Reinhard Mohr

 3,8 Sterne bei 12 Bewertungen
Autor*in von Bin ich jetzt reaktionär?, Meide Deinen Nächsten und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Reinhard Mohr, Jahrgang 1955, studierte Soziologie mit Diplom-Abschluss an der Johann-Wolfgang- Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Von 1979 bis 1982 war er dort AStA-Vorsitzender, später Redakteur der Sponti-Zeitschrift Pflasterstrand. Er arbeitete u. a. für die taz und die FAZ, war von 1996 bis 2004 Redakteur des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, dann Autor des Stern. Daneben schrieb er Kabaretttexte für Michael Quast und Matthias Beltz sowie mehrere Bücher, darunter Zaungäste (1992), Das Deutschlandgefühl (2005), Meide Deinen Nächsten (2010) und Bin ich jetzt reaktionär? Bekenntnisse eines Altlinken (2013). Im Europaverlag erschien 2021 Deutschland zwischen Größenwahn und Selbstverleugnung. Reinhard Mohr lebt in Berlin Prenzlauer Berg und schreibt als freier Journalist vor allem für Welt am Sonntag und NZZ.

Quelle: Verlag / vlb

Neue Bücher

Cover des Buches Good Morning Germanistan! (ISBN: 9783958906464)

Good Morning Germanistan!

Erscheint am 26.04.2025 als Taschenbuch bei Europa Verlage.

Alle Bücher von Reinhard Mohr

Cover des Buches Bin ich jetzt reaktionär? (ISBN: 9783579066387)

Bin ich jetzt reaktionär?

(3)
Erschienen am 22.04.2013
Cover des Buches Meide Deinen Nächsten (ISBN: 9783937989655)

Meide Deinen Nächsten

(3)
Erschienen am 20.08.2010
Cover des Buches Durchs irre Germanistan (ISBN: 9783958905931)

Durchs irre Germanistan

(3)
Erschienen am 25.08.2023
Cover des Buches Bin ich jetzt reaktionär? (ISBN: 9783641098339)

Bin ich jetzt reaktionär?

(0)
Erschienen am 30.05.2013
Cover des Buches Good Morning Germanistan! (ISBN: 9783958906464)

Good Morning Germanistan!

(0)
Erscheint am 26.04.2025

Neue Rezensionen zu Reinhard Mohr

Cover des Buches Durchs irre Germanistan (ISBN: 9783958905931)
Eric_Maess avatar

Rezension zu "Durchs irre Germanistan" von Henryk M. Broder

Eric_Maes
Frust, Ärger und Wut. Populismus, Bashing und Trash. Wenig eingehende Analysen, spannende Fragen und wenig Antworten von rechts außen. Essay darf nicht alles!

Wo steht Deutschland und was hat das Ganze mit Moral und Sitte zu tun? Henryk M. Broder und Reinhard Mohr beschreiben hier essayhaft das Bild der ampelregierten Republik mit Alltagsanalysen des politischen Geschehens. Dabei arbeiten sie sich besonders an der Ampelregierung, aber auch an der bürgerlichen Opposition sowie auffällig oft an Juden und Israel ab. Das Buch überschreitet teils die Stufe zum Antisemitismus. Es ist faszinierend, wie diese Autoren in großen deutschen Presseerzeugnissen publizieren dürfen. Was anfangs – auch vom Hintergrund der Autoren – spannend klingt und neugierig macht, landet letzten Endes in einer Buchmontagsdemo, in der außer Frust, Ärger und Wut nichts weiter dabei herumkommt. Schade. Auch für mich als liberal-konservativem Wähler.

Das Buch ist im stabilen Softcover herausgegeben. Es ist in der rot-grün-gelben Deutschland-Flagge in der Deutschland-Karte gestaltet. Der Buchtitel „Durchs irre Germanistan“ bedient in der Wortendung kolonialistische Überheblichkeitsfantasien, die auch heute noch in Ländernamen des nahen und vor allem fernen Ostens präsent sind. Eine Gleichsetzung mit diesen Ländern soll Deutschland auf eine Stufe mit diesen wohl „rückschrittigen“ Ländern stellen? Der Titel passt vom abwertenden Stil zum Inhalt, auch wenn die Länder da keine Rolle spielen. Das Buch hat drei Kapitel und besteht in diesen aus mehreren essayhaften Erzählungen aus dem politischen Alltag.

