Rebecca Wait

 4,1 Sterne bei 100 Bewertungen
Autor*in von Meine bessere Schwester, Kopfüber zurück und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Rebecca Wait, 1988 geboren, schloss 2010 ihr Englischstudium an der Oxford Universität mit Bestnote ab. Dort wurde sie vom Lyriker und Romanautor Craig Raine unterrichtet. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat zahlreiche Preise für ihre Kurzgeschichten und Theaterstücke gewonnen. Kopfüber zurück ist ihr erster Roman.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Rebecca Wait

Neue Rezensionen zu Rebecca Wait

Cover des Buches Meine bessere Schwester (ISBN: 9783036958828)
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Rezension zu "Meine bessere Schwester" von Rebecca Wait

Rezension zu »Meine bessere Schwester« von Rebecca Wait
buecherbergevor 6 Monaten

»Vielleicht besteht das Problem ja gar nicht darin, dass sie nicht zueinander passen, sondern darin, dass sie einander zu ähnlich sind.«

Alice und Hanna sind zweieiige Zwillingsschwestern. Und dort hören ihre Gemeinsamkeiten auch schon auf. Denn während Alice ruhig ist, harmoniebedürftig, der Liebling der Mutter und immer versucht, es allen recht zu machen, ist Hanna das komplette Gegenteil. Hanna ist laut, eigensinnig und macht, was sich für sie richtig anfühlt. Während Alice sich schon ihr ganzes Leben lang nach einer Beziehung zu ihrer Schwester sehnt, nutzt Hanna jede Gelegenheit, sich von Alice abzugrenzen. Keine leichte Voraussetzung für eine Familie, die durch Spannungen funktioniert: Michael, Alice' und Hannas älterer Bruder, gefällt sich in der Rolle des selbstbewussten, erfolgreichen Erstgeborenen und ist sich nie zu schade, seine Weisheiten an seine Schwestern weiterreichen zu wollen. Ihr Vater glänzt vor allem durch emotionale und/oder räumliche Abwesenheit und ihre Mutter ist eine Sache für sich. Dominant, liebesbedürftig, unsicher sieht sie ihre Kinder als Verlängerungen ihrer selbst an und kommt nur schwer damit klar, dass sich ihre kleinen süßen Kinder in eigenständige Erwachsene verwandelt haben, die die Distanz zur übergriffigen Mutter suchen. Und dann wäre da noch dieses eine Detail in der Familiengeschichte, über das niemand spricht und dennoch so viel Raum einnimmt in der komplexen Familienstruktur. Als die junge Hanna eine unerwartete Erfahrung macht, werden alte Wunden aufgerissen, Verborgenes kommt ans Licht und die fragilen Familienbande scheinen ein für alle Mal zu reißen. Ob es dieser Familie am Ende doch noch gelingt, zueinander zu finden, die Vergangenheit aufzuarbeiten und so etwas wie Glück zu finden? Lest den Roman, findet es raus. 

» ›Aber irgendwo ist es doch egal, was man fühlt, wenn man sich nicht entsprechend verhält, oder?‹ Stirnrunzelnd schaut sie in die andere Richtung. ›Seine Art der Liebe war am Ende eben nicht viel wert.‹ «

»Meine bessere Schwester« ist ein packendes, psychologisch und emotional hoch komplexes Familienporträt und begleitet die Mitglieder der Familie über Jahrzehnte hinweg. 2018 treffen sich alle nach Jahren zum ersten Mal auf einer Beerdigung wieder. Distanz, Angst, Angespanntheit und die Unfähigkeit, aufeinander zu zu gehen, dominieren das Wiedersehen. Während die Lesenden immer wieder in das Jetzt zurückkehren, gibt die Geschichte gleichzeitig Einblick in die Vergangenheit der Figuren und schafft somit Verbindungen, Gründe, Erklärungen, zeichnet so ein Bild, das einen verstehen lässt, wie es zu der Entfremdung kommen konnte. »Meine bessere Schwester« zeichnet Parallelen zwischen der Kindheit von Alice und Hanna auf der einen und ihrer Mutter und deren Schwester auf der anderen Seite. Und zeigt, dass wir manchmal die Fehler unserer Kindheit an unsere Kinder weitergeben, so sehr wir das auch verhindern wollen. Führt vor Augen, was wiederholte und durch Generationen hinweg unzureichend gegebene Liebe und Zuneigung anrichten können, wie dies Beziehungen innerhalb und außerhalb der Familie und auch zur eigenen Person beeinflussen kann. Der Roman gibt einen Einblick in ein komplexes Familiennetz, in die Schwierigkeiten von Geschwister- und Eltern-Kind-Beziehungen. Und eröffnet zugleich Chancen. 

