Rezension
Kaivaivor 17 Jahren
" ' Wie gehts?' ' Danke,man lebt.' Leben ist ein Zustand,keine Tätigkeit.Ob man ein Leben hatte erweist sich am Ende."- "Ein Leben?Legt man die Maßstäbe der hedonistischen westlichen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts an Kafkas physisches Dasein,so ist das Ergebnis wahrhaft niederschmetternd." Zwei Zitate aus der Einführung zu Reiner Stachs KafkaBiografie.Fünf Jahre aus diesem öden,beschränkten Leben schildert der Autor über 600 Seiten.1910 ist Kafka 27 Jahre alt,Büroangestellter,bei seinen kleinbürgerlichen Eltern lebend,ledig.Schreiben ist sein Lebenselexier.Im Schreiben 'sah er den eigentlichen Fokus seiner Existenz,Schreiben beruhigte und stabilisierte ihn,gelungenes Schreiben machte ihn glücklich und selbstbewußt'.Aber als gelungen empfand er sein Schreiben selten.13.8.1912: Felice Bauer tritt in sein Leben.Auf Seite 95 der Biografie.Ich,als Leser,tauch nun in Kafkas Kosmos,mit wachsendem Unverständnis folge ich den Windungen seines Gehirns,wenn er mit seinen stürmischen Briefen und seinem Zweifel,der heftig aufflammt,wieder und wieder,und seiner Lähmung die ihn befällt,wenn sie da ist, sein eigenes Herz erstickt.Ich bin erschüttert,wie schwer ein Mensch es sich in der Liebe machen kann.Es ist nur schwer zu ertragen,das zu lesen,doch zugleich fesselt es mich dort,wo es wehtut und ich bin Kafka verfallen.Vielleicht gibt es in der Seele einen K-Punkt und wer diesen Punkt mal spüren will,der sollte diese wundervolle Biografie lesen.Von allen Biografien die ich gelesen hab,ist es meine liebste.