Rezension zu Daisy aus Fukushima von Reiko Momochi
Fukushima heute
von BluevanMeer
Kurzmeinung: Schön gezeichnet und gleichzeitig sehr nah an der Realität in Fukushima nach dem Reaktorunglück.
Rezension
BluevanMeervor 6 Jahren
Wahrscheinlich erinnert sich jede_r an das Reaktorunglück in Japan 2011. In der Folge nahm Deutschland den Ausstieg aus dem Ausstieg wieder zurück und für eine kurze Zeit waren die Gefahren von atomarer Stromgewinnung wieder in aller Munde. Nach der ersten Sensationslust und der Erleichterung darüber, dass Japan doch sehr weit weg ist, verschwand das Thema wieder von der Bildfläche. Aber die Menschen in Fukushima leben mit den Folgen des Unglücks - jeden Tag.
In dem Manga von Reiko Momochi werden die Folgen des Unglücks sehr authentisch und schockierend realitätsnah erzählt. Fumi und ihre Freundinnen sind normale Teenager. Sie denken an den Schulabschluss, machen Pläne für die Zukunft und machen Musik in einer Band. Bis die Katastrophe passiert und sich ihr Leben von einem auf den anderen Tag ändert. Die Mädchenclique erlebt die Zeit als chaotisch und unbeständig: soll man die Heimat verlassen, weil es nicht mehr sicher ist? Nicht alle haben die finanziellen Möglichkeiten dazu und Strahlung ist unsichtbar. Kinder dürfen nicht mehr draußen spielen, Bauern verlieren ihre Ernte. Suizide, weil die Menschen ihr seit Jahren beackertes Land nicht verlassen wollen, gehören auch zum Alltag. Und dabei sprechen wir von den Menschen, die nicht unmittelbar durch die Folgen des Tsunamis gestorben sind und zu den Überlebenden gehören, die scheinbar noch Glück gehabt haben.
Gleichzeitig gibt es zwar Aufbauhilfen, aber die Menschen aus Fukushima werden kritisch beäugt. Ein junger Mann löst eine Verlobung mit einer Freundin von Fumi, weil seine Familie nicht will, dass er mit einer verstrahlten Frau zusammen ist.
Mich hat der Manga, der sehr schön gezeichnet ist, gefallen. Auch wenn viele stark patriotische Untertöne immer wieder auftauchen, die aber auch nur dazu dienen, das Erlebte zu kompensieren. Ich finde es gut, dass so ein wichtiges Thema als Manga aufgegriffen wird, ein Teil des Erlöses wird einer Hilfsinitiative gespendet. Toll.