Ich habe »Meine bessere Schwester« gerne gelesen. Es war packend und trotz der häufig ernsten Thematik humorvoll und mit einer angenehmen Leichtigkeit. Für mich hätte es gerne noch ernster, weniger leicht sein können, ich wäre gerne noch ein wenig mehr eingetaucht in die Familiendynamik. Ich glaube, »Meine bessere Schwester« ist etwas für alle, die Ernsthaftigkeit für Zwischendurch wollen. Die gefesselt werden wollen von der Geschichte, aber am Ende nicht gefangen bleiben wollen in ihr. Für mich ein gutes Buch über Familie, psychische Krankheiten und weibliche Gefühlswelten. Ich werde definitiv mehr von der Autorin lesen! 


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Cover des Buches Meine bessere Schwester (ISBN: 9783036958828)
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Rezension zu "Meine bessere Schwester" von Rebecca Wait

Bewegender Roman
xjojovor 7 Monaten

„Meine bessere Schwester“ von Rebecca Wait erschien diesen Sommer unter dem Originaltitel „I’m sorry you feel that way“ zuerst im englischsprachigen Raum und anschließend auch bei uns in Deutschland.

Die Leseprobe war bereits vielversprechend. Der Schreibstil ist nüchtern und locker, doch genau diese Nüchternheit erzeugt die teilweise sehr dramatische Stimmung. Ich muss zugeben, dass dieses Buch etwas außerhalb meiner Komfortzone ist. Meistens lese ich Jugendbücher und Bücher für junge Erwachsene, meistens mit fantastischen Elementen oder zumindest einer Romanze, auf die sich fokussiert wird. Ein Roman, der sich hauptsächlich auf dysfunktionale Familienstrukturen konzentriert, ist mir bis jetzt noch nicht über den Weg gelaufen.

 

Doch wie fühlt es sich an dieses Buch zu lesen?

Das ist schwer zu beschreiben, da es ein Gefühl in mir auslöst, was bis jetzt nur Erin Morgenstern mit ihren Romanen „Der Nachtzirkus“ oder „das sternenlose Meer“ geschafft hat. Ich versuche es am besten wie folgt zu beschreiben: Die Geschichte passiert einfach. Ich als Leserin durfte dabei aus der zweiten Reihe zu gucken. Es wurde kein großer Spannungsbogen gezogen und es wurde auch nicht mit Cliffhangern gearbeitet; Kapitel um Kapitel erfahren wir mehr rund um die Geschichte um Hannas und Alices Familie. Wir lernen über ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Zukunft. Dabei bekommen wir noch Einblicke in das Leben der Mutter und des Bruders. Und während die Geschichte vor sich hin plätschert und einfach nur erzählt wird, sorgt Waits Schreibstil dafür, dass man dabei bleiben möchte. Man möchte wissen, wie es mit der Familie weiter geht. Man möchte wissen, wie die Geschwister auf ihre Mutter reagieren. Man möchte sehen, wie die Mutter wieder auf den Alltag ihrer Kinder eingeht.

Über die Dynamik zwischen der Mutter und den beiden Töchtern könnte ich ganze Essays aus einer pädagogischen und psychologischen Sicht schreiben. Es hat mir jedes Mal einen Stich verpasst, wenn sie ihre Kinder wieder emotional erpresste. Interessant war dabei zu sehen, wie Alice und Hanna damit umgegangen sind und welche Bewältigungsstrategien sie sich zugelegt haben.

 

Was beschreibt dieses Buch am besten?

Ganz einfach: Der Originaltitel.

„I’m sorry you feel that way” heißt zu Deutsch „Es tut mir leid, dass Du so fühlst“. Ein Satz der Mutter, der mich immer wieder getroffen hat. Zwischen den Zeilen ist nämlich immer wieder zu lesen, dass die Mutter bemerkt, dass etwas schiefgelaufen ist, jedoch fehlt ihr die nötige Selbstreflexion und Wahrnehmung, um sich einzugestehen, dass auch sie Teil des Problems ist.

Ich hatte Angst, dieses Buch mit einem komischen Gefühl im Bauch zu beenden, da es teilweise wirklich beengend war. Jedoch war ich am Ende voller Hoffnung und muss zugeben, dass ich es mochte, durch die Fenster der Häuser der Familie um Hanna & Co zu gucken und dabei mitzuerleben, wie Hanna und Alice als Schwestern wieder zueinander finden.

