Rezension zu "Als die Gletscher schmolzen" von Reinhard Köhrer
Die Zuordnung zu diesem Genre ist bedingt richtig. Aber so hat es der Autor selbst gesehen und dann soll es auch so sein.
Reinhard Köhrer ist freiberuflich in der Medienbranche tätig. Er lebt in Kissing bei Augsburg und ist verheiratet. Seine Bücher sind alle dem Science Fiction Bereich zugeordnet.
Inhaltsangabe im Buch
Im Mesolithikum Oberbayerns vor 9000 Jahren wird nach dem gewaltsamen Tod des Schamanen Karuno Hagun zu seinem Nachfolger ernannt. Da es dem schlaksigen jungen Mann an Erfahrung für das Erbe des Schamanen fehlt, schickt ihn das Dorfoberhaupt Kundar zum Zauberer des Nachbardorfes am gegenüberliegenden Ende des Großen Sees in die Lehre. Als Hagun nach tief greifenden Erfahrungen in sein Heimatdorf zurückkehrt, bringt er nicht nur einen Wolfsgeist, sondern auch ein blondhaariges Mädchen mit, das sich Gadil nennt und dem idealen Frauenbild entspricht. Dass sein Name eigentlich Jessica ist, es von einem anderen Planeten kommt, und es vor seiner Verwandlung ein Geschöpf mit runden Eulenaugen, Oktopusarmen und einem lindgrünen Chamäleonkörper war, verrät es natürlich niemandem.
Als Fremde in das beschauliche Fischerdorf einfallen, die den 'Einsiedler', der seit vielen Jahren zur Dorfgemeinschaft gehört, suchen, weil er den 'Stein des Wissens' aus Chandor, einem Ort weit jenseits des Gebirges, gestohlen hat, kann Hagun nur durch eine List Schlimmeres verhindern ...
Meine Sicht der Dinge.
Bei diesem Titel und dem Genre denkt man leicht es ist ein Buch das in der Gegenwart oder näheren, eventuell auch ferneren Zukunft spielt. Die Steinzeit kam mir erst mal nicht in den Sinn.
Die Geschichte beginnt mit einer Szene in einem Raumschiff. Jessica unterhält sich mit dem Gehirn. Sie hat ihre Heimat verlassen und das Raumschiff entführt. Dieses ist nun derart beschädigt, dass es notlanden muss. Daraufhin wird es vernichtet, da eine Directive besagt, dass fremde primitive Kulturen geschützt werden müssen, vor fremden Einflüssen, die sie nicht begreifen können. Nach dieser Katastrophe, befindet sich die in einen menschlichen Körper transformierte Jessica auf der Erde. In Deutschland. In der Steinzeit.
Alles weitere spielt sich in dieser Zeit ab. In einem kleinen Fischerdorf an einem See. Man lernt das Leben und die Menschen dort kennen. Ihre Probleme, ihre Neigungen und Intrigen, ihr karges Leben.
Die Hauptperson ist Hagun, der Zauberer. Er hat es nicht leicht in diesem Dorf. Noch jung und unerfahren wird er weder respektiert noch gemocht. Nach einem peinlichen Behandlungsfehler bleibt ihm nur übrig in einem anderen Dorf, bei dessen Zauberer in die Lehre zu gehen. Nach kurzer Zeit geht er in sein Dorf zurück. Sein Wissen ist etwas angewachsen und sein neu erwachtes Selbstbewußtsein bewirken, dass er nun besser im Dorf zurecht kommt. Intuitiv und mit einer gewissen Bauernschläue gesegnet, überrascht er seine Leute im Fischerdorf positiv. Was nicht bedeutet, dass ihn alle mögen. Bei ihm ist Jessica, die sich nun Gadil nennt. Sie fügt sich recht schnell in das Leben dieser Zeit ein, lernt ruckzuck die Sprache soweit, dass sie sich verständigen kann. Integriert sich ohne Probleme in das ihr völlig unbekannte Leben.
Als eines Tages Fremde auf Pferden kommen, die einen ihnen Abtrünnigen suchen und wichtiger noch, einen besonderen Stein den er mitgenommen hat, zurück wollen, wird es turbulent. Die Fremden kommen von weit her und gehören einer weit höher entwickelten menschlichen Rasse an. Ihre Waffen und Möglichkeiten machen den Dorfbewohnern, zu recht, Angst. Trotz der Gefahren weiß Hagun Rat. Aber wer letztendlich der Sieger sein wird und wie sich alles weiter entwickelt ist nicht ganz so vorhersehbar, wie man zwischendurch denkt.
Die Idee des Romans ist irgendwo recht pfiffig. Das Buch lässt sich flüssig lesen. Die Geschichte ist interessant und auch spannend genug, um einen bei der Stange zu halten. Die Charakter sind leider ein wenig blass. Nur über den Zauberer erfährt man etwas mehr. Seine Gefühlswelt kommt gut und realistisch rüber. Da dies ein SciFi- Roman ist, hätte ich erwartet, dass eher Gabil die Rolle der Protagonistin spielt. Doch dem ist nicht so. Als Nebencharakter ist sie meist mitten im Geschehen, aber doch nicht die Hauptfigur. Ihre Art, wie man sie im Raumschiff kennengelernt hat und wie sie sich in dem Fischerort gibt, passen auch nicht so ganz.
Mit der Bewertung habe ich mich nicht leicht getan. Ich denke gute 3,5 Sterne sind angemessen für dieses Buch.