Rezension zu "The Witness Wore Red: The 19th Wife Who Brought Polygamous Cult Leaders to Justice" von Rebecca Musser
JamieVampZuerst einmal wusste ich nicht ganz auf was ich mich genau eingelassen hatte. Irgendwo hatte ich mal von dem Buch / der Autorin gelesen, aber ich war mir nicht ganz sicher wie "gut" oder "schlecht" es beim Lesen wäre.
Aber die Art und Weise wie geschrieben wurde und wie die Gedanken von Rebecca Musser mitgeteilt werden, legen ein sehr konkretes Zeugnis darüber ab, wie unglaublich krass Menschen indoktriniert werden können. Und dann wirklich im Glauben sind, dass sie nichts wert seien.
Es erstaunt mich immer wieder, ich kann immer wieder nur den Kopf schütteln, wenn ich solche Geschichten höre oder lese, weil ich mir in meiner Situation - liberales Elternhaus, offene Weltanschauung, etc. - nie im Leben vorstellen könnte, dass man so einen festen Glauben in Dinge hat, die unwahr oder illegal sind. Kinder so auszubeuten, Glauben aufzuzwingen, sie zu missbrauchen und zu schwängern, das ist einfach unfassbar. Dafür sind all die Strafen noch lange nicht hart genug.
Aber hier erfährt man nach und nach was es bedeutet in solch einer Gesellschaft aufzuwachsen und versteht - zumindest ein bisschen - was es bedeutet, wenn Menschen, auch wenn man versucht ihnen zu zeigen, warum z.B. Kinderehen nicht in Ordnung sind, trotzdem auf ihrem Standpunkt verharren. Sie kennen es nicht anders, sie haben es nie anders gelernt und so ein "Brainwashing" ist leider oft nicht mehr so ohne Weiteres rückgängig zu machen. Insbesondere nicht, wenn jemand eben nicht so viel Mut und inneren Widerstand hat und zeigt wie Rebecca Musser es ihr Leben lang getan hat.
Sie nimmt sich dabei nie selbst aus und sagt "ich habe das auch geglaubt, ich war auch Teil davon". Das macht sie allerdings, in meinen Augen, zu einer sehr reflektierenden Frau, die in ihrem Leben viel durchgemacht hat und oft die Zähne zusammenbeißen musste, immer in der Hoffnung, dass sie auch anderen Mädchen damit helfen kann, denen es genau so ging wie ihr.
Ich finde das Buch ist ziemlich zügig zu lesen (ich hatte die englische Version in ca. 7 Stunden durch...) und gut geschrieben, der Aufbau ist logisch und nimmt den Leser wirklich mit, selbst wenn man sich viele Dinge davon eigentlich nicht vorstellen möchte.