Reiner Möckelmann

 5 Sterne bei 3 Bewertungen
Autor*in von Hannah von Bredow, Franz von Papen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Reiner Möckelmann war langjähriger Diplomat in Ankara, Belgrad, Istanbul, Moskau und Wien. Er ist Autor einer Monografie über die Exiljahre von Ernst Reuter in der Türkei, einer ausgesprochen hochgelobten Biografie zu Franz von Papen sowie einer Biografie über die Bismarck-Enkelin und Widerstandskämpferin Hannah von Bredow.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Reiner Möckelmann

Cover des Buches Franz von Papen (ISBN: 9783805350266)

Franz von Papen

 (1)
Erschienen am 15.08.2016
Cover des Buches Hannah von Bredow (ISBN: 9783806236620)

Hannah von Bredow

 (1)
Erschienen am 25.04.2018
Cover des Buches Wartesaal Ankara (ISBN: 9783830535836)

Wartesaal Ankara

 (1)
Erschienen am 01.01.2016
Cover des Buches Transit Istanbul–Palästina (ISBN: 9783806245608)

Transit Istanbul–Palästina

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Erschienen am 10.03.2023

Neue Rezensionen zu Reiner Möckelmann

Cover des Buches Franz von Papen (ISBN: 9783805350266)

Rezension zu "Franz von Papen" von Reiner Möckelmann

Lesenswerte Biographie
Ein LovelyBooks-Nutzervor 2 Jahren

Bisweilen frage ich mich, wem auf der Rangliste der größten A...löcher in der deutschen Geschichte der zweite Platz zukommt und schwanke zwischen Alfred Hugenberg und Franz von Papen. Über letzteren hat nun Reiner Möckelmann eine Biographie vorgelegt, die den bezeichnenden Untertitel "Hitlers ewiger Vasall" trägt. Darin beschreibt er den Lebensweg des Kurzzeitkanzlers, Vizekanzlers unter Hitler und Botschafter in der Türkei. Schon als Kanzler trug der antidemokratische und bis ins Mark kaisertreue Papen mit seinem "Preußenschlag", der Absetzung der geschäftsführenden Landesregierung Preußens, maßgeblich zur Zerstörung der Weimarer Republik bei. Nachdem sein kurzlebiges "Kabinett der Barone" sich nicht halten konnte, betrieb der Intrigant seine Wiederernennung als Kanzler, indem er auf das Pferd Hitler setzte. Doch der lehnte als Führer der stärksten Fraktion im antidemokratischen Lager verständlicherweise eine Rolle in zweiter Reihe ab, sodass sich nun Papen mit der Vizekanzlerschaft zufrieden gab, dies in der Hoffnung, Hitler mithilfe seiner konservativen Kabinettskollegen einzurahmen. Das dieser Plan nicht klappte, ist hinlänglich bekannt, zudem zeigte sich in der praktischen Politik nichts von Mäßigung seitens Papens, im Gegenteil, er wirkte an zahlreichen Gesetzen zur Etablierung der faschistischen Regierung aktiv mit, hatte auch nichts gegen antijüdische Maßnahmen. Mit seinem Beitrag zur Reichskonkordat trug er zudem dazu bei, Hitler international hoffähig zu machen. Seine als Akt des Widerstandes geltende Marburger Rede stammt tatsächlich aus der Feder seines Beraters Edgar Jung. Als dieser kurze Zeit später in der "Nacht der langen Messer" nach dem sogennanten Röhmputsch ermordet wurde, folgte keine deutliche Reaktion Papens. Im Gegenteil, weiterhin stellte er seine Dienste Hitler zur Verfügung, zuletzt als Botschafter in der Türkei, wo er den Kriegseintritt dieses Staates auf seiten der Alliierten lange, aber letztendlich nicht erfolgreich verhindern konnte.

Nach dem Krieg stilisierte sich Papen dann in seiner apologetischen Autobiographie "Der Wahrheit eine Gasse" - der Titel ist der reine Hohn - als emsiger Arbeiter für das Wohl Deutschlands und eigentlicher Widerständler dar, der mit seinem Wirken Schlimmeres verhindert habe (was, bitteschön, hätte den noch schlimmer kommen können?). Tatsächlich kannte Papen einige der Widerständler, doch diese trauten ihm - vermutlich zu recht - nicht und vermieden enge Kontakte mit ihm, geschweige denn, dass sie ihn in irgendwelche Pläne eingeweiht hätten. Versuch, nach dem Krieg in die CDU einzureten, wurden vom damaligen Vorsitzenden Adenauer, ansonsten nicht sehr zurückhaltend im Umgang mit ehemaligen Nazifunktionären, aus gutem Grund abgelehnt. So blieb Papen bis zu seinem Ende im Jahr 1969 der ewige Vasall Hitlers, der nicht in der Lage war, sich seiner Vergangenheit in ehrlicher Weise zu stellen und sich stattdessen die Wirklichkeit zurechtbog.