Die Kapitelnamen geben wie der Titel gut einen Einblick in ein zusammenhangloses Ganzes, wo jeder Hinfaller recht ist und ausgeschlachtet wird. „Kapitel 1: Schöne Illusionen oder die Realitätsblindheit der Bullerbü-Republik.“, Kapitel 2: Moralismus als neue Gratis-Tugend – die gute Absicht zählt.“, Kapitel 3: Die deutsche Apokalypseverliebtheit oder Untergang ist immer.“ Theoretisch passen alle Titel irgendwie auch zu den Autoren und deren Inhalten. Alles, was irgendwie Angriffsfläche bietet, findet Platz und es wird sich teils an politischen Personen, aber auch Minderheiten direkt abgearbeitet.

Loriot lebt und ja die Autoren zitieren ihn und damit sich? Man kann ja Wähler mit Leser ersetzen? Fragt sich nur welches Parteiprogramm angesprochen wird? „Meine Damen und Herren! Politik bedeutet, und davon sollte man ausgehen, das ist doch, ohne darum herumzureden, in Anbetracht der Situation, in der wir uns befinden. Ich kann meinen politischen Standpunkt in wenigen Worten zusammenfassen: erstens das Selbstverständnis unter der Voraussetzung, zweitens, und das ist es, was wir unseren Wählern schuldig sind, drittens die konzentrierte Beinhaltung als Kernstück eines zukunftweisenden Parteiprogramms.“ Ich beschränke mich bei de Texten zu den regierenden Parteien auf dieses Zitat, da der Mehrwert für mich tatsächlich nichtssagend ist.

Es werden Antisemiten als keine dummen Kerls (nach August Bebel), sondern als gebildete Menschen, die Literatur und Musik lieben benannt. Wie später Joseph Goebbels. (S.46) „Es ist nicht alles böse und brutal im Dritten Reich, Hausmusik beispielsweise erfreute sich großer Beliebtheit.“ (S.47). Mehr Verharmlosung von Antisemitismus geht eigentlich nicht. In den ersten drei-Vierteln des Buchs kommen auffällig oft Beispiele, Benennungen und Vergleiche mit Juden, dem Dritten Reich und Antisemiten, oft unter der Gürtellinie und immer wieder indirekt durch Zitate anderer. An sich hat dieses mit dem Ausgangsthema des Buches erst mal nichts zu tun, außer man hängt einem kruden verschwörerischen Weltbild an. Krasser Höhepunkt ist hier die Verharmlosung der Todesursachen der 30.000 Toten von Flossenbürg (S.71). Allein eine Anzeige wegen Volksverhetzung wert. „Die Inszenierung jüdischen Lebens in Deutschland toppt alles vorausgegangenen Wunder,…“ (S.122). „Das ist allemal besser, als vom Staat ganz ohne 9-Euro-Ticket von einem Lager in ein anderes befördert zu werden.“ Unzählige weitere geschmacklose Texte finden sich im Buch.

Tatsächlich bringen manche Analysen der heutigen Politik lustige und spannende Dinge hervor, die nachdenkswert sind und konservative Leser sicher erreichen. Spannend ist hier die Analyse zum Selbstbestimmungsgesetz, die in einem Konjunktiv zum Thema Nationalität und Alter mündet. Wieso sollte man dieses nicht ebenso einfach ändern können. Problem ist immer wieder, dass hierbei offen Minderheiten und Gruppen indirekt angegriffen bzw. heruntergesetzt werden. Klischees werden bedient und Werte heißt hier, Rollenmuster der Gesellschaft offen zu legen.

So werden die „drängenden“ Themen der Deutschen überspitzt gezeichnet und gleichzeitig bedient, damit sie mit der großen Weltpolitik in Verbindung gebracht werden. Badeordnungen und Nackte Brüste in Schwimmbädern (Überschrift: „Nackte Brüste sieht man besser“), Ostermärsche und deren Idealisierung in den Medien hin zum deutschen Pazifismus in der Welt, verkürzte Arbeitswochen, die Ungeimpften dürfen natürlich nicht fehlen, Fußball und vieles mehr. Populismus der letzten Jahre und die Themen desselben in einem Buch als Brennglas.

