verliebt. Hinzu kommen noch die schwierigen Zeiten durch die Besatzung der Franzosen, was Rebecca Martin zwar anschaulich, meiner Meinung nach aber etwas zu ausschweifend erzählt, da dies mit der eigentlichen Geschichte wenig bis nichts zu tun hat.
Und dann geht es noch in das Jahr 1929 und man lernt eine junge Claire kennen, die ihre Freizeit mit ihrer besten Freundin, der mondänen und reichen Johanne und deren Bruder Wilhelm verbringt. Und als Wilhelm der damals noch sehr naiven Claire einen Heiratsantrag macht, nimmt auch hier das Schicksal seinen Lauf.
Die Autorin wechselt regelmäßig diese völlig unterschiedlich verlaufenden Erzählstränge, die oftmals über viele Seiten andauern und man hierdurch manchmal Probleme hat, sich in der anderen Geschichte wieder hineinzufinden, was etwas den Lesefluss stört. Der angenehme, leicht zu lesen Schreibstil von Rebecca Martin sorgt aber zumeist dafür, dass man sich gut unterhalten fühlt und gelegentlich kommt auch so etwas wie eine leichte Spannung auf.
Allerdings war die Umsetzung der Geschichte der Gegenwart für mich nicht immer nachvollziehbar. Es dauert beispielsweise monatelang bis Claire den Grund für ihre Flucht nach Australien ihrer Enkelin und Tochter erzählt. Zaghaftes Nachfragen vorher wird überhört oder abgewiegelt. Dabei ist Claire doch gerade deswegen nach Deutschland zurückgekehrt, um mit ihrer Vergangenheit ins Reine zu kommen. Und sollte es nicht gerade Rike besonders interessieren, warum ihre Mutter sie als Baby in Deutschland zurückgelassen hat? Auch Lea zeigt kaum Interesse daran ihre Großmutter zu fragen und forscht lieber selbst etwas halbherzig in der Familienvergangenheit. Das wirkt mit der Zeit einfach unglaubwürdig und zieht die Geschichte zudem unnötig in die Länge.
Fazit: Eine Geschichte über ein altes Familiengeheimnis, welches die Autorin recht unterhaltsam, stellenweise aber auch etwas ausschweifend und nicht unbedingt durchweg schlüssig über drei Zeitebenen hinweg erzählt.