Indien in einem Bildband gerecht zu werden, scheint unmöglich zu sein. Als zu groß erweist sich seine Ausdehnung. Zu extrem wirken die Unterschiede innerhalb der indischen Gesellschaft, zu riesig stellt sich die religiöse Bandbreite dar und zu komplex erscheint auch die indische Geschichte.
Reiner Sahm war oft in Indien unterwegs, kennt seine Geschichte und die ungeheuere Dimension der gegenwärtigen Probleme. Doch davon findet man in diesem phänomenalen Bildband nur gelegentliche Andeutungen im Textteil. Vielmehr lernt der Betrachter der wunderbaren Bilder Indien als ein Land der Paläste, Tempel, historischen Befestigungsanlagen, gigantischer Landschaften und bunten Feste kennen.
Aus dieser Perspektive habe ich dieses Land noch nie betrachten können. Mit Sicherheit tragen dazu auch die unglaublichen Fotos bei. Wenn sie über beide Buchseiten gehen, was meistens der Fall ist, dann haben sie eine Größe von gut 21 mal 72 cm. Bei einer solchen Panorama-Dimension glaubt man sich tatsächlich vor Ort, denn mehr könnte man im eigenen Sichtfeld auch nicht unterbringen.
Der Autor ordnet sein Buch geografisch. Nach einer allgemeinen, sehr gut formulierten und konzentrierten Einleitung widmet er sich in dieser Reihenfolge dem Norden, dem Westen, dem Zentrum, dem Südwesten, dem Süden und dem Osten des Landes. Nur ganz selten findet man Szenen aus den übervölkerten Städten Indiens, und dies auch nur, wenn Feste dokumentiert werden sollen. Es dominieren Aufnahmen von geradezu märchenhaften Palast- und Tempelanlagen aus allen Teilen Indiens. Jedes Kapitel wird mit einem kurzen, aber sehr prägnanten Text eingeleitet. Das gesamte Buch ist durchgehend zweisprachig in Deutsch und Englisch gehalten.
Kurz: Dies ist ein faszinierendes Buch, in dem der Betrachter Indien als ein Land wunderschöner architektonischer Zeugnisse einer langen und vielfältigen Geschichte kennenlernt. Die Aufnahmen sind nicht nur von ihren Ausmaßen gigantisch.
"Indien ist noch heute ein Märchen aus 1001 Nacht!"