Was der Autor bei den großen Printmedien des deutschsprachigen Raums macht (und machen darf) erschließt sich mir nicht.

1 klares Nein zu diesem Werk voller Anitsemitismus, Bashing und Texten unter der Gürtellinie.

„Das wahre Drama besteht darin, dass sich dazwischen ein ressentimentgeladenes Spannungsfeld aufgebaut hat, in dem eine unvoreingenommene, ebenso sachliche wie streitbare Diskussion nicht mehr möglich ist.“ (S. 173). So sehe ich das für dieses Buch, wenn der Leser einen klaren moralischen Kompass auf der Wurzel des christlichen Abendlandes hat.

„Wie sagte Faust zu Mephisto: Werd‘ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön!“ folgend dem zweiten Teil: „Dann magst Du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehen.“ Gute Nacht. Ein Anfang vom Ende.

Cover des Buches Durchs irre Germanistan (ISBN: 9783958905931)
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Rezension zu "Durchs irre Germanistan" von Henryk M. Broder

seschat
Deutschlands Ist-Zustand in 2023

Ich kannte Henryk M. Broder bisher ausschließlich aus dem TV. Dort nimmt der Reporter und Autor nach wie vor kein Blatt vor den Mund, wenn es um Deutschland geht. Der Titel seines neuesten Buches "Durchs irre Germanistan. Notizen aus der Ampel-Republik" spricht für sich und hat mich unweigerlich an Asterix-Titel denken lassen. Zielsicher und unumwunden legt er darin nun gemeinsam mit dem Journalisten Reinhard Mohr die Schwächen des politischen Systems, aber vielmehr noch der Regierenden offen. Der Werte- und Ansehensverfall im In- und Ausland ist überall greifbar, doch die Ampelregierung hält stur an ihrem Schlingerkurs fest. Klimakleber, Genderwahn, Digitalisierung und Diversitybestrebungen sind nur die bunte Spitze des Eisbergs. Die wirklichen Probleme, wie Wohnungsnot, Inflation und Migration, werden nicht angegangen, weil Wärmepumpen und Auslandsbesuche nun mal wichtiger sind. Broders Vergleich mit Heines "Deutschland, ein Wintermärchen" ist keineswegs weithergeholt, sondern aktueller denn je.

Wer nach einem zeitaktuellen Lagebericht Deutschlands Ausschau hält, sollte zu dieser pointierten Lektüre greifen. Sie fasst auf 224 Seiten zusammen, was viele TV- und Presse-Formate bewusst verschweigen. Die literarische Form von kurzen zwei- bis dreiseitigen Notizen liest sich flott und erkenntnisreich. Beide Autoren lieben ihr Land und berichten seit Jahren über dessen (Negativ-)Entwicklung. Ihre Ausführungen sind stets am Puls der Zeit orientiert und fußen auf Fakten. Mit ihrer eigenen Meinung halten sie sich nicht zurück und sparen ungern an Ironie.

Ich bin gern mit beiden Autoren durch mein Heimatland gereist und habe dabei sowohl herzlich aufgelacht als auch empört mehr Verstand von den Oberen eingefordert. Es ist m. E. ungemein wichtig, dass es noch unabhängige Stimmen wie Broder und Mohr gibt, die sich ihre Überzeugungen nicht nehmen lassen und kritisch hinterfragen. Anders als mit Humor erträgt man vieles heutzutage einfach nicht...

Denkanstöße!

In dem schmalen, nicht einmal 200 Seiten umfassenden Buch, fast ein Essay, fragt Reinhard Mohr danach, was die Deutschen für ein Selbstbildnis haben, beziehungsweise was sie von ihrem Land halten. Dabei stellt sich heraus, dass es schwierig bestellt ist mit solchen Sächelchen wie Heimatgefühl, Nationalstolz, Patriotismus, Nationalismus, Europaismus, eigentlich mit allem und es stellt sich heraus, dass die Deutschen von ihrem Land alles fordern, gefördert werden wollen, aber nichts ausreicht, um ihnen ein positives Bild von Land und Staat zu verschaffen. Geschweige denn, eine Art Identifikation zu erreichen. Trotzdem wollen sie wohl hier leben und nirgendwo anders hin.

