Zitat aus dem Vorwort: „Die Familie Aubrey liest man – und nie waren diese Worte zutreffender –, wie man einer schönen Sinfonie lauscht: voller Hingebung.“ Rebecca West hat vermutlich die eigene Familiengeschichte als Grundlage für dieses außergewöhnliche Werk genommen und daraus ein literarisches Meisterstück geschaffen.
Die Erzählung aus der Sicht der jungen Rose Aubrey ist ebenso präzise wie humorvoll. Besonders eindrucksvolll ist die Darstellung des ständigen finanziellen Überlebenskampfes und die Leidenschaft der Familie für Musik und Kunst. Rebecca Wests Sprache ist ein Genuss – klar, treffend und mit einem Hauch von Ironie, der den ernsten Themen des Romans eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Die Familie Aubrey ist ein nostalgisches, kraftvolles Werk, das lange nachhallt. Für alle, die Literatur lieben, ist dieser Roman ein absolutes Muss.
Rebecca West
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Neue Bücher
Alle Bücher von Rebecca West
Die Rückkehr
Die Familie Aubrey
The Return of the Soldier
The Return Of The Soldier: Rebecca West (Virago Modern Classics, Band 413)
Black Lamb And Grey Falcon
The Fountain Overflows
Neue Rezensionen zu Rebecca West
Rezension zu "Die Familie Aubrey" von Rebecca West
Die titelgebende Familie Aubrey hat es nicht leicht. Sie hat schon mehrere Umzüge hinter sich und ist permanent in Geldnot, weil der Vater sich ständig an der Börse verspekuliert. Die Ich-Erzählerin Rose und ihre Zwillingsschwester Mary sind immerhin musikalisch hochbegabt und klammern sich an einen Hoffnungsschimmer: Wenn sie erst einmal Pianistinnen sind, werden sie genug Geld für die Familie verdienen.
Mal beweisen die Töchter den Scharfsinn eines Erwachsenen und streiten mit der Mutter auf Augenhöhe; dann wieder hegen sie einen kindlichen Groll besonders gegenüber der älteren Schwester Cordelia, die nur mäßig Geige spielt, und stellen ihren Vater trotz seiner Unzuverlässigkeit auf einen Podest. Dabei ist es die Mutter, die die Familie durch alle Widrigkeiten navigiert und sie zusammenhält.
Ich habe mich schwer damit getan, dass insgesamt wenig passiert, manches wie die Sticheleien gegen Cordelia sich wiederholt und einzelne Szenen sehr ausschweifend beschrieben werden. Am meisten gefiel mir der schöne Sprachstil der Autorin und dass es um den Glauben an die Kunst geht und die Gabe, auch in der Not Freuden im Alltag zu finden. Rebecca West gelingt es sehr gut, die Erlebnisse der Aubreys aus der Sicht eines Kindes mit all seiner Fantasie zu schildern, vermutlich weil sie auf eigenen Erfahrungen beruhen.
„Die Rückkehr“ ist Rebecca Wests Debütroman aus dem Jahr 1918. Zugleich ist es der einzige Roman einer Frau, der die Schrecken des ersten Weltkriegs verarbeitet.
Das Coverbild, eine Fotografie in Sepia, zeigt eine Frau, die ein holzgetäfeltes Treppenhaus hinab geht. Die abgebildete Person könnte Kitty, die Ehefrau aber auch Jenny, die Ich-Erzählerin sein, das bleibt offen.
Chris Baldry kommt von der Front nach Hause. Äußerlich unversehrt, hat er jedoch seelische und geistige Verletzungen davongetragen; er hat durch einen Granatenschock einen Teil seines Gedächtnisses verloren. An die letzten fünfzehn Jahre kann er sich nicht mehr erinnern, ebenso wenig wie an seine Ehefrau Kitty. Bei seiner Ankunft ist sie eine Fremde für ihn. Lediglich seine Cousine Jenny ist ihm vertraut, und er sehnt sich nach seiner Jugendliebe Margaret. Diese ist verheiratet und lebt in ärmlichen Verhältnissen. Da sie Chris noch immer zugetan ist, erklärt sie sich bereit, zu ihm zu kommen, mit dem Einverständnis von Kitty und Jenny. Wie sie es auch drehen und wenden, es muss eine Lösung gefunden werden, und egal wie diese aussieht, wird irgend jemand seelische Verluste ertragen müssen. Die drei Frauen, jede auf ihre Art, tun alles, um Chris glücklich zu machen und dem realen Leben wieder zuzuführen.