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Cover des Buches Meine bessere Schwester (ISBN: 9783036958828)
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Rezension zu "Meine bessere Schwester" von Rebecca Wait

Schwestern bleiben wir immer
leseleavor 8 Monaten

Ihr scheint, sie kennen sich in ihrer Familie nicht richtig gut. Jahrelang haben sie zusammen in einem Haus gewohnt und sich trotzdem nie kennengelernt. Stattdessen haben sie die Geschichten, die sie voneinander erzählen. (S. 18)

Seit Tolstoi wissen wir: „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ Dies gilt auch für die nachnamenlose Familie in Rebecca Waits drittem Roman Meine bessere Schwester. Da sind die beiden im Fokus stehenden Zwillingsschwestern Alice und Hanna: Alice ist der klassische people pleaser. Bei dem Versuch, die Erwartungen ihrer Mitmenschen zu erfüllen und bei niemandem ein negatives Bild zu erzeugen, bleibt sie dabei seit frühester Jugend selber auf der Strecke. Hannah hingegen ist in dem Bewusstsein aufgewachsen, die schwierige Schwester zu sein und hat es sich daher zum Ziel gemacht, das Gegenbild ihrer Schwester zu sein. Ungebändigt, direkt und nur sich selbst verpflichtet zieht sie so durchs Leben. Trost und Unterstützung können sich die beiden – auch in besonders schwierigen Zeiten – so nicht geben. Auch der Rest der Familie ist nicht für Beistand gemacht: Mutter Celia versteht sich mehr auf emotionale Erpressung statt auf warme Worte, Vater Paul glänzt durch Abwesenheit, vor allem seit der Scheidung, und Bruder Michael lebt in einem Korsett aus Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten, mit dem er sich von den Unwägbarkeiten des Lebens zu schützen versucht. Mit dem Tod ihrer psychisch kranken Tante Kathy, Celias Schwester, scheint jedoch etwas in Bewegung zu kommen: Hannah kehrt nach drei Jahren in Malaysia nach London zurück und endlich scheint die Zeit reif für all die Gespräche zu sein, die die Familie seit Jahren hätte führen sollen…

Rebecca Wait hat mit Meine bessere Schwester einen authentischen und unaufgeregten Roman über eine toxische Familie geschrieben, in der sich jede:r Leser:inn – mögen sie doch auch aus deutlich gefestigteren Verhältnissen stammen – ein Stückweit wiedererkennen kann. Denn wer kennt sie nicht, die Eifersucht zwischen Geschwistern, das Gefühl, dass die Eltern ein Lieblingskind haben? Wer weiß nicht, wie es ist, wenn Mutter und Vater in der Regel unbeabsichtigt Erwartungen und Vorstellungen in Kinder hineinprojizieren, die diese nicht erfüllen können – oder wollen? Alices und Hannahs Familie ist den unseren gar nicht so fremd, nur dass hier alles etwas dysfunktionaler ist, was vor allem an den Traumata liegt, die ihre Eltern, vor allem Mutter Celia, selber erlitten haben: Als Angehörige einer schizophrenen Schwester wurde sie früh gezwungen, ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und hat dabei nie gelernt, diese angemessen zu artikulieren. Folgerichtig ist sie zu einer übergriffigen, einnehmenden und verletzenden Mutter geworden, die sich Nähe zu ihren Kindern wünscht und denkt, diese nur durch einen strengen Würgegriff zu erlangen.

Rebecca Wait schreibt mit genauem Auge und psychologisch fein über die Beziehungskonstellationen der einzelnen Familienmitglieder untereinander und den Verhaltensmustern, die sie sich über die Jahre angeeignet haben. Obwohl der Geschichte viel Schmerz und Traurigkeit beiwohnt und sich Wait auch dem schwierigen Thema psychischer Erkrankungen annimmt, liest sich der Roman locker, leichtfüßig sowie mit Rhythmus und Witz. Durch Rückblenden und Perspektivwechseln setzt sich die Familiengeschichte Seite für Seite zusammen und erzeugt so Spannung, ohne auf dramatische Momente Rückgriff nehmen zu müssen. Gerade im Vergleich zu Waits anderen Romanen, die ich ebenfalls wärmstens empfehlen kann, zieht Meine bessere Schwester seine Stärke aus der Abwesenheit jeglicher krasser Wendungen und Enthüllungen. Stattdessen fokussiert sich die Geschichte auf über 500 Seite konsequent auf ihr Kernthema: Der Alltag einer problematischen, unglücklichen Familie, in der neben Verletzungen und Unverständnis eben auch viel Liebe existiert. Mit dieser Reduktion auf das Simple und Wesentliche hat Wait in meinen Augen noch einmal einen großen Entwicklungsschritt genommen. Für mich ihr bisher bester Roman!