Die Schwierigkeiten fangen schon damit an, dass man sich fragen muss, wer das eigentlich ist, der Deutsche, das deutsche Volk. Gibt es das überhaupt (noch) und gibt es einen Mehrheitswillen oder zerfällt alles (was alles?) in kleingruppierte Eigeninteressen? 

 Angesichts der Querdenkerschelte (zu Recht), der Pegidaschelte (zu Recht), der Coronaleugnerschelte, (zu recht), der Auflistung aller möglicher Demonstranten, Lauthals-Schreier, angesichts der berechtigten Veränderungsforderer und einfach den Berufsjammerern, bin ich fast froh darüber, dass in Frankreich und Italien zeitweise gar nichts läuft wegen derer ausgeprägter Streik- und Demonstrationskultur. Wir sind nicht allein … lalalalala. Und tragen keine gelben Jacken. Gut, das machts nicht besser. 

Was Deutschland im Innersten zusammenhält, kann Reinhart Mohr nicht sagen. Nudeln? Bier? Fussball? Goethe? Goethe ist out. Auch Eichendorff ist out. Nicht nur die Mehrzahl der Migranten kann mit deutscher Literatur nichts anfangen. 

Also, wie gesagt, was Deutschland im innerstenzusammenhält, kann Reinhart Mohr nicht sagen, wie auch, denn dann würde er sofort einen Preis bekommen. Viellicht sogar Nobel? (Thea Dorn hat es wenigstens versucht in „Die deutsche Seele“).

Nichtsdestotrotz fasst der Autor Vieles von dem, was mir Kopfzerbrechen bereitet in Worte. 

„Vor lauter Rassismus, Sexismus, Rechtsextremismus und Nationalismus, inmitten all der „Lügenpresse“-Rufe und „Volkstod“-Prophezeiungen erkennt manch braver Bürger sein eigenes Land nicht wieder, die gute alte Bundesrepublik.“

 Es hat sich Gravierendes verändert – und es gefällt mir größtenteils nicht. Wieder wird man in eine Schublade gesteckt, sobald man ein gewisses Vokabular gebraucht, es herrschen Sprechverbote, Salon-Rassimus ist angesagt und es gibt das Bestreben Geschichte umzuschreiben. 

Der Autor sagt das so:
 „Historische Figuren, egal ob Politiker , Staatsmänner oder Künstler (in diesem Fall sind es tatsächlich nur männliche Wesen), sollen aus der, erst recht aus der ehrenvollen Erinnerung getilgt werden, wenn sie nicht den ethischen und politisch korrekten Maßstäben genügen, die im Jahre 2021 gelten, soweit man bestimmten universitär-akademischen LGBTQ-Reinigungskolonnen folgen mag.“ Das ist knapp vor Geschichtsverfälschung. 

Weiterhin denkt der Autor über die sinkende Wahlbeteiligung nach und macht sich Sorgen um die pluralistische Demokratie. Ich mit ihm. Die Mittelklasse schmilzt. Corona hat ein bisschen geholfen, den Deutschen ihre Heimat wieder schmackhaft zu machen, me thinks. Ich liebe mein Land. Aber es ist klar, dass wir eine Menge Probleme haben. Wer am lautesten schreit, hat recht, habe ich oft das Gefühl. Und Migranten … sie können toll sein und bereichernd, aber sagen nicht bereits jetzt viele, die Integration sei gescheitert? 

 Fazit: „Deutschland zwischen Größenwahn und Selbstverleugnung“ gibt mir viele Denkanstöße und ja, leider auch Anlaß zur Besorgnis, falls nicht bald wieder damit begonnen wird, von einer reinen Befindlichkeitskultur auf einen faktenunterlegten politischen Pragmatismus abzustellen. 

 Ich gebe eine Leseempfehlung. 

Kategorie: Sachbuch. Das politische Buch.
Europaverlag, 2021

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