Sicherlich ist Möckelmanns Studie mit 39,95 € (31,96 € für wbg Mitglieder) nicht ganz billig, aber sie ist es wert, gelesen zu werden.

Cover des Buches Hannah von Bredow (ISBN: 9783806236620)
Sikals avatar

Rezension zu "Hannah von Bredow" von Reiner Möckelmann

Eine faszinierende Persönlichkeit mit einer klaren Meinung
Sikalvor 6 Jahren

Hannah von Bredow (1893 – 1971) wurde als erstes Kind von Herbert Fürst von Bismarck und seiner Frau Marguerite, geb. Gräfin Hoyos geboren. Leider war sie (wie damals so oft) nicht der lang ersehnte Stammhalter. Es entwickelte sich eine enge Beziehung zum Vater, der wohl auch den Grundstein für ihre politische Einschätzung legte. Bereits 1933 schrieb sie in ihrem Tagebuch:

 

„Die Welt ist aus den Fugen, und wir können nur abwarten, bis uns das Genick umgedreht wird. Schauerlich. Die Menschen sind alle toll.“ – und zwei Monate später über Hitler „Er ist ein Wahnsinniger.“

 

Sie hat sich nie ein Blatt vor den Mund genommen und klar ihre Meinung kundgetan. Viele ihrer Erinnerungen wurden in Tagebüchern und Briefen niedergeschrieben. Sie selbst vertraute ihrem Sohn in späten Jahren an, dass sie ihre ganzen Aufzeichnungen sichten und ordnen wolle – ursprünglich eher für den engeren Familien- und Freundeskreis gedacht, finden sich interessante Einblicke in die Zeit rund um die 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Sie analysierte scharfsinnig, pointiert, verfügte über erstklassige Kontakte zu hochrangigen Persönlichkeiten der Weimarer Republik sowie zur Gesellschaft im „Dritten Reich“. Eine wichtige Quelle ihrer Gedanken war die Korrespondenz mit ihrem Freund und Vertrauten Syndey Jessen – der Briefaustausch dauerte 40 Jahre und umfasst mehr als 2000 Dokumente.

 

Der Autor und ehemalige Diplomat Reiner Möckelmann hat hier ein auf 400 dieser Aufzeichnungen gestütztes Portrait einer bemerkenswerten Frau gezeichnet, die sich hartnäckig dem NS-Regime widersetzte.

 

Ihre starke Verbindung zu ihrem Vater förderte ihr ausgeprägtes Interesse an Geschichte und Politik, sie las sehr viel und intensivierte dieses Interesse in unzähligen Gesprächen mit Zeitgenossen, denen sie ordentlich Paroli bot. Ihr gesellschaftliches Netzwerk war – auch durch ihre Brüder Otto und Gottfried – weit verzweigt, die beiden machten sie auch mit Hitler, Göring und anderen NS-Hauptakteuren bekannt. Doch obwohl ihre Brüder auf das NS-Regime bauten, stellte sich Hannah öffentlich immer wieder dagegen, meldete auch ihre Kinder (trotz Aufforderungen) nicht in der HJ an. Das Mutterkreuz erhielt sie letztendlich trotzdem, immerhin hat sie „für Führer, Volk und Vaterland“ acht Kinder zur Welt gebracht.

 

Mehrmals konnte sie nur knapp einer Verhaftung entgehen, wurde sogar im Krankenhaus von der Gestapo verhört – sie sollte gestehen, dass sie das Attentat auf Hitler mit ihrem Bruder Gottfried vorbereitet hatte. Aufgrund von Denunziationen wurde der „Akt“ Hannah von Bredow im Laufe der Zeit ziemlich umfangreich, es wurde ihr u.a. zur Last gelegt, dass sie „Ausländerei“ treibe und fremde Sprachen spreche, sie gehöre keiner bekennenden Kirche an und sei in keiner Nazivereinigung – somit erziehe sie ihre Kinder zu Staatsfeinden.

 

Um ihre Kinder (und auch sich selbst) nicht mehr als notwendig zu gefährden, hatte sie nur einen begrenzten Handlungsspielraum, um ihren Widerstand auszudrücken. So hielt sie unbeirrt an ihren Überzeugungen fest, die sie oft lautstark kundtat, half auch Verfolgten des Regimes.

 

Der Autor hat ein sehr umfangreiches und informatives Bildnis dieser ungewöhnlichen Frau geschaffen. Durch die akribischen schriftlichen Aufzeichnungen wird ein lückenloses Stück Zeitgeschichte abgebildet, welches die Zeit des Umbruches in Deutschland aufschlussreich darstellt. In ihren Aufzeichnungen liest man aber auch über ihre Gedanken, Gefühle und ihr eigenes Überleben in diesen schwierigen Zeiten und kann diese Frau nur bewundern, die sich dem kritischen Denken in einer Zeit stellte, in der so viele andere mit dem Strom schwammen.

 

Gerne vergebe ich 5 Sterne für dieses interessante Portrait

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