Kommentare: 2
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Gespräche aus der Community

Mit unserem LovelyBooks Adventskalender bringen wir euch die Weihnachtsstimmung nach Hause: Jeden Tag bis Weihnachten öffnet sich ein neues Türchen mit abwechslungsreichen und spannenden Buchhighlights zum Entdecken und Gewinnen.

Im ersten Türchen erwartet euch mit "Meine bessere Schwester" ein fesselnder
und psychologisch packender Roman über zwei Zwillingsschwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

470 BeiträgeVerlosung beendet
Walli_Gabss avatar
Letzter Beitrag von  Walli_Gabsvor 10 Monaten

Vielen Dank! Dass ich gewinne - und dann auch noch direkt beim ersten Türchen! - hätte ich mir nicht träumen lassen. Ich bin sehr gespannt auf das Buch!

Kein & Aber eröffnet eine Leserunde zum Roman Kopfüber zurück von Rebecca Wait: Mit ungewöhnlicher Leichtigkeit erzählt die Autorin die bewegende Geschichte zweier Brüder.

»Wenn ich Kit nur in meiner Erinnerung fixieren könnte, wie ein Insekt in Bernstein, dann würde ich vielleicht Ruhe finden. Aber er hält natürlich nicht still. Er bewegt sich. Er entgleitet mir.« (Aus: Kopfüber zurück)

Zum Buch:
Fünf Jahre sind seit Kits Tod vergangen. Emma, seine jüngere Schwester, war damals neun. Ihre Erinnerungen an diesen Tag sind verschwommen – in ihrem Elternhaus wird über das Vergangene geschwiegen. Emma, die weder bei ihren Eltern noch in der Schule Halt findet, fragt sich, was damals wirklich passiert ist. Sie sucht Zuflucht in der Religion, doch auch die Bibel gibt ihr keine Antwort, ihre Sehnsucht nach den Brüdern und das quälende Gefühl des Zurückgelassenseins bleiben allgegenwärtig. Denn mit dem Tod von Kit verschwand auch ihr zweiter Bruder Jamie plötzlich spurlos. Was hat es mit seiner Flucht auf sich? Warum ließ er sie allein? Aus Wut und Hilflosigkeit beschließt Emma der Sache auf den Grund zu gehen und macht sich auf die Suche nach Jamie. Ein dunkler Schatten schwebt über dieser Familiengeschichte. Die Trauer wirkt wie ein Sog, der Emma und Jamie in den Abgrund zieht, bis die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unausweichlich wird. Und doch gelingt es Rebecca Wait in ihrem Romandebüt, das Seelenleben ihrer Protagonisten äußerst einfühlsam zu beleuchten. Kopfüber zurück ist eine Geschichte über den Umgang mit dem Sterben, in der das Gefühl von Hoffnung und Zuversicht immer mitschwingt.

Leseprobe

Zur Autorin:
Rebecca Wait, 1988 geboren, schloss 2010 ihr Englischstudium an der Oxford Universität mit Bestnote ab. Dort wurde sie vom Lyriker und Romanautor Craig Raine unterrichtet. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und hat zahlreiche Preise für ihre Kurzgeschichten und Theaterstücke gewonnen. Kopfüber zurück ist ihr erster Roman.

Um in den Lostopf zu springen, beantwortet uns bis zum 3. Februar 2015 folgende Frage:  Was assoziiert ihr mit dem Titel Kopfüber zurück?

Die Gewinner werden am 4. Februar 2015 an dieser Stelle bekannt gegeben!

Wir sind gespannt auf eure Beiträge und freuen uns auf die Leserunde!

Kein & Aber

301 BeiträgeVerlosung beendet
Letzter Beitrag von  Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren
Ach jetzt klingelt mein Glöckchen, ich habe tatsächlich meine Rezi auch schon unter Punkt 5 gepostet. Hahaha. Und ich dachte schon ich hätte die Rezi das erste Mal verpennt. :-) Na dann ist ja gut.

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auf 42 Merkzettel

von 1 Leser*innen aktuell gelesen

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