„Die Betrachtung über den Sinn des Todes kann nur eine Ergänzung zum Nachdenken über den Sinn des Lebens sein.“ (S.46)
Zum Inhalt: Ein – wenn nicht – das essentielle Thema des Lebens ist es, dessen sich die Referenten in diesem Band zum „Philosophicum Lech“ annehmen: der Endlichkeit. Im spezielleren unserer Endlichkeit als Individuen, eventuell als Geist – sowohl im intellektuellen wie metaphysischen Sinne –, als thermodynamische Emanation oder gar als Spezies. Der Fokus liegt dabei, von unterschiedlichen Warten aus betrachtet, immer wieder auf der dem denkenden Wesen immanenten Grundfrage nach dem Sinn. „Die Betrachtung über den Sinn des Todes kann nur eine Ergänzung zum Nachdenken über den Sinn des Lebens sein.“ (S.46)
Sowohl kühnere Ansätze und Herausforderungen an den philosophisch geschulten Intellekt, als auch handfeste Überlegungen (hier sei v.a. der Beitrag von Eugen-Maria Schulak erwähnt), sowie in ihren ethischen Ansätzen polarisierende Gedankengänge (z.B. der Beitrag von Johannes Huber) finden ausgewogen Platz und rütteln nicht all zu selten an den Grundfesten der Überzeugungen des Lesers. Dies primär im positiven Sinne, eben diesen Leser auf ein philosophisches Abenteuer von finaler Relevanz jedoch ungewissem Ausgang mitnehmend. Durchwegs positiv durchdrungen sind die Vorträge von der Vorsicht, um nicht zu sagen der berechtigten Scheu, vor end-„gültigen“ Aussagen, sowie platten Verallgemeinerungen oder gar der Verunglimpfung glaubensphilosophischer Erklärungen zum Thema Tod oder einem potentiellen Leben danach.
Ein spezielleres Augenmerk wird auch auf den Umgang mit Tod, Ruhm und der wie auch immer definierten Unsterblichkeit in einem Zeitalter medizinischer Machbarkeiten, mediengetriebener Kurzzeitberühmtheiten und der Verdrängung nicht des Todes wohl, aber der Sterbenden gelegt.
Als Grundtenor zieht sich bei aller Kühnheit der Denkkonstrukte die Erkenntnis durch den Text, dass an der Grenze, die der Tod markiert jedes in bekannten Bahnen verlaufende Denken, Erklären, Philosophieren an einen unüberwindbaren Abgrund gerät. „Endlosigkeit und Anfangslosigkeit – daran muß selbst prinzipielles Denken scheitern.“ (S.178) So wird letzten Endes klar, dass die Beschäftigung mit unserer Endlichkeit wichtig ist, jedoch letzten Endes der Fokus auf dem Leben liegen muss. Und auch hier gilt „Philosophie ist Lebensbegleitung.“ (S.94).
Enthalten Texte:
Ruhm, Tod und Unsterblichkeit (Konrad Paul Liesmann)
Über den Umgang mit der Endlichkeit
»Den Tod aber statuire ich nicht« (Reinhardt Brandt)
Not und Notwendigkeit des Todes (Volker Gerhard)
Bedingungen der Möglichkeit eines Lebens nach dem Tod. (Peter Strasser)
Eine philosophische Jenseitsbetrachtung
Jedermann beim Philosophen (Eugen-Maria Schulak)
Über den Umgang mit der Endlichkeit
»Worüber man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen« (Armin Nassehi)
Über die Geschwätzigkeit des Todes in unserer Zeit
Ruhm und Unsterblichkeit (Klaus Thiele-Dohrmann)
Zur Geschichte eines Menschheitstraumes
Das Abwesende, das stets anwesend ist (Natias Neutert)
Die Beunruhigungsfigur des Denkens
Das Los des Lebens (Marie-Luise Angerer)
Star Search Success: Die Rahmung postmodernen Subjektivität
Genea-Logik (Sigrid Weigel)
Vom Phantasma des Fort- und Nachlebens im Erbe
Länger Leben (Johannes Huber)
Medizinische Perspektiven und ihre Bedeutung für die Gesellschaft
Religion, Unsterblichkeit und der Glaube an die Wissenschaft (Thomas Macho)
Fazit: Keine leichte, jedoch eine ungemein lohnende Lektüre nicht nur für „Berufsphilosophen“. Der Text, die Ansätze, die Sichtweisen eröffnen neue Türen im Kopf und Perspektiven auf das Thema frei nach dem Motto: „Interessant! So hatte ich das noch gar nicht gesehen.“ Die Standpunkte polarisieren nicht zu selten, regen an eigene Denkschemata zu hinterfragen und mit offeneren Augen und Ohren die öffentlichen Diskussionen zu verfolgen.
Zum Buch: Die Texte im 7. Band des „Philosophicum Lech“ finden ihre buchbinderische Heimat zwischen für Paperbacks typischen flexiblen Buchdeckeln, die einen nicht sehr stabil verleimten Buchblock umschließen. Ein exzessives Arbeiten mit dem Text oder gar ein zu forsches Aufspreitzen des Buchrückens verbietet sich durch eben diese qualitativ nicht sehr hochwertige Verarbeitung. Typografisch ist der Text einfach und sehr gut leserlich gehalten, mit auch optisch sauberer Aufteilung in Text und Quellennachweis. Der Druck der Bilder ist für den Zweck der illustrativen Ergänzung ausreichend und mit den Abstrichen welche der Bedruckstoff einfordert gut realisiert. Die Haptik hinterlässt trotz der genannten Abstriche einen durchaus positiven Gesamteindruck des Buches.