Rezension zu "Jane Austens Ratgeber für moderne Lebenskrisen" von Rebecca Smith
Inhalt
Mithilfe vieler Zitate aus den Romanen aber auch den Briefen Jane Austens und ihren detaillierten Recherchen zum Leben der Autorin, beantwortet Rebecca Smith in diesem Buch Fragen zu allen möglichen Themen, die frau betreffen: Liebe, Freundschaft, Familie, Arbeit, etc.
Meinung
Als erklärter Jane-Austen-Fan reizte mich die die dieses Buches sehr, denn allein durch ihren Humor, der in ihren Romanen durchklingt, halte ich die Autorin für eine sehr interessante und unterhaltsame Person. Was Jane also zu "modernen Lebenskrisen" zu sagen gehabt hätte, interessierte mich.
Allerdings muss ich gleich vorweg sagen, dass ich das Buch auch nur Jane-Austen-Fans empfehlen würde, denn als wirklicher Ratgeber taugt es leider nichts.
Man merkt wirklich, dass die Autorin Rebecca Smith mit Herz und Seele bei der Sache war, als sie für dieses Buch recherchierte. Sie scheint jede noch so unbedeutende Figur, jede noch so unauffällige Passage von Janes Romanen und jede noch so kleine Zeile ihrer Briefe zu kennen und weiß ohne Zweifel eine Menge über das Leben der Autorin.
Das führte bei mir zum einen dazu, dass ich große Lust bekam, die Austen-Romane noch einmal zu lesen, denn Smith schreibt so begeistert und detailliert über die Figuren und ihre Erlebnisse, als hätte es sie wirklich gegeben.
Zum anderen lernte ich eine Menge über das Leben Jane Austens, über das ich bislang wenig wusste, und es ist spannend zu sehen, welche Parallelen aber auch welche Unterschiede zwischen Jane und ihren Figuren und zwischen Jane und modernen Frauen existieren.
Auch Jane Austens Humor, der häufig zitiert wird, amüsierte mich sehr.
Ich ziehe definitiv meinen Hut vor den Recherchen der Autorin, die Jahre gedauert haben müssen.
Wie bereits erwähnt, hat das Buch als der Ratgeber, der es immerhin laut Titel ist, aber sehr deutliche Schwächen.
Man merkt, dass der Fokus auf der Person Jane Austen und weniger auf dem Genre Ratgeber lag.
Die Themen bzw. Fragen scheinen eher von Jane Austens Leben und Werk abgeleitet zu sein als aus üblichen "modernen Lebenskrisen", weshalb einige Fragen in ihrer Übertragung auf unser Jahrhundert sehr gezwungen wirkten. Bei anderen Fragen wiederum waren es die Antworten, in denen offenbar sehr angestrengt versucht wurde, irgendetwas von Jane zu finden, das mit diesem eher modernen Thema zu tun hat, beispielsweise die Frage, ob man lieber etwas von der Welt sehen oder gleich arbeiten gehen sollte.
Auch geht es viel um Oberflächlichkeiten wie den schlechten Modegeschmack der Freundin oder des Vaters. Solche Fragen wirkten für mich eher lächerlich als wie echte "Lebenskrisen".
Die Antworten auf die Fragen sind häufig eher ein Um-den-heißen-Brei-herumreden und lange Auszüge aus den Romanen und Briefen oder Absätze, die das Leben zu Jane Austens Zeiten beschreiben, aber wenig mit dem heutigen Leben und der eigentlichen Frage zu tun haben.
Schwierig fand ich auch, dass Rebecca Smith häufig vom Verhalten von Austens Heldinnen auf das schließt, was Jane Austen den Leserinnen empfehlen würde. Da Jane aber beispielsweise von ihrer Figur Emma wusste, dass niemand außer ihr sie würde leiden können, ist anzunehmen, dass Jane nicht unbedingt immer das Verhalten ihrer Heldinnen guthieß.
Als sehr seltsam empfand ich, dass die Überschrift, die jede Frage noch einmal hat, oft überhaupt nicht zur eigentlichen Frage und dementsprechend auch nicht zur Antwort passte. Das warf die Frage auf, wieso überhaupt jede einzelne Frage noch einmal eine eigene Überschrift brauchte.
Zwei Dinge störten mich außerdem an der deutschen Übersetzung sehr.
Zum einen der für Austen-Fans unverzeihliche Fauxpas "Mr. D'Arcy" im Klappentext und zum anderen die Tatsache, dass nach eingeschobenen Nebensätzen, nach denen ein "und" folgte, grundsätzlich kein Komma gesetzt wurde, obwohl das laut Duden ganz klar vorgeschrieben ist und man es zudem sogar an der Pause hört, die man beim Sprechen des Satzes machen würde.
Fazit
Für Fans von Jane Austen und ihren Romanen lohnt sich "Jane Austens Ratgeber für moderne Lebenskrisen" definitiv, denn das Buch ist das Ergebnis großartiger Recherchearbeit und steckt voller liebevoll zusammengetragener Details und Analysen von Janes Romanen und Briefen und voller interessanter Informationen über das Leben der Autorin.
Als Ratgeber taugt es ansonsten allerdings nicht viel, denn die Fragen wirken oft eher erzwungen und werden kaum beantwortet, da viel mehr über Jane und ihr Leben geschrieben wird, was nicht immer auf die heutige Zeit übertragbar ist.
Die Autorin hätte meiner Meinung nach gut daran getan, eine Biografie statt eines Ratgebers zu schreiben.
Ich vergebe knappe 3 Sterne.