Josef Schuhmancher ist Pfarrer einer kleinen Gemeinde in Berlin. 1939 hat sich das nationalsozialistische Gedankengut in jedem Bereich des Lebens festgesetzt und macht auch vor Christen und Gemeinden nicht halt. Doch Pfarrer Schuhmacher möchte dies nicht einfach so hinnehmen. Vor allem die Jugendlichen seiner Gemeinde liegen ihm am Herzen. Er möchte sie vor der Propaganda und dem dahinter stehenden Hass schützen.
Als Josef zu Weihnachten ein Geschenk von Professor Meyerhof, einem Juden und Gemeindeglied, bekommt, raten ihm seine Frau Monika und sein Schwiegervater Professor Olbricht vom Kontakt mit Meyerhof ab. Auch solle er sich lieber dem System fügen und einen Kompromiss für sich finden. Als Zeichen guten Willens geht Josef zu einer Hitler-Jugend- Veranstaltung, die ihn komplett euphorisiert. Seine Predigt danach ist ganz systemstimmig und auf einmal scheinen die meisten Gemeindeglieder voller Freude über ihren Pfarrer zu sein. Andere aber sind enttäuscht, hatten sie doch in Pfarrer Schuhmacher einen wahren Nachfolger Gottes gesehen, der sich nicht nach der Welt richtet. Als Josef wenig später einen Zettel mit einem Codewort wiederfindet, muss er entscheiden, wie es mit ihm und seiner schwangeren Frau weitergehen soll. Mit einer Predigt überschreitet er bewusst eine Linie, zitiert Luthers Lied „Eine feste Burg ist unser Gott“ und das Geschehen nimmt seinen Lauf. Wird Monika, die an ihrer Ehe zweifelt, zu ihm halten? Kennt er seinen Schwiegervater wirklich?
Das Buch lässt sich sehr gut lesen und es ist sehr spannend. Obwohl ich es schon zum zweiten Mal gelesen habe, konnte ich es kaum aus der Hand legen. Dem Autor ist es sehr gut gelungen, die Stimmung, die damals wahrscheinlich herrschte, wiederzugeben. Große Angst herrschte in der Bevölkerung und man versuchte sich mit dem System irgendwie zu arrangieren und das dann zu rechtfertigen. Da nahm man lieber Abstand von einem langjährigen Freund und Bekannten, nur um selbst nicht ins Visier der SS zu gelangen. Die Propaganda funktionierte wunderbar und den Jugendlichen wurde viel geboten. All diese Dinge hat Jack Cavanaugh wunderbar in den einzelnen Charakteren verdeutlicht. Da gibt es welche, die voll hinter dem NS-Regime stehen, andere arrangieren sich damit, um die Familie zu schützen und wieder andere leisten Wiederstand.Dem Autor ist es gelungen realistisch darzustellen, was in den Köpfen der Menschen damals vorging. Wollte man sich nicht beugen, konnte einen jeder verraten, ja sogar Familienmitglieder machten davor nicht halt. Sehr spannend war auch Monikas Sicht der Dinge bezüglich der Vorstöße ihres Mannes und ihrer Ehe.
Der Glaube kommt in diesem Buch sehr stark zur Geltung. Es ist ermutigend zu beobachten, wie Josef aus dem Glauben Kraft zieht und mit Gottes Hilfe seine Aufgaben und Probleme bewältigt.
Ich würde diesen Roman nicht als romantisch bezeichnen. Einzelne Stellen sind ein bisschen romantisch, dann aber auf eine sehr tiefgründige Art und Weise.
Leichte Kost ist dieser Roman nicht. In einigen Abschnitten spürt man ganz deutlich, ja fast am eigenen Leib, das Misstrauen und das "Gehetztsein" der Personen. In verschiedenen Kapiteln werden einige Methoden erklärt, deren sich die SS bei Verhören bediente.
‼️Für mein Dafürhalten ist hier eine Triggerwarnung angebracht: Es geht hier Gewalt und Mord an Kindern unter dem Begriff „lebensunwertes Leben“ im Zusammenhang mit der Aktion T4 thematisiert. Diese werden zwar nicht ausführlich beschrieben, aber doch an einigen Stellen deutlich erwähnt.‼️
Ich kann euch diesen Roman sehr empfehlen. Er malt ein deutliches Bild der damaligen Situation und lässt einen immer wieder selbst ins Nachdenken kommen. Wie hätte ich reagiert in dieser Zeit? Hätte ich mich auch einfach so gefügt? Hätte ich Gott mehr gehorcht als den Menschen? Wieso habe ich zur heutigen Zeit manchmal Probleme zu meinem Glauben zu stehen, obwohl wir hier nichts wirklich zu befürchten haben?
Folgender Beschreibung vom Buchrücken kann ich mich nur anschließen: >> Authentisch, fesselnd und ergreifend schilder Cavanaugh das Leben derjenigen Deutschen die sich weder zum Helden geboren fühlten noch ein außergewöhnliches Leben führten und dennoch als Chris ten nicht wegsehen konnten, als ihre „Volksgenossen" ihr mörderisches Werk begannen.<<