Die ganze verfahrene Situation wird aus der Sicht von Jenny erzählt. Sie beschreibt ihre Gedanken und Empfindungen und versucht zu schlichten. Die tragischste Gestalt in der Geschichte ist Kitty, die schöne Ehefrau, die für ihren Mann eigentlich gar nicht existiert und die ertragen muss, dass er sich Margaret zuwendet, dieser Frau, die in Kittys Augen eher gewöhnlich ist. Umso schwerer fällt es Kitty, diese Konkurrenz zu akzeptieren. Jenny ist die selbstlose Vermittlerin, die für alle in gewissem Maße Verständnis hat, ohne selbst verstanden oder beachtet zu werden. Chris scheint glücklich zu sein, in seiner kleinen Welt, in die sich sein Geist nach dem Kriegstrauma geflüchtet hat. Dass seine Jugendliebe gealtert ist, nimmt er kaum wahr, sondern er blickt ihr in die Seele und sieht den liebevollen Menschen in ihr.
Bei Jenny hatte ich den Eindruck, dass sie hin und her gerissen ist zwischen Besorgtheit, Verständnis aber auch Verachtung, denn vor allem anfangs kann sie Margaret nicht akzeptieren, und man liest so manchen abfälligen Gedanken.
Das Ende bietet eine Lösung, ist aber doch in gewissem Sinn offen, und man kann sich selbst zusammenreimen, was die Protagonisten daraus machen.
Der Schreibstil ist schön und erfüllt von blumigen Umschreibungen. Man kann ihn einerseits genießen, aber ich muss gestehen, dass ich mich manchmal in den langen, verschnörkelten Sätzen regelrecht verirrt habe. Obwohl es sich eher um ein dünnes Buch handelt, ist es keinesfalls geeignet, es zwischendurch zu lesen, denn man muss sich konzentriert darauf einlassen. Dann wird man auf jeden Fall davon profitieren.
Gespräche aus der Community
Die Leserunde beginnt am 10.12.2016.
Wir wollen ein bisschen Leben in die altehrwürdige Literaturwelt bringen. Daher haben wir beschlossen, einige Klassiker gemeinsam zu lesen.
!!! Wichtig: Bei dieser Leserunde lesen wir unsere eigenen Bücher, es werden keine Exemplare verlost !!!
Für den Dezember haben wir uns „Die Rückkehr“ von Rebecca West vorgenommen.
Klappentext:
Eine kostbare literarische Entdeckung, eine berührende Liebesgeschichte Ein englisches Landgut im Süden Londons während des Ersten Weltkriegs: Die zwei Frauen Jenny und Kitty Baldry kümmern sich um das Anwesen der Familie, während der Herr des Hauses, Kittys Ehemann und Jennys Cousin Chris, in Frankreich an der Front ist. Schon bald muss er versehrt nach Hause zurückkehren. Doch es ist keine der üblichen Kriegsverletzungen, die ihn in Mitleidenschaft gezogen hat: Er leidet unter einem Granatenschock, einem schrecklichen Trauma, das ihn glauben lässt, wieder zwanzig Jahre alt zu sein. Alles um ihn herum ist ihm fremd, selbst seine eigene Ehefrau. Obwohl Kitty diese Kränkung kaum ertragen kann, sucht sie gemeinsam mit Jenny und Margaret, einer alten Liebe von Chris, einen Weg, um ihren Mann ins Jetzt zurückzuholen. Rebecca Wests Debütroman von 1918 liegt damit erstmals auf Deutsch vor. Er ist der einzige von einer Frau während des Ersten Weltkriegs verfasste und veröffentlichte Roman über den Krieg. 1982 wurde er mit Alan Bates und Julie Christie in den Hauptrollen verfilmt.
Die Leserunde beginnt am 10.12.2016 und die Klassiker-Leserunden-Gruppe freut sich über jeden, der mit uns „Die Rückkehr“ lesen will.
Wichtig ist, dass es auch von diesem Klassiker verschiedene Ausgaben geben kann.
Sollten hier markante Unterschiede auffallen, gebt bitte in der Rubrik Meine Ausgabe Bescheid, damit wir die Einteilung dementsprechend anpassen können. Soweit man sich in der Leserunde orientieren kann, ist natürlich jede Version in Ordnung.
Wir freuen uns über zahlreiche TeilnehmerInnen!
• Bitte schreibt eure Beiträge in die bestehenden Kategorien, damit die Leserunde übersichtlich bleibt.
• Bitte denkt auch daran, den Spoiler-Haken zu setzen!
Zur Einteilung der Leseabschnitte
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1. Leseabschnitt: Kapitel I - II
2. Leseabschnitt: Kapitel III - IV
3. Leseabschnitt: Kapitel